Ein Panzer aus Pappe. Auf einer Seite prangt "Ilmtaler Asylabwehr", auf der anderen "Asylpaket III". Im Wagen sitzen drei junge Männer in Tarnkleidung der Bundeswehr und zwei Frauen in schwarz mit Sonnenbrillen. Unterwegs war der Wagen am Wochenende im oberbayrischen Reichertshausen bei Pfaffenhofen.
"Menschenverachtende Gesinnung"
Öffentlich gemacht hat ihn der Schauspieler Florian Simbeck. Er postete Bilder bei Facebook und kommentierte sie so: "Der lustige Faschingswurm schlängelt sich wieder durch unser Ilmtal und offenbart die Dummheit, Niederträchtigkeit und menschenverachtende Gesinnung einiger Beteiligter." Andere greifen das Posting auf, die Bilder verbreiten sich im Internet.
Inzwischen zeigt sich: Ilmtal ist kein Einzelfall. Auch andere Karnevalisten haben die Flüchtlingspolitik thematisiert, unter dem Hashtag #besorgteJecken werden entsprechend Beobachtungen auf Twitter geteilt. So war im thüringischen Wasungen eine Dampf-Lokomotive als "Balkan-Express" mit der Aufschrift "Die Ploach kömmt" unterwegs. Das bedeutet soviel wie "Die Plage kommt". Die Gruppenmitglieder zu dem Wagen waren als Heuschrecken verkleidet.
Der Landesverband Thüringer Karnevalvereine kündigte an, sich mit der Zuggruppe zusammenzusetzen. Zudem werde man vielleicht einen Leitfaden für künftige Umzüge erstellen.
Tipi-Wagen in Altenberg
Beim Fasching im benachbarten Sachsen nährten sich die Narren dem Thema nur wenig subtiler. "Die Indianer konnten nichts gegen Einwanderung tun. Heute leben sie in Reservaten." So steht es auf dem Schild an einem Tipi-Wagen einer Gruppe in Altenberg, wo laut diesem Tweet das Bild aufgenommen worden sein soll:
Die Kommentare auf diese Form des Humors fallen weitgehend empört aus. Ein User erinnert an einen Karnevalsumzug vor mehr als 80 Jahren, als sich die Narren unter der Überschrift "Die Letzten ziehen ab" Juden vornahmen.
In Reichertshausen betonte der ausrichtende Karnevalsverein, es gebe keine rechtsradikalen Tendenzen unter den Mitgliedern. Auch Flüchtlinge seien integriert worden und beim Umzug mitgelaufen. Gegen Kritik wehrt man sich: Die Polizei habe den Wagen selbst genehmigt. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft dennoch, wegen des Verdachts der Volksverhetzung.
(bor/fwa)