Die USA sind als Favoriten in das Turnier gegangen und haben es klar dominiert. Zwar haben die Niederlande es den Amerikanerinnen so schwer gemacht wie kein anderes Team, aber der Sieg sei verdient. Der Strafstoß, der in der 67. Minute die Dramaturgie des Spiels änderte und das lange Unentschieden zwischen den beiden Teams auflöste, sei unglücklich seitens der Niederlande, aber berechtigt gewesen. Beim Abwehrversuch eines eigentlich wenig aussichtsreichen Angriffs traf die Ex-Münchnerin Stefanie van der Gragt mit hohem Bein gegen Alex Morgan.
Interesse in Deutschland trotz Viertefinal-Aus hoch
Insgesamt habe die Qualität zugenommen. "Niemals war das Feld so kompetitiv und so in der Lage, sich auch Duelle auf Augenhöhe zu liefern." Ausnahme sei das Spiel USA gegen Thailand gewesen. Der europäische Verband hätte noch mehr Teams ins Rennen schicken können - mit Dänemark, Österreich oder der Schweiz gebe es Mannschaften, die auch Chancen gehabt hätten. Diese Breite in der Qualität gebe es allerdings noch nicht in allen Kontinentalverbänden.
Die Befürchtung, dass nach dem Ausscheiden der deutschen Mannschaft das Interesse in Deutschland stark nachlassen würde, sei nicht eingetreten. Die Topspiele würden weiter verfolgt. Bemerkenswert sei auch, dass das Halbfinalspiel des englischen Teams gegen die USA in England eine höhere Einschaltquote gehabt hätte als das Champions League Finale der Männer.
"Die paar Groschen"
Dass Deutschland nicht mehr zu den ganz großen Top-Favoriten zählt, sieht Jolle Lahr-Eigen als Aufforderung an den deutschen Frauenfußball, den Anschluss nicht zu verpassen. "Tatsächlich haben andere Mannschaften und andere Nationen aufgeholt. Das insgesamt positiv. Vorher war Deutschland eines der Ausnahmeländer, wo die Spielerinnen [...] unter relativ professionellen Bedingungen trainieren können." Und wo auch ein regelmäßiger Spielbetrieb ermöglicht wurde. Andere Nationen hätten aber mittlerweile in diesem Punkt aufgeholt. England beispielsweise drohe nun davonzuziehen, aber die Ausgangslage für die Deutschen sei weiterhin eine gute. Man dürfe sich nur "nicht auf den Lorbeeren ausruhen".
Die Tendenz, dass reine Frauenvereine mit erfolgreichen Männerclubs zuammengehen, sei notwendig. Das erzeuge eine "andere Strahlkraft". Es brauche aber auch die finanziellen Mittel, selbst wenn das Engagement bei Vereinen wie Real Madrid vielfach noch auf niedrigem Niveau stattfinde. "Die paar Groschen, die auch die Männerteams den Frauenabteilungen da auszahlen, das ist nicht die Welt". Da ginge auch bei Vereinen, die sich bisher noch nicht im Frauenfußball engagieren wie Schalke oder Dortmund "mit gar nicht mal so viel Einsatz" sehr viel mehr.
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