Es sind vor allem junge Afrikaner, die auf der griechischen Insel Samos leiden müssen. Es gibt viel zu wenige saubere, trockene Schlafplätze. Die meisten der mehr als 4.000 Flüchtlinge, die auf der Insel festsitzen, haben nur einen feuchten Schlafplatz in kleinen Zelten. Sie sind frustriert und viele auch seit Wochen verzweifelt – nur unten an der Straße runter zum Hauptort der Insel Samos, nach Vathi, gibt es Grund zur Freude. Dort öffnet jeden Morgen um neun Uhr die Anlaufstelle der Samos Volunteers – Bodgan Andrei, einer der Teamleiter, zeigt in den Waschraum, wo zwölf Stunden täglich Betrieb ist:
"Unsere Helfer sammeln die Kleider oben in der Zeltstadt – bringen sie runter und wir waschen die dann bei hoher Temperatur. Denn wir müssen Keime und Bakterien abtöten. Viele Flüchtlinge haben Hautkrankheiten – ohne etwas Hygiene bekommen wir das nicht in den Griff. Gegen Krätze brauchst du Medizin, Salben und eben saubere Kleidung. Deshalb versuchen wir, die Sachen der Leute bei 60 Grad zu waschen. Damit wir die Bakterien in den Klamotten alle abtöten."
"So schlecht wie jetzt war die Situation noch nie"
Bei den Samos Volunteers gibt es neben der Wäscherei auch viele warme Räume zum Spielen und Quatschen. Auch ruhige Räume zum Lernen oder Nähkurs-Machen – und Sprachunterricht. Bodgan ist einer von 30 Freiwilligen aus aller Welt, die hier ehrenamtlich alles organisieren. Dazu kommen 20 Mitarbeiter aus den Reihen der Flüchtlinge. Auch sie nennen sich Samos Volunteers:
"Ich bin jetzt seit drei Jahren hier – aber so schlecht wie jetzt war die Situation noch nie. Das medizinische Personal ist eigentlich für die Komplettversorgung im Camp zuständig – auch für Medikamente – aber sie haben viel zu wenige Leute. Sie müssen ja auch die Berichte schreiben. Ein Doktor, ein paar Pfleger – für mehr als 4.000 Flüchtlinge viel zu wenige Mediziner."
Genauso wichtig wie Medizin
Zuhören, einen Rat geben – das ist manchmal genauso wichtig wie Medizin, sagen die Samos Volunteers. Sabine Klasen war eine der wenigen Deutschen im Team der Freiwilligen. Sie sagt nach Ende ihres Einsatzes, was ihr bei ihrem Einsatz wichtig war:
"Auch eben dort Solidarität zu zeigen, zu zeigen, das ist nicht das einzige Europa, das ihr kennenlernen sollt. Denn was sollen wir sonst unseren Kindern später erzählen?"
Flüchtlingsfrauen haben der Helferin aus Deutschland Selbstgebackenes für die Heimreise mitgegeben. Als Dankeschön für die Zuneigung, die die Flüchtlinge von der jungen Ehrenamtlichen bekommen haben. Die anderen Freiwilligen, die auf Samos weiter arbeiten, tun das ohne darüber nachzudenken, was es am Ende bringt. Sie geben Menschen aus dem Kongo oder Afghanistan für ein paar Stunden am Tag auch ein Stück weit die Illusion von Normalität. Bogdan, der Teamleiter, interessiert sich natürlich auch für die Flüchtlingspolitik der griechischen Regierung – und wünscht sich, dass Samos in den nächsten Monaten besser entlastet wird:
"Die Zahl der Menschen, die von hier aufs Festland gebracht werden, schwankt stark. Mal sind es zwei- oder 300 pro Woche, dann wieder nur 50. Und da aus der Türkei immer wieder neue Flüchtlinge bekommen, hält sich das im Moment so in etwa die Waage, Samos wird nicht genug entlastet.
Wir könnten eigentlich viel mehr Menschen aus der Zeltstadt aufs Festland schicken, weil um die Weihnachtszeit auch viel weniger Neuankünfte waren. Aber es passiert nichts – das geht nicht schnell genug alles."
Hilfe wird weiter dringend gebraucht
Solange weiter mehr als 4.000 Flüchtlinge ohne menschenwürdige Versorgung im Camp von Samos-Stadt klarkommen müssen – werden die freiwilligen Helfer von Samos Volunteers dringend gebraucht. Ein Glück, dass sie mit ihren kleinen Oasen immer wieder Freude schaffen unter Menschen, die auf ihrer langen Flucht eigentlich keinen Grund zur Freude haben.