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Frauenfußball-WM
"In vielen Ländern wird die Arbeit professioneller"

Die Fußball-WM werde in der K.o.-Phase offener, vermutet Taktik-Experte Philipp Eitzinger im Dlf - weil die kleineren, vorsichtiger spielenden Mannschaften bereits ausgeschieden sind. Der Frauenfußball weltweit habe sich weiterentwickelt, doch der deutsche sei nach der Heim-WM 2011 stehengeblieben.

Philipp Eitzinger im Gespräch mit Jessica Sturmberg |
Fußball-WM in Frankreich: Das deutsche Team freut sich über ein Tor von Alexandra Popp im Achtelfinale gegen Nigeria.
Die deutschen Fußballerinnen sieht Taktik-Experte Philipp Eitzinger sportlich im Halbfibale - in puncto Marketing gibt es enormen Nachholbedarf (imago / Frederic Chambert )
Für den Taktik-Experten Philipp Eitzinger gilt: Männer- und Frauenfußball darf man nicht miteinander vergleichen. Bei der FIFA-Frauen-WM in Frankreich hat er beobachtet: "Innerhalb des Mikrokosmos Frauenfußball werden die Spiele offener, vor allem, sobald ein Tor gefallen ist." Vorher regiere die Vorsicht. In der Vorrunde hätten sich viele kleinere Mannschaften eher hinten reingestellt. Das werde man jetzt in der K.o.-Phase weniger sehen, vermutet der Taktik-Experte.
Durch den Turnierbaum treffen nun die USA jetzt schon auf Spanien, der Sieger trifft wahrscheinlich auf Frankreich. "Das sind zwei, wenn nicht sogar drei Teams, die man vor dem Turnier im Halbfinale gesehen hat." Wie stark die USA wirklich sind, könne man nicht bewerten, in der Vorrunde seien sie unterfordert gewesen. Spanien sei ein erster Test, sagte Eitzinger. Gute Chancen habe auch England. Norwegen liege England spielerisch mehr als Australien. Außerdem sieht Eitzinger Deutschland und die Niederlande im Halbfinale, weil Japan bislang noch unter seinen Möglichkeiten geblieben sei.
"Zu lang auf die Schulter geklopft"
Im Großen und Ganzen sei das Viertelfinale repräsentativ für die Frauenfußballwelt insgesamt. Insgesamt werde es athletischer und physischer. Es habe im Vorfeld mehr als ein Dutzend Teams gegeben, die man sich im Viertel- oder Halbfinale vorstellen konnte. Daran merke man, dass in vielen Ländern die Arbeit professioneller werde.

Die Frauenfußball-Bundesliga gehöre sportlich immer noch zu den besten in Europa. Doch der DFB habe in puncto Marketing enormen Nachholbedarf. "Da sind andere europäische Länder links und rechts vom DFB vorbeigezogen." In England, Spanien, Italien gebe es eine deutlich bessere Entwicklung bei Zuschauerschnitt und medialer Präsenz. "Ich habe den Eindruck, man hat sich nach der Heim-WM 2011 zu lange selbst auf die Schulter geklopft. Der DFB und der deutsche Frauenfußball sind da stehengeblieben."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.