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Freiburger Münster
Im Bann der Gotik

Das Freiburger Münster ist eines der wichtigsten gotischen Bauwerke in Deutschland - und ein Besuchermagnet. Die wenigsten dürften wissen, welche Geschichten die Figuren aus Stein erzählen: nicht nur von Tugend und Glauben, sondern auch von Todsünden, Judenhass und Kirchenkritik.

Von Mechthild Klein |
Innenansicht des Freiburger Münsters
Experimentalbau des Mittelalters: das Freiburger Münster (Deutschlandradio / Mechthild Klein)
Die Glocken des Freiburger Münsters. Der berühmte lichtdurchflutete Turmhelm darüber wurde schon im Mittelalter, im Jahr 1340 fertig gestellt. Mit 116 Meter Höhe war er damals einer der höchsten Türme in Europa. Die neu entwickelte Bauweise der gotischen Architekten diente vielen Kirchen als Vorbild.
Die damaligen Baumeister konnten - anders als heute – keine statischen Berechnungen machen.
"Der Münsterturm war der erste Experimentalbau in dieser aufgelösten Maßwerkkonstruktion. Man muss sich das mal vorstellen: Der Turm besteht zur Hälfte nur aus umbauter Luft und hat auch keine Verstärkungen, keine Verstrebungen, keine Stützgewölbe und das zeichnet ihn aus", sagt die Freiburger Münsterbaumeisterin, Yvonne Faller. Gotische Baumeister hätten damals immer höhere Kathedralen errichtet.
Die neue Bauweise stammte aus Frankreich. Durch den Einsatz von Stützpfeilern konnte man höher bauen und den Schub der Gewölbe nach außen ableiten. So konnten die Wände dünner werden.
Steinmetze verbauten bald riesige, farbige Glasfenster mit biblischen Motiven in die Seitenwände der Kirchenschiffe. Im Freiburger Münster sind besonders viele davon aus dem 13. bis 15. Jahrhundert erhalten.
Hans W. Hubert, Kunsthistoriker an der Universität Freiburg erklärt: "Und das ist natürlich ein unglaublich beeindruckendes Bild, wenn man in diesen zunächst mal vergleichsweise dunklen Kirchenraum kommt. Dass man die Folie, diese diapharme Struktur der Außenwände hat. Wo das Licht gefiltert durch das farbige Glas herein scheint und zugleich – das ist ja in der Gotik als transzendentes Licht verstanden worden - das ist ja das göttliche Licht, was hier durch die Fenster dann das göttliche Wirken auf Erden erzählt. Durch die Heiligen, durch die Szenen der Geschichten von Maria und Jesus und ähnliches."
Berühmter Turmhelm des Freiburger Münsters
Berühmter Turmhelm des Freiburger Münsters (Deutschlandradio / Mechthild Klein)
Die Theologin Beate Gross sagt: "Die Freiburger haben das Ausstattungsprogramm natürlich mitbestimmt. Und wir haben hier die Verkehrung der Hierarchie. Es ist eine Bürgerkirche. Das war sie auch ganz lange. Erst 1821 ist Freiburg zum Bischofssitz gewählt worden. Und eine Bürgerkirche hat andere Prioritäten. Und ganz vorne im Altarraum ist eine völlig andere theologische Einstellung."
Kluge und törichte Jungfrauen
Ins Freiburger Münster kommen im Jahr 1,3 Millionen Besucherinnen und Besucher. Viele Touristen lassen den Bau ganz unbefangen auf sich wirken, ohne theologische oder architektonische Sachkenntnisse. Manche bleiben schon am Eingang stehen, weil sie alte Bekannte in Stein gesehen haben. Die klugen und törichten Jungfrauen am Portal erkennt nur, wer von ihrer Geschichte weiß. Man sieht nur das, was man kennt.
Im Mittelalter gab es ein umfangreiches Figurenprogramm, das an Kirchwänden, Altären und Portalen abgebildet wurde. Nicht nur die Jesus-Geschichte bis zur Kreuzigung. Auch die seiner Mutter Maria und der Heiligen. Biblische Erzählungen zur Erbauung und Ermahnung - eben das ganze theologische Programm, manchmal sogar mit Kritik an der Geistlichkeit.
Zum Haupteingang der Kirche geht man durch einen etwa 15 Meter hohen Spitzbogen in eine Vorhalle.
Das Portal in der Vorhalle sollte ursprünglich die Kulisse für ein weltliches Gericht bilden. Daher hat man die Vorhalle wie einen Versammlungssaal mit steinernen Stufen zum Sitzen ausgestattet. Das zentrale Thema auf dem Giebelfeld, dem Tympanon, ist das Endgericht am Jüngsten Tag. Doch das ursprünglich geplante Grafengericht wurde in den Chor der Kirche verlegt.
Hans Hubert erklärt die Hintergründe: "Hier wurde dann Sühne abgehalten. Es gab z.B. den Fall einer Ehebrecherin, die verurteilt wurde. Und die musste hier mehrere Tage lang, zu ihrer eigenen Schande stehen. So dass jeder Kirchgänger sie sehen konnte, wie am Pranger. Und danach wurde sie aus der Stadt verbannt."
Während Jesus in der biblischen Erzählung die Ehebrecherin nicht verurteilte – im Original war Jesus milder.
Seelen-Waage
Zentral ist die Szene, in der der Erzengel Michael die guten Seelen von den bösen Seelen trennt. Er hält dafür eine Hand-Waage mit zwei Schalen - die Seelen darin sind darstellt als kleine nackte Wesen.
Hans Hubert: "Da werden die Seelen gewogen. Und der Engel ist froh, weil sich die Seele zu ihm hinunter neigt und er sie in den Himmel bringen kann. Ihre guten Taten wiegen schwerer. Und der Teufel klammert sich an eine Schale, um ihr zusätzliches Gewicht zu geben, um die runterzuziehen. Damit er die Seele auf seine Seite bekommt. Also da ist das Ringen um Gerechtigkeit dargestellt."
An den Seiten des Portals stehen sich zwei Frauengestalten gegenüber. Die Figur links ist gekrönt, hält einen goldenen Kelch und eine Kreuzstandarte. Sie blickt auf die zentrale Jesusfigur.
Während die Figur rechts eine Augenbinde trägt und den Kopf vom Eingang der Kirche abgewandt hat. Sie hält eine zerbrochene Standarte in der Hand und ein Buch, das ihr fast aus der Hand gleitet.
Figuren am Portal der Vorhalle des Freiburger Münsters
Judenfeindliche Darstellung der Synagoge mit verbundenen Augen (Deutschlandradio / Mechthild Klein)
"Das ist die Darstellung der Synagoge, die die Augen verbunden hat, weil sie den Messias nicht erkannt hat", sagt die Theologin und angehende Kunsthistorikerin Beate Gross, die an diesem Tag die Münsterführung macht. "Auf der anderen Seite ist natürlich die Ecclesia, also die Kirche dargestellt. Eine allegorische Figur mit dem schönen blauen Gewand. Die hat dann den Kelch in der Hand für den Opfertod Jesu und das Kreuz. Das Mittelalter hat sie auf diese Weise dargestellt."
Das Mittelalter war judenfeindlich. Anders als in der heute offiziellen Kirchensprache wurden die Juden damals nicht als "Schwestern und Brüder im Glauben" gesehen. Sondern als Christusmörder, die in die Irre gegangen sind. Die blind waren für den Weg Christi und der Kirche. Daher die verbundenen Augen. Es ist eine das Judentum herabsetzende Darstellung.
Neben der Ecclesia und der Synagoge schließt sich auch das Gleichnis von den fünf törichten und fünf klugen Jungfrauen an. Hier am Portal stehen sich die Frauen gegenüber.
Beate Gross erläutert die Bedeutung: "Christus erzählt, das Himmelreich gleicht einem Bräutigam, der zur Hochzeit einlädt. Dann verzögert sich aber der Brautzug. Das heißt, der Bräutiga kommt nicht. Dann kommt er mitten in der Nacht und sie sollen mit ihnen ziehen. Und diejenigen, die für Öl gesorgt haben, haben genug Öl, um ihn zu begleiten. Und die die nicht gesorgt haben, haben nicht genug Öl."
Das Gleichnis spielt darauf an, vorbereitet zu sein auf die Wiederkunft Christi zum jüngsten Gericht. Man solle eben gottgefällig leben. Die klugen Jungfrauen, die genug Öl haben, sind im Leben vorbereitet auf das Endgericht, sie halten die volle Ölschale hoch. Die törichten Jungfrauen haben ihre Zeit vertan und nicht gottgefällig gelebt. Sie halten ihre leeren Öllampen nach unten. So deutet es Beate Gross.
Drastische Ermahnungen
Weitere drastische Ermahnungen verkörpern zwei Figuren am Ausgang. Die nackte Frau, die ein Bocksfell auf der Schulter trägt, verkörpert die Voluptas, die Wolllust – eine der sieben Todsünden. Auch dem schönen Mann neben ihr, der eine Rose in der Hand hält, ist nicht zu trauen.
Beate Gross sagt: "Und wenn man auf die Rückseite von dem geht, dann ist ja lauter Gewürm und Getier, was da aus dem Rücken herauskommt. D.h., das ist eine Figur aus dem Mittelalter, das ist der "Fürst der Welt". Das ist so ein Typ wie: mein Haus, mein Boot, mein Pferd."
Über dem Portal mit dem Eingang im Westen erhebt sich der berühmte Turmhelm mit 116 Metern Höhe. Damals war nicht nur die Höhe spektakulär, sondern auch die Architektur, weil man durch den Turm durchschauen kann.
"Mit diesen Maßwerken, die man bislang nur an den Fenstern verwendet hat und nimmt die als Konstruktionsteile für den Turmhelm", sagt Münsterbaumeisterin Yvonne Faller. Und so wurde ein spitzer Turmhelm aus steinernen Kleeblattbogen und blumenartigen Ornamenten aufgebaut, der wie eine Pyramide nach oben spitz zuläuft. "Die Maßwerkkonstruktion der Pyramide ist in ihrem Materialverhältnis Stein zu Luft ins Extrem getrieben worden."
"Operation am offenen Herzen"
Im Freiburger Turm haben eiserne Ringanker im Gestein für die Stabilität gesorgt und viele Jahrhunderte gehalten. Aber die Ecksteine aus Buntsandstein zeigten inzwischen Risse und Ermüdungserscheinungen. Als ein Stein aus der Konstruktion fiel, musste der Turm saniert werden - 12 Jahre lang.
Die Dombauhütte hat nun die Sanierung des Chores, also des Altarraumes, im Blick. Mehrere Steinmetze hauen gerade den Schaft einer Fiale in Form. Eine Fiale ist ein Aufsatz auf den Strebepfeilern in Form eines Gotiktürmchens. So wird die äußere Form der Türme innen wiederholt.
Bunte Glasfenster
Das Freiburger Münster ist auch für seine bunten Glasfenster mit den Heiligengeschichten bekannt. Sie stammen aus dem 13. bis 16. Jahrhundert.
Hans Hubert sagt: "Durch diese Möglichkeit den Schub der Gewölbe abzuleiten auf Punkte, in diesem Fall auf Stützen also die Strebepfeiler, hat man die Freiheit, die Wände völlig aufzulösen und durch Fenster zu ersetzen."
Dafür brauchte man eine Binnenstruktur, in welche die Glasfenster eingefasst wurden.
Das sogenannte Maßwerk: Das ist eine Ornamentform für Fenster, die in Serie gefertigt wurde. In den Spitzbögen gab es Kleeblattformen - dreipässig, vierpässig, sechs- oder achtspässig. Das Licht scheint von Außen durch diese farbigen Fenster mit der Heilsgeschichte Christi.
Die Fenster wurden gespendet von Handwerks-Zünfte und reichen Adeligen oder Kaufleuten, den Patrizier. Oft haben sie ein ganzes Joch mit dem Gewölbe darüber bezahlt. Auf den Fenstern sieht man die Wappen der Spender. Für die Schneider stand eine Schere, für die Schmiede Hammer und Zange.
Denn als die Grafen in der Frühzeit des Kirchenbaus kein Geld mehr für die weitere Fertigung hatten, übernahmen die Freiburger Bürger den Bau und zahlten die Grafen aus.
"Die Freiburger haben das Ausstattungprogramm natürlich mitbestimmt. Sowohl was dargestellt worden ist, wie in der Aufstellung des Programms." Das betreffe auch die Aufstellung der Apostelfiguren im Mittelschiff an den mächtigen Bündelpfeilern, sagt Kirchenführerin Beate Gross.
"Und wir haben hier die Verkehrung der Hierarchie. Es ist eine Bürgerkirche. Das war sie auch ganz lange. Und eine Bürgerkirche hat andere Prioritäten. So haben wir hier den Petrus und Paulus. Sind eigentlich die Apostelfürsten, die normalerweise in der Nähe des Altares dargestellt sind. Aber hier hat man sie an das Schlusslicht gestellt."
Vorne an den Säulen vor dem Altarraum, dem Chor stehen sich der Apostel Thomas und der auferstandene Jesus gegenüber.
Und Thomas streckt seine Hand aus und weist auf die Seitenwunde Christi.
Hans Hubert: "Das sind große szenische Inszenierungen. Und das steht natürlich für den ungläubigen Thomas, also für die Frage der Auferstehung. Eine Szene, die schon im Eingang, im Vorraum der Kirche thematisiert wurde."
Christus sagt nach der Überlieferung zu Thomas: ja du musst in die Seitenwunde fassen, wenn du nur glauben kannst, was du berührst. "Und dann glaubt auch der Thomas", so Hubert.
Der Kirchenbesucher geht also durch das Hauptschiff mit den predigenden Apostelfiguren an den Säulen nach vorne zum Altarraum, vor den Chor zur Kommunion, dort wo der heiligste Bereich beginnt.
Der Geizige hält den Geldsack fest
Es ist ein Stufenweg zur Heiligkeit. Der Freiburger Kunsthistoriker Hans W. Hubert sieht alle Figuren aufeinander abgestimmt – ein übergreifendes Konzept:
"Es gibt ja zwei Marienstatuen am Eingang– eine zur Vorhalle hin und eine nach innen hin. Das ist ja die Patronin des Münsters, unserer lieben Frau. Das Freiburger Münster ist Maria geweiht. Insofern steht sie für das Patrozenium und zugleich als Gottesgebärerin. Und sie hat einen kleinen Christusknaben auf dem Arm. Und wir durchschreiten dann den Kirchenraum und das ist sozusagen die Geburt und kommen hier am Altar zu seinem Tod. Da steht er als Toter bzw. Wiederauferstandener. Da schreiten wir sein ganzes Leben ab."
Konzepte lassen sich viele finden. In der Gestaltung des Turms zum Beispiel kann man ein Abbild des himmlischen Jerusalems sehen, welches am Ende der Zeiten wieder errichtet werden soll auf der Erde. Eine Vorstellung aus der Apokalypse des Evangelisten Johannes.
Je weiter man am Turm nach oben schaut, umso höher geht es auch in der göttlichen Hierarchie. Sitzen unten noch weltliche Fürsten in den Nischen, folgen ihnen darüber geistliche Fürsten bis zu den Darstellungen der Propheten.
Manche kuriosen Skulpturen bereiten den Kunsthistorikern aber lange Kopfzerbrechen.
In einer Art Wasserspeier-Manier sind riesige menschliche Figuren ganz oben am Turm angebracht, allerdings gibt es da kein Wasser abzuleiten. Beispielsweise ein Ritter auf einem Pferd. Ein Mann, der die Augen geschlossen hat und nur schreit. Oder ein Mann, der einen kleinen Sack umklammert.
Beate Gross: "Und da hat man lange nicht gewusst, wer da dargestellt worden ist. Und inzwischen hat man durch die Vernetzung herausgefunden, dass diese Figuren: Der Ritter auf dem Pferd ist der Hochmut. Der der laut schreit, das ist der Zorn. Der der den Geldsack festhält, das ist der Geiz. Die junge Frau, die sich ans Geschlecht fasst, das ist die Wolllust. Also das sind die sieben Todsünden."
Warum die sieben Todsünden am Turm ganz oben erscheinen, bliebt unklar. Eine Erklärung lautet: wenn der Himmel auf Erden kommt mit dem himmlischen Jerusalem, dann gibt es auch keine Sünde mehr. Es wäre eine Befreiung von diesen Lastern.
Rausch in Formen und Farbe
Ob die einfachen Gläubigen im Mittelalter wohl mit diesen Geschichten vertraut waren? Es gab ja nur die religiöse Welterklärung. Und der Besuch in einer so gestalteten Kirche mutete an wie ein Rausch in Formen und Farbe. Denn die Kirchenwände und alle steinernen Figuren am Münster waren bemalt. Das war das völlige Kontrastprogramm zum Alltag der Menschen.
Maria als Himmelkönigin - Triptychon von Hans Baldung Grien 1516 mit deutlicher Kirchenkritik
Maria als Himmelkönigin - Triptychon von Hans Baldung Grien 1516mit deutlicher Kirchenkritik (Deutschlandradio / Mechthild Klein)
Hans Hubert: "Also es gab Menschen, die haben in ihrem Leben nur ein zwei Mal ein Bild gesehen. Und zwar dann wenn sie vom Land von ihren Bauernkaten in die Stadt gepilgert sind und in eine Kirche gegangen sind. Da haben sie Bildwerk gesehen, ja. Also plastische wie auch zweidimensionale. Das muss sich denen ganz einschneidend eingeprägt haben, das muss ein riesiges Erlebnis gewesen sein."
Der Münsterkirchraum sah im Mittelalter übrigens ganz anders aus. Die Decken waren bemalt und nicht weiß getüncht wie heute. Es gab nur Bänke für die Geistlichkeit im Chorraum. Dieser heilige Bezirk mit dem Hochaltar war nur für Kleriker zugänglich. Eine Schranke, ein Lettner, trennte den Altarraum ab. Davor stand ein kleinerer Altar.
"Es gab auch Altäre an einigen Stellen, wo heute keine mehr sind. Man muss sich das sehr viel lebendiger unstrukturierter vorstellen. Aber viel reicher auch in der Ausstattung", sagt Hubert.
Der gotische Kirchraum hat sich in der Neuzeit gewandelt. Die bunt geschmückten Gewölbe wurden weiß übermalt. Bänke füllen das Kirchenschiff. Die Liturgie ist zentralistisch auf den Hochaltar ausgerichtet. Der war im Mittelalter gar nicht zu sehen für das gemeine Kirchenvolk. Jetzt ist auch das Gemälde auf dem Hochaltar von Hans Baldung Grien sichtbar. 1516 hat er Maria als Himmelkönigin vollendet. Die Krone setzen ihr Christus und Gottvater persönlich auf.
Petrus klammert sich an die Schlüsselgewalt
Eine Kritik ist auf dem Altarbild auch unterbracht, meint Beate Gross. Die Jünger auf dem rechtem Altarflügel sind mehr mit sich beschäftigt anstatt mit dem heiligen Geschehen. Der Apostel Petrus klammert sich an den riesigen Kirchenschlüssel, das Gewand rutscht ihm herunter. Diese Jünger haben nur noch einen ganz schwach glimmenden Heiligenschein.
Beate Gross: "Das ist eine sehr sehr heftige Kirchenkritik in Richtung Rom.
Wir sind hier 1512 – da hat Baldung Grien mit dem Altargemälde begonnen. 1516 ist das aufgestellt und geweiht worden. Und 1517 hat Luther seine Thesen angeschlagen."
Es geht um den Ablasshandel, Sündenerlass gegen Geld für Rom.
1506 hat der Papst mit dem Bau des neuen Petersdom begonnen. Der Bau verschlang Unsummen, die auch mit einer rigorosen Außenpolitik wieder eingetrieben wurden.
Die Kritik daran war auch in Freiburg präsent. Das ist auch nach Jahrhunderten noch sichtbar auf dem Hochaltar. Wenn man es zu deuten weiß.