Pfefferspray ist ein Wort der Stunde. In Köln setzt es die Polizei gegen Pegida-Demonstranten ein, im Rest des Landes ist es gefragt wie nie - privat gekauft, zur Verteidigung gegen wen auch immer, wann auch immer. Die Stimmung in Deutschland ist gereizt, nicht erst seit der Silvesternacht. Und die Ereignisse in Köln und anderen deutschen Städten tun ihr Übriges: Seit in der Mehrzahl offenbar ausländische junge Männer Frauen sexuell belästigt und bestohlen haben, seit Hunderte Strafanzeigen gestellt wurden, seit in Gütersloh ein 19-jähriger Marokkaner in dem Zusammenhang festgenommen wurde.
"Wir erleben eine neue Dimension des Hasses", stellt der Zentralrat der Muslime fest. Der "braune Mob" tobe in den sogenannten Sozialen Medien und sehe seine Vorurteile durch die Silvesternacht bestätigt, sagte der Zentralratsvorsitzende, Aiman Mazyek, dem "Kölner Stadtanzeiger".
Tätliche Angriffe gegen Ausländer
Im Mittelpunkt der Hassschriften, wie schon in der Vergangenheit: Facebook. Hier verabredeten sich offenbar Rocker, Hooligans und Türsteher, um in der Innenstadt auf Menschenjagd zu gehen. Nach den Übergriffen in der Silvesternacht wolle man ordentlich aufräumen, habe es in der nichtöffentlichen Gruppe geheißen, berichtet die Tageszeitung "Express". Ob der Aufruf im Zusammenhang mit Angriffen steht, die später folgten, ist noch nicht klar. Fest steht: Am Sonntagabend griff in Köln eine 20-köpfige Gruppe sechs Pakistaner an. Zwei der Opfer mussten im Krankenhaus mit leichten Verletzungen behandelt werden. Fünf Unbekannte attackierten wenig später einen 39 Jahre alten Syrer. Identifiziert werden konnten die Täter noch nicht.
Bei Facebook formieren sich zunehmend - auch in öffentlichen Gruppen - sogenannte Bürgerwehren; wir berichteten darüber und die Ablehnung seitens der Polizei jüngst. Eine Karte bei Google Maps zeigt 46 Gruppen an - nur diejenigen, die sich unter dem Schlagwort "Bürgerinitiativen" registriert haben, viele sind Pegida-Ableger in anderen Städten:
Die Karte zeigt einen Schwerpunkt in Nordrhein-Westfalen. Die meisten der Gruppen dort haben sich erst nach den Übergriffen von Köln gebildet. Die größte - und geschlossene – Gruppe "Düsseldorf passt auf" hat bereits über 13.000 Mitglieder.
In Köln selbst nennt sich eine Gruppe "Bürgerwehr Karneval", eine mit noch wenig Zuspruch. Sie distanziert sich ausdrücklich von "Nazis und Hooligans", will "ausschließlich Schutz bieten" an den bevorstehenden Karnevalstagen. Und wirbt in einem Post für Pfefferspray. Im mitverlinkten Video des ORF-Fernsehen erklärt eine junge Frau nach einem Test: "Muss man schon mit umgehen können."