Der Wald ist tief in der deutschen Seele verwurzelt, viel besungen und romantisch verklärt. In der Alltagsarbeit eines Försters hingegen stehen Holzproduktion, praktischer Umweltschutz und Verwaltung im Vordergrund. Kein Platz für Romantiker und esoterische Baumumarmer. Der Eifelförster Peter Wohlleben präsentiert in seinem Bestseller einen eigenen, anderen Blick auf den Wald und die Bäume. Er entdeckt Zusammenhänge, die den meisten Waldbesuchern, aber auch der Wissenschaft verborgen geblieben sind.
Peter Wohlleben sieht den Wald als eine Gemeinschaft von Individuen. Zwar konkurrieren die Bäume um Nährstoffe, Wasser und Licht, aber sie können auch kooperieren. Sie tauschen Nährstoffe aus oder warnen ihre Nachbarn vor Schädlingen. Über die Wurzeln stehen die Bäume miteinander in Kontakt, und Pilze verbinden die unterirdische Welt als eine Art Internet des Waldes. Für Peter Wohlleben steht fest: Es gibt Gemeinsinn und Freundschaft unter Bäumen.
Der aufmerksame Förster beschreibt die Natur mit Begriffen und Vergleichen aus dem zwischenmenschlichen Zusammenleben. Er stellt die Pflanzen als fühlende Lebewesen dar und lässt die Natur auf sich wirken, aber er liefert auch wissenschaftliche Argumente. Nicht alle seine Schlussfolgerungen mögen unter Fachleuten auf ungeteilte Zustimmung stoßen, aber seine Sichtweise liefert auch naturwissenschaftlich vorgehenden Forschern einen interessanten, ungewöhnlichen, neuen Zugang in eine immer noch weitgehend unverstandene Welt.
Peter Wohlleben: "Das geheime Leben der Bäume: Was sie fühlen, wie sie kommunizieren – die Entdeckung einer verborgenen Welt", Ludwig-Verlag, 224 Seiten, 19,99 Euro