Archiv

Freundschaft als politische Kategorie
Eine Sprache frei von den Begriffen "Gehorchen und Befehlen"

Das symbolische Kapital des Freundschaftsbegriffs werde von Politikern gerne rhetorisch genutzt, sagte der Philosoph Klaus-Dieter Eichler im Dlf. Doch wer Freundschaft wirklich ins Politische wenden wolle, solle Hannah Arendt folgen - und den "imperativen Gebrauch der Sprache in der Freundschaft" ablegen.

Klaus-Dieter Eichler im Gespräch mit Birgit Becker |
    United States President Donald J. Trump leads President Emmanuel Macron of France to the Oval Office during a state visit to The White House in Washington, DC, April 24, 2018. Credit: Chris Kleponis / Pool via CNP Foto: Chris Kleponis/Pool/Consolidated/dpa | Verwendung weltweit
    Washington im April 2018: der französische Präsident Macron zu Besuch bei US-Präsident Trump (Consolidated)
    "Freundschaft" und "Politik" sind zwei Begriffe, die gern im Zusammenhang gebraucht werden. Dabei müsse aber klar sein, was mit beiden Begriffen oder ihrer Verbindung eigentlich gemeint sein soll, sagte Eichler.
    Denn in der politischen Sprache gebe es so etwas wie eine "Rhetorik der Freundschaft", die sich des Freundschaftsbegriffs bediene, um symbolisch Kapital daraus zu schlagen, um so die Freundschaft "quasi in ein nicht vordergründig sichtbares politische Kalkül einzubeziehen".
    Wenn der Freundschaftbegriff auf diese Weise mit der Politik oder dem Politschen in Zusammenhang gebracht werde, dann sei Vorsicht geboten, sagt Eichler. Sinnvoller sei es hingegen, den Freundschaftsbegriff als politische Kategorie im Sinne Hannah Arendts zu stärken.
    In der Sprache frei von "Gehorchen und Befehlen"
    Hannah Arendt verstehe Freundschaft als "Beziehungsform", die zwei Menschen freiwillig und unabhängig von ihrer Herkunft gewählt haben. Bei Arendt ermögliche Freundschaft den "Blick auf die Vielfalt der Standpunkte, auf die Andersheit der je an der Freundschaft Beteiligten". Freundschaft sei dann in der Sprache frei von "Gehorchen und Befehlen", so Eichler. "Insofern haben wir so etwas wie einen imperativen Gebrauch der Sprache in der Freundschaft nicht, was wiederum ein Modell für politisches Gespräch wäre".
    Die Freundschaft im Sinne Arendts führe weg von Modellen der "natürlichen Verbundenheit". Eine ins Politische gewendete Freundschaft suche daher nach "Übereinstimmung in Bezug auf bestimmte Vorstellungen dessen, was für eine Gemeinschaft wertvoll ist".