Eine Pilotstudie, die 2018 mit dem Titel "Zur Sichtbarkeit von Frauen und in Medien und im Literaturbetrieb" die Praxis in den deutschen Feuilletons untersuchte, zeigt: Zwei Drittel der besprochenen Bücher sind von Männern und sie werden meist von Männern besprochen und diese Männer schreiben auch längere Texte, das heißt, sie sind auch flächenmäßig dominant. Ausgewertet hatte die Studie die amerikanische Medienwissenschaftlerin Elizabeth Prommer von der Uni Rostock und sie ist eine der Frauen hinter dem Netzportal Frauenzählen. "Das Tolle an 'Frauenzählen' und dem #Frauenzählen ist, dass es ganz viele Freiwillige sind, ganz viele Frauen, die die unterschiedlichsten Dinge zählen. Das ist das Tolle an dem Projekt Frauenzählen, dass verschiende Frauen zählen. Und eines ist gerade die Vorschauen für 2020", so Prommer.
Fifty-Fifty in Twenty-Twenty wurde nicht erreicht
Auf die Frage nach der Präsenz von Regisseurinnen, antwortete Elizabeth Prommer: "Tatsächlich haben wir gezählt wie viele Frauen Regie machen in Film und Fernsehen und bisher sind wir im Kino so bei 20 bis 22 Prozent und bei ARD und ZDF so 17 bis 18 Prozent. Der Weg dahin war in den letzten fünf, sechs Jahren auch schon sehr langsam. Im Kino bewegt sich gar nichts. Da bleibt es eisern bei den 22 Prozent. Und im Fernsehen haben wir immerhin so zwei bis drei Prozent Steigerungen pro Jahr, was nun echt nicht viel ist. Also wie viel Frauen bei Filmfestivals gezeigt werden, also Filme von Frauen, Regisseurinnen, wir werden sehen, was das neue Berlinale-Team macht. Ziel war ja immer Fifty-Fifty in Twenty-Twenty. Das klang ja so schön. Wir sehen aber, da sind wir noch an ganz vielen Stellen weit weg."
Das Thema Geschlechtergerechtigkeit wird zwar breit diskutiert, aber es fehle noch viel, so Prommer: "Zwischen Wissen und Handeln klaffen große Lücken. Was wir feststellen, dadurch, dass wir das Gefühl haben, es ist immer eins zu zwei. Es kommt immer auf ein Drittel Frauen, zwei Drittel Männer hin, dann scheint ja so eine Art Grundzahl an Frauen da zu sein, dass alle das Gefühl haben, na ja, wir haben ja Frauen, zwar ein bisschen weniger als Männer, aber wir haben sie ja doch. Das scheint so ein inkorporiertes Verhalten zu sein. Das zu überwinden ist mühsam. Deshalb müssen wir da dran bleiben."