Der Schweizer Historiker Christian Koller ist Leiter des Schweizerischen Sozialarchivs in Zürich. Sein 2013 erschienenes Buch über die Fremdenlegion gilt heute als eines der Standardwerke zum Thema.
Gestützt auf Selbstzeugnisse, Archivmaterial und Dokumente hat Christian Koller eine Erfahrungsgeschichte geschrieben, die die Rolle der Fremdenlegion als Instrument des Kolonialimperialismus ebenso untersucht, wie ihre nationale und soziale Zusammensetzung, aber auch Tabus wie Homosexualität oder organisierte Prostitution. Besonderen Schwerpunkt legt er aber auf die Mythisierung der Truppe in Politik, Medien und Kultur.
Der Mythos der Verbrechertruppe
Eine Mythenbildung, die die Legion selbst betrieb: "Das ist eine Mischung aus Dingen, die in der Tat stimmen, Dingen, die gepflegt werden und Dingen, wo man auf allgemein bekannte Vorstellungen anspielt. Wie zum Beispiel, die Vorstellung, die Fremdenlegion sei die härteste Truppe der Welt", sagt Christian Koller und gibt zu bedenken: "Das ist ja bei einer Elitetruppe grundsätzlich nicht falsch, allerdings gibt es auch andere Elitetruppen, die diesen Anspruch wohl ebenfalls erheben würden." Auch dass seit dem 19. Jahrhundert die Möglichkeit bestand, unter falschem Namen zu dienen, habe den Mythos befeuert: "Das hat dann zu der Vorstellung geführt, die Legion sei eine Truppe aus Verbrechern aus ganz Europa, die auf der Flucht seien."
Christian Koller: Die Fremdenlegion. Kolonialismus, Söldnertum, Gewalt 1831 – 1962, Verlag Ferdinand Schöningh, 2013, 340 Seiten, 37,90 Euro.
Das Gespräch mit Christian Koller führte Gerwald Herter im Rahmen seiner Recherchen für die Sendung "Gesichter Europas" zum Thema "Sterben für ein fremdes Vaterland - Die französische Fremdenlegion und ihr Mythos". Sie wird am 7. Juli 2018 um 11.05 Uhr ausgestrahlt. Die einzelnen Reportagen dieser Sendung können Sie in dieser Woche von Montag bis Freitag auch schon morgens in der Sendung "Europa heute" ab 9.10 Uhr hören.