Egal ob Lindsey Vonn, die gerne bei den Skirennen der Männer antreten würde. Oder Michelle Wie, die mehrfach an Golf-Turnieren des anderen Geschlechts teilnahm – jede Sportlerin wirft in diesem Moment eine – zumindest akademisch – interessante Frage auf: Wie gut halten Frauen im Sport im direkten Vergleich mit?
Kommt immer darauf an – wie sich im Frühjahr 1973 zeigte, als der 55-jährige ehemalige Wimbledon-Sieger Bobby Riggs die damals beste Tennisspielerin der Welt, Billie Jean King, zu einem Duell herausforderte. Es ging unter der Headline "Battle of the Sexes" – "Kampf der Geschlechter" in die Geschichte ein.
Riggs, ein erklärter Chauvinist und Showman, trieb es vorher auf die Spitze: "Der Mann ist überlegen. Mädchen spielen ein schönes Tennis für Mädchen. Aber wenn sie mit einem Mann raus auf den Platz gehen, geraten sie in Schwierigkeiten. Sogar gegen einen müden alten Mann von 55."
Ein Hollywood-Film "Battle of the Sexes - Gegen jede Regel" mit Emma Stone und Steve Carell erinnerte in diesem Jahr noch einmal an das Spektakel, das damals in Houston stattfand. Riggs verlor glatt in drei Sätzen - eine schmachvolle Niederlage.
Marsch durch die Institutionen
Es waren prägende Jahre: die Zeit, als die Frauenbewegung aufkam und die Beziehungen zwischen Männern und Frauen politisierte. Es war aber auch die Zeit, als der here Amateurgedanke allmählich zu Grabe getragen wurde.
Angefangen im Tennis, wo man in den Sechzigern die offenen Meisterschaften schuf, an denen auch die Profis teilnehmen konnten. Und wo 1973 bei den US Open als Pioniertat das Preisgeld für die Frauen erstmals auf das Niveau der Männer angehoben wurde.
Auf dem Marsch durch die Institutionen kamen die Tennisspielerinnen vor allem deshalb voran, weil sie sich 1970 einfach selbständig machten und die Women’s Tennis Association, abgekürzt WTA, gründeten.
Stark auch ohne das Tennis-Establishment
Joel Drucker vom amerikanischen Tennis Channel, der Geschichtsexperte der Tennis Hall of Fame in Newport/Rhode Island: "Die wahre Heldin ist Gladys Heldman, die das World Tennis Magazine begründet hatte. Sie war politisch aktiv, aber hatte auch Verbindungen in die Wirtschaft. Als Billie Jean King und ihre Kolleginnen 1970 herausfanden, dass es für sie bei den Pacific Southwest Open in Los Angeles sehr viel weniger an Preisgeld als für die Männer geben sollte, brachte sie den Chef der Tabakfirma Philipp Morris ins Spiel. Eines ihrer Produkte war die Zigarettenmarke Virginia Slims."
Neun Spielerinnen gründeten die WTA und demonstrierten, dass sie sich auch ohne das Tennis-Establishment behaupten konnten. Das PR-Problem, dass sie dabei dem gesundheitsschädlichen Rauchen Vorschub leisteten, ist eine der Schattenseiten der Geschichte.
Aber ohne diesen Deal wäre es nicht gegangen, sagte King kurz nach dem Match gegen Riggs im amerikanischen Fernsehen: "Wir haben inzwischen rund 80 Mitglieder und kontrollieren nun unser eigenes Schicksal. Wir reden direkt mit den Verbänden und mit den Sponsoren. Und die stecken immer mehr Geld in unsere Turniere. Wir schulden ihnen eine Menge. Denn sie haben schon in den frühen, schlechten Jahren zu uns gehalten. Jetzt sieht alles so viel besser aus."
Und sollte sich noch stärker entwickeln – sowohl was das Selbstbewusstsein der Tennis-Frauen betraf, als auch die Spielkultur auf dem Platz. Abzulesen an dem faszinierenden Dauerduell zwischen den zwei unterschiedlichen Spielertypen Chris Evert und Martina Navratilova, an der Dominanz einer scheinbar unschlagbaren Steffi Graf, dem Aufkommen eines Teenager-Typs, der sich mit erotischem Appeal vermarktete – wie im Fall Anna Kurnikowa.
Der bisherige Höhepunkt: die Erfolgsstory der Williams-Schwestern, in der viele Facetten auf einmal anklangen - einerseits Hautfarbe, andererseits Aufstieg aus ärmsten Verhältnissen zu extrem selbstbewussten Selfmade-Spielerinnen, die von einem Vater trainiert wurden, der keinerlei Vorerfahrungen mit dem Spiel besaß. Und natürlich: Powertennis, mit dem die beiden selbst technisch hoch versierte Gegnerinnen wie Martina Hingis einfach vom Platz fegen konnten.
Frauen boten ein Kontrastprogramm
Tennis profitierte auf diesem Weg stets von einer Besonderheit. Es war eine Sportart mit einem weltweiten Publikum und einem weltweiten Reservoir an Talenten. Das ließ sich kommerziell sehr gut ausschlachten. Noch etwas anderes war wichtig. Die Frauen boten ein Kontrastprogramm.
Joel Drucker sagt: "Man wollte kein Rivale zum Männertennis sein. Sondern hatte eigene großartige Spieler, eine eigene Tour, eigene Turniere in Städten überall auf der Welt. Das ermöglichte das Wachstum des Frauen-Tennis."
Trotzdem empfinden die Frauen etwaige Vergleiche als unnötige Sticheleien. Wie etwa neulich als John McEnroe in einem Interview mit dem Radiosender NPR das Leistungsvermögen von Serena Williams relativierte. Bei den Männern stände sie allenfalls auf Platz 700 der Weltrangliste, sagte er.
Jemand wie Maria Scharapowa demonstriert bei solchen Gelegenheiten, dass sich die jetzige Generation bei so etwas gar nicht mehr verteidigt, sondern selbstbewusst dagegenhält: "Es geht um Respekt. Das ist nicht einfach, wenn man sich solche Schläge einhandelt. Denn wir sind doch schon sehr weit gekommen. Aber bei einer solchen Aussage hat man das Gefühl, wir machen wieder viele Rückschritte."