Als Deniz Yücel noch in Polizeigewahrsam war, schrieb er in die türkische Ausgabe des "Kleinen Prinzen", die ihm seine Frau geschenkt hatte. Auf dem freien Platz um Zeichnungen und Text herum kritzelte er seinen Erfahrungsbericht aus der Polizeihaft bei schummrigem Licht heimlich unter der Bettdecke. Das Buch ließ er dann in seiner schmutzigen Wäsche verschwinden, die er seinen Anwälten mitgeben konnte.
Die Kommunikation zwischen "WELT"-Redaktion und Yücel läuft über Anwälte
Inzwischen hat Yücel in seiner Zelle tausende Seiten per Hand geschrieben, so "Welt"-Redakteur Daniel Böhmer im Gespräch mit mediasres. Die Seiten würden dann von den Anwälten per Handy fotografiert und an die Redaktion geschickt. Manchmal mußte die Redaktion Texte kürzen, um Yücel nicht zu gefährden.
"Ich kann ihm hier in Berlin Briefe schreiben, die ich an seine Anwälte maile. Die drucken die aus, bringen sie ins Gefängnis und Deniz antwortet dann meistens handschriftlich drauf."
Grundsätzlich sei es schwierig von ihm geschriebene Manuskripte zu veröffentlichen, ohne mit ihm darüber diskutieren zu können, so Böhmer.
Erstmalig Hoffnung auf Freilassung
Ganz selten hat Daniel Böhmer die Möglichkeit, mit Yücel zu telefonieren, weil er alle zwei Wochen mit seiner Frau telefonieren darf. Dazu müsse er aber das Glück haben, gerade in ihrer Nähe zu sein. Zuversichtlich stimmt den "WELT"-Redakteur Böhmer, dass der türkische Ministerpräsident Yildrim zum ersten Mal öffentlich gesagt hat, dass er auf eine baldige Freilassung von Deniz Yücel hoffe.
"So positive Töne hab ich in diesem Jahr noch nicht gehört."