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Freigelassener US-Soldat
Bergdahl auf dem Heimweg

Der freigelassene US-Soldat Bowe Bergdahl soll in einem Militärkrankenhaus in Deutschland behandelt werden, bevor er zurück in die USA fliegt. Bergdahl war seit 2009 in der Gewalt der islamistischen Taliban in Afghanistan. Die US-Regierung hatte ihn gegen fünf Guantanamo-Insassen ausgetauscht.

Von Marcus Pindur, Studio Washington |
    Bowe Bergdahl in olivfarbenem Militäranzug vor der US-Flagge
    Undatiertes Bild des entführten US-Soldaten Bowe Bergdahl. (picture alliance / dpa / US Army/Handout)
    Arm in Arm gingen Präsident Obama und die Eltern von Bowe Bergdahl zurück ins Weiße Haus, nachdem sie seine Freilassung aus der Hand der Taliban bekanntgegeben hatten. Jenny Bergdahl, Bowes Mutter, hatte Tränen in den Augen, als sie sich bei allen Beteiligten bedankte:
    "Ich will mich einfach nur bei allen bedanken, die Bowe unterstützt haben. Er hatte ein wundervolles Team, überall. Wir werden weiter stark bleiben, wenn er sich erholt."
    Fast fünf Jahre war Bowe Bergdahl in Gefangenschaft der Taliban. Der einzige amerikanische Soldat in Afghanistan, der von den extremistischen Islamisten entführt worden war. Soldaten der US-Spezialeinsatzkräfte nahmen in Empfang. Im Hubschrauber, auf dem Weg in den amerikanischen Stützpunkt Baghram, sei Bergdahl in Tränen ausgebrochen habe, als er realisiert habe, dass seine Gefangenschaft vorbei sei, berichtete ein Mitarbeiter der Regierung.
    Die Freilassung sei Teil eines Gefangenenaustausches, so Präsident Obama:
    "Die Vereinigten Staaten entlassen fünf Guantanamo-Häftlinge nach Katar. Die Regierung von Katar hat uns zugesichert, dass sie dafür sorgen wird, dass unsere Sicherheit dadurch nicht gefährdet wird."
    Die Gefangenen sollen ein Jahr nicht aus Katar ausreisen dürfen. Der Austausch war durch die dortige Regierung vermittelt worden. Seit 2001 wurde mit den Taliban über die Freilassung verhandelt. Nach Angaben aus dem Weißen Haus ergab sich sich vor kurzem eine Gelegenheit, die unterbrochenen Gespräche wieder aufzunehmen, und die USA hätten diese Chance genutzt, so Präsident Obama:
    "Sein Land hat ihn nicht vergessen, denn die Vereinigten Staaten lassen nie, niemals einen ihrer Soldaten im Stich."
    Bergdahl war im Juni 2009 unter noch ungeklärten Umständen aus seiner Einheit in Afghanistan verschwunden. Die Taliban teilten dann mit, sie hätten den Soldaten gefangen genommen, und veröffentlichten mehrere Propaganda-Videos, in denen Bergdahl die amerikanische Regierung aufrief, seine Freilassung zu erreichen.
    Unter den freigelassenen Guantanamo-Gefangenen befindet sich angeblich auch Mullah Mohammed Fazl, ein ehemaliger Vize-Verteidigungsminister der Taliban. Er befand sich seit 2002 in Haft.
    Republikanische Politiker übten Kritik an dem Austausch. Der Vorsitzende des Streitkräfteausschusses im Senat, James Inhofe, begrüßte zwar die Freilassung Bergdahls, erklärte aber, die Terroristen hätten nun einen großen Anreiz, Amerikaner gefangenzunehmen. Das werde die amerikanischen Streitkräfte in Afghanistan und überall auf der Welt gefährden.
    Bergdahl soll auf dem US-Stützpunkt Landstuhl in Deutschland noch einmal medizinisch untersucht und dann in die USA geflogen werden. In seiner Heimatstadt Hailey in Idaho haben bereits viele Nachbarn gelbe Schleifen um ihre Bäume gebunden - ein traditionelles Willkommenszeichen für rückkehrende Soldaten.