Archiv

Fußball
Freier Eintritt bei Fortuna Düsseldorf - wie das funktionieren soll

Der Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf hat angekündigt, Fans künftig für mehrere Heimspiele gratis ins Stadion zu lassen - danach möglicherweise dauerhaft. Das Konzept mit dem freien Eintritt soll ab der kommenden Saison eingeführt und ausgebaut werden.

    Fans von Fortuna Düsseldorf im Stadion ihres Klubs
    Fans von Fortuna Düsseldorf im Stadion ihres Klubs (imago images / RHR-Foto / RHR-FOTO / Dennis Ewert via www.imago-images.de)
    Wir haben alle Informationen für Sie zusammengefasst.

    Wie bekommt man die Freikarten und ab wann gilt das Konzept?

    In der kommenden Saison sollen drei Spiele frei sein. "Sukzessive soll sich die Zahl der freien Spiele erhöhen", sagte Fortuna Düsseldorfs Finanzvorstand Alexander Jobst. Ziel sei es, langfristig alle 17 Liga-Heimspiele einer Saison gratis im Stadion anzubieten.
    Für die Spiele sollen sich Fans auf einer digitalen Plattform anmelden und bewerben können. Dauerkarten bleiben gültig, die Preise werden anteilig reduziert und sollen dann möglicherweise auf Dauer auch gratis zur Verfügung gestellt werden. Mitglieder sollen bei der Vergabe der Karten bevorteilt werden, die Mitgliedschaft für Erwachsene kostet derzeit 75 Euro pro Saison.

    Warum soll es freien Eintritt geben?

    Im deutschen Fußball ändern sich die finanziellen Verhältnisse, die Einnahmen aus dem TV-Markt sind leicht rückläufig. "Da ist es logisch, nach anderen Wegen zu suchen", sagte Sportvorstand Klaus Allofs bei der Vorstellung der Neuausrichtung des Klubs.
    Düsseldorfs Stadion mit seinen 52.000 Plätzen ist oft nur rund zur Hälfte gefüllt. Leere Plätze sind wenig ansprechend für weitere Fans oder Sponsoren. Die Hoffnung: Ein volleres Stadion sorgt für mehr Interesse beim Publikum und damit auch bei potenziellen neuen Sponsoren.

    Welche Beträge muss Düsseldorf ausgleichen?

    Die Fortuna hat in der Saison 2021/22 Einnahmen in Höhe von 47,6 Millionen Euro erzielt. Dem Wirtschaftsreport der Deutschen Fußball Liga (DFL) zufolge machen die Spieltagseinnahmen inklusive Ticketverkauf rund 15 Prozent der Einnahmen der Zweiligaklubs aus.
    Für Düsseldorf wäre also wohl ein hoher einstelliger Millionenbetrag auszugleichen, wenn der Klub auf Dauer vollständig auf Einnahmen aus dem Eintrittskartenverkauf verzichtet. Ein größeres Publikum könnte zu höheren Einnahmen beim Verkauf von Speisen, Getränken oder Fanrtikeln führen. Der Großteil soll aber von Sponsoren kommen, die das Konzept mittragen.

    Wieviel bezahlen die Sponsoren?

    Das Konzept wird zunächst vor allem von vier Geldgebern getragen: Hewlett Packard, Targobank, Provinzial und die soziale Initiative Common Goal haben für die kommenden fünf Jahre gemeinsam 45 Millionen Euro zugesagt.
    Finanzvorstand Jobst betonte, dies sei "keine Rechteveräußerung, sondern Sponsoring". Einen Investoreneinstieg bedeute das neue Konzept nicht. Gleichzeitig wolle man weitere Partner gewinnen. Schon jetzt ist klar: Für die Fortuna ist es eine riesige PR-Maßnahme, weltweite Aufmerksamkeit ist ihr derzeit gewiss.

    Wie genau wird das Geld verwendet?

    Der Aufstieg in die Bundesliga ist das langfristig erklärte Ziel. "Wir sind keine Wohltäter", sagte Allofs, "Wir wollen Fortuna besser aufstellen." Düsseldorf ist derzeit Tabellensechster und wird in der laufenden Saison kaum noch in den Aufstiegskampf eingreifen können. Eine Aufwertung der Mannschaft ist also nötig.
    Das Geld soll aber nicht nur für den Profikader aufgewendet werden, sondern auch für andere Ziele. Nach Angaben der Verantwortlichen sollen 20 Prozent in die digitale Infrastruktur des Klubs und des Stadions, 20 Prozent in den Jugend- und Frauenfußball sowie 10 Prozent in soziale Projekte und den Breitensport der Stadt gehen. Düsseldorfs Oberbürgermeister Stefan Keller äußerte sich zurückhaltend auf die Frage, ob die Stadt dem Klub möglicherweise im Gegenzug bei der Stadionmiete entgegenkommen wird. Dort gebe es "juristische Fragen", was sich auf den Umgang mit Steuergeld bezieht.

    Gibt es Kritik?

    11 Freunde, das Magazin für Fußballkultur, sieht die Maßnahme auch skeptisch. Durch den Stadionbesuch ohne Eintritt könnten Anliegen der Fans mit dem Verweis auf die Gratis-Tickets künftig leichter abgebügelt werden. Schon vorher wären günstigere Eintrittskarten möglich gewesen, diese Option aber nie ergriffen worden.
    Das Vorgehen mache Sponsoren mächtiger und diese würden Gegenleistungen fordern: Ob durch Daten der Fans, mehr Werbeflächen oder anderer Präsenz. Und auch andere Aktionen mit Gratis-Tickets in der Bundesliga hätten nicht immer den gewünschten Erfolg gehabt, beispielsweise bei Hertha BSC, Bayer Leverkusen oder 1899 Hoffenheim.
    Das Fanbündnis "Unsere Kurve" bewertete die Pläne positiv. "Wir vertreten seit Jahren die Auffassung, dass Fußball für alle da sein soll. Da geht es natürlich auch um Eintrittspreise." Nach derzeitigem Stand der Faktenlage ist die Idee von Fortuna daher zu begrüßen", sagte Sprecher Thomas Kessen dem SID. Es bleibe "abzuwarten, ob und welchen Einfluss Sponsoren durch das Engagement bekommen."

    Ziehen andere Klubs nach?

    Bislang äußerte kein anderer Klub aus der Bundesliga oder 2. Bundesliga ähnliche Pläne. Der 1. FC Köln hält das Projekt im eigenen Stadion nicht für umsetzbar. "Für ein dauerhaft funktionierendes Modell geht es letztlich um die Frage, wie das Profifußball- und Stadionerlebnis finanziert wird. Wir können das nicht ohne die Ticketeinnahmen unserer großartigen Fans", sagte Kölns Geschäftsführer Markus Rejek.
    Diese Nachricht wurde am 26.04.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.