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Fresenius hebt Gewinnprognose

Trotz Gewinnanstieg im dritten Quartal kappt Fresenius SE die Umsatzerwartung für das Gesamtjahr. Wenn nun zwar der Gewinn um 13 Prozent steigt, aber das Umsatzwachstum von sechs Prozent nicht den Erwartungen entspricht, sorgt das schon für Enttäuschung – freilich auf hohem Niveau.

Von Michael Braun | 02.11.2011
    Mit 14 Dividendenerhöhungen in Folge hat der Dialysekonzern Fresenius Medical Care die Anleger bisher verwöhnt. Wenn nun zwar der Gewinn um 13 Prozent steigt, aber das Umsatzwachstum von sechs Prozent nicht den Erwartungen entspricht, sorgt das schon für Enttäuschung – freilich auf hohem Niveau. Und außerdem ist Fresenius ja noch mit einer zweiten Aktie im DAX vertreten, mit der der Muttergesellschaft Fresenius SE. Und für die wurden sowohl Umsatz- als auch Ertragsprognose angehoben, übrigens nicht das erste Mal in diesem Jahr. Bei der Muttergesellschaft hat es vor allem daran gelegen, dass eine weitere Tochter, die in Amerika intravenös zu verabreichende Generika verkauft, von Lieferschwierigkeiten bei Konkurrenten profitiert. Präsident Obama hat zwar jetzt die zuständige Behörde angewiesen, das zu ändern. Doch das, meint der Pharmaanalyst von Silvia Quandt Reserach, Stefan Mühlbauer, werde Fresenius nicht wirklich treffen:

    "Diese Order, auch sie schön gemeint, ist eigentlich ein zahnloser Tiger. Auf der einen Seite kann man natürlich der FDA sagen: 'Schau, dass die Medikamente wieder auf den Markt kommen.' Auf der anderen Seite sind es natürlich verschiedene Gründe dahinter, warum die Medikamente nicht auf dem Markt sind. Das geht von Herstellern, die neue Medikamente auf dem Markt haben, die alten einfach nicht mehr verkaufen wollen bis zu Lieferstörungen und zu Problemen mit der Fertigung. Das hat eine Fresenius Kabi in den letzten Quartalen schon ordentlich ausgenutzt."

    Außerdem kommt der amerikanischen Tochter zugute, dass bei vielen großen Medikamenten in Amerika und Europa der Patentschutz ausläuft. Ulf Schneider, der Vorstandsvorsitzende von Fresenius, hatte sich gefreut, dass Nachahmer wie seine amerikanische Tochter zu Werke gehen können und die oft klammen Krankenversicherungen das gerne sehen.

    "Allein in den USA werden Produkte mit einem Umsatz von mehr als 20 Milliarden Dollar über die nächsten zehn Jahre ihren Patentschutz verlieren. Darüber hinaus sehen wir eine vergleichbare Wachstumsdynamik für Fresenius Kabi in Europa."

    Auch rollt bei der Mutter Fresenius das Krankenhausgeschäft wieder an. Das läuft unter dem Namen Helios-Kliniken. Im vergangenen Quartal hat Helios unter anderem mehrheitlich ein katholisches Krankenhaus in Duisburg erworben. Analyst Mühlbauer meint, es werde nicht das letzte sein:

    "Das ist für mich nur der Anfang von der ganzen Geschichte. Wenn wir uns einfach mal den kommunalen Krankenhausmarkt in Deutschland anschauen, sehen wir immer noch, dass es einen Missstand gibt von circa 50 Milliarden Euro, der investiert werden müsste, um die Kliniken wieder auf einen modernen Stand zu heben. Das ist im Moment in der politischen Lage nicht möglich, das Geld aufzubringen. Von daher ist das System davon betroffen, dass man Geld von Privaten nehmen muss, um diese Krankenhäuser zu privatisieren."

    Mit 202 Millionen Euro hat Fresenius im dritten Quartal einen neuen Rekordwert erreicht. Die Prognose für das Jahresergebnis lag bisher bei plus 15 bis plus 18 Prozent. Nun heißt es, es werde wohl die obere Hälfte dieses Korridors erreicht.