Im Freibad Brauweg, mitten im Zentrum Göttingens, ist richtig viel los. Im 50-Meter-Becken ziehen Schwimmer ihre regelmäßigen Bahnen. Nebenan tollen Kinder herum, steigen den 5-Meter hohen Sprungturm hinauf. Oder sie flitzen die lange Röhrenrutsche hinunter.
Für viele ist das Schwimmbad mehr als eine reine Sportstätte, sagen die Besucher.
Mehr als nur ein Schwimmbad
"Freizeit und auch Leute wiederzutreffen. Seit Jahren treffen wir uns hier mit mehreren Leute täglich. Und natürlich auch um zu schwimmen."
"Ich find das Bad richtig schön, weil die Rutschen schnell sind und ich springe richtig gern vom Dreier."
"Zur Zeit ist es für mich Rehasport, um wieder fit zu werden. Aber ich bin in der Region groß geworden, so dass ich es auch als Freizeitort sehr schätze."
Die 50-Meter-Bahn für Schwimmer, ein 45 Meter langes Becken für Nichtschwimmer, und noch zwei weitere Becken. Rein äußerlich macht das Schwimmbad einen guten Eindruck. Der der täuscht, sagt Alexander Hirth, der technische Leiter. Die Becken sind undicht.
Undichte Becken
"Die Auskleidung ist hier eine Beckenfolie die inzwischen über 30 Jahre alt ist und daher nicht mehr geflickt werden kann. So dass die Becken Wasser verlieren in das Erdreich hinein."
Der Wasserverlust ist enorm.
"Man kann davon ausgehen, dass wir circa 20 Kubikmeter am Tag an Wasser verlieren, das sind 20.000 Liter. Ne Badewanne hat 200. Das wären dann 100, 150 Euro am Tag."
Im Freibad Brauweg sind die undichten Becken längst nicht alles, was saniert werden muss. Ein weiteres Beispiel sind die Umkleiden in einem 140 Meter langen und steht unter Denkmalschutz stehenden Gebäude. Immerhin wurde das Bad schon 1927 gebaut, also fast vor 100 Jahren. Für sechseinhalb Millionen Euro sollte demnächst mit der Sanierung begonnen werden. Die Göttinger Freizeit und Sport GmbH und CoKg hatte daher den Bund angeschrieben. Doch das fällt jetzt wortwörtlich ins Wasser, berichtet Geschäftsführer Alexander Frei.
"Wir denken dass dieses Bad schon eine ganz besondere Bedeutung hat für Göttingen und die Region."
Förderantrag abgelehnt
Trotzdem: Der Förderantrag wurde abgelehnt. Wie übrigens der Großteil aller Anträge deutschlandweit. Doch warum ist das so? Das Bundesinnenministerium antwortet schriftlich auf unsere Anfrage:
"Da für das Programm nur begrenzte Mittel zur Verfügung standen und dieses mit den zahlreichen Interessenbekundungen 13-fach überzeichnet war, konnten nicht alle Projektvorschläge eine Förderung erhalten."
1.300 Förderanträge gab es. Nur 186 Projekte wurden bewilligt. 200 Millionen wurden bisher verteilt. Nicht genug für die vielen Schwimmbäder, die alle Sanierungsbedarf haben. Gut möglich, dass einige bald nicht mehr betrieben werden können. Denn ein Freibad ist ohnehin immer ein Zuschussgeschäft. So macht auch das Bad Brauweg allein schon wegen der Heizkosten für die Becken jährlich Miese. Dabei schlagen bereits jetzt Politik und Vereine Alarm: Immer weniger Menschen können schwimmen. Und je weniger Schwimmbäder es gibt, umso größer wird die Zahl der Nichtschwimmer, sagt Lehrerin Michaela Hirschfeld. Sie ist gerade mit einer Grundschulklasse zum Schwimmunterricht im Freibad.
Am falschen Ende gespart
"Deswegen ist es so wichtig, dass das erhalten bleibt, diese öffentlichen Freibäder, damit Kinder möglichst in der Grundschule schwimmen lernen."
Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft sucht schon seit längerem nach Maßnahmen, sagt Rolf Nietzold, der Vorsitzende der DLRG Göttingen.
"Der Unterricht muss als wichtig angesehen werden, dass wir wieder in die Richtung kommen, dass jeder schwimmen kann. Und es ist gravierend, wenn wir das Schwimmen nicht anbieten können, denn dann wird definitiv die Opferzahl steigen."
Im Freibad Brauweg liegen jetzt allerdings alle Sanierungspläne erstmal auf Eis. Im schlimmsten Fall müsse Stück für Stück aus eigenen Mitteln saniert werden, sagt der technische Leiter. Über viele Jahre hinweg. Doch das sei vollkommen unwirtschaftlich. Daher hofft Geschäftsführer Frei auf die nächste Förderrunde.
"Also wir würden uns wünschen, dass der Bund nochmal ein Förderprogramm auflegt speziell für Bäder. Weil das nicht nur bei uns in Göttingen ein sehr großes Problem ist, sondern darüber hinaus in der Region und in ganz Deutschland."