Schon am Hamburger Gänsemarkt ist klar, dass es die größte Demo für mehr Klimaschutz werden wird. Rund 3.000 Schülerinnen und Schüler sind um das Friedrich-Schiller-Denkmal versammelt. Und alle eint die Kritik an der Klimapolitik der Bundesregierung:
"Das ist zwar ein sehr komplexes Thema und für viele auch schwer zu fassen. Aber ich denke, dass uns das nicht von der Handlung abhalten sollte. Weil das einfach super-wichtig ist. Weil es hier um unser aller Zukunft geht."
"Wir sind hier, damit wir irgendwie etwas verändern können. Weil man sich ein bisschen ohnmächtig fühlt, wenn all die Politiker Entscheidungen treffen, die unsere Zukunft beeinflussen und wir daran nicht so viel ändern können. Aber wir können hier sein und wir können dafür auf die Straße gehen."
Eltern und Rentner demonstrieren mit
Aber nicht nur Schüler sind gekommen. Einige werden auch von ihren Eltern begleitet. Andere Demo-Teilnehmer sind schon im Rentenalter und in ihrem Leben schon oft auf die Straße gegangen:
"Dass die Schüler so mobil machen finde ich grandios."
Reporter: "Und sagen Sie, haben Sie schon so eine Protestvergangenheit?"
"Sehe ich so aus?"
"Ja natürlich, ich bin total beeindruckt von der Greta Thunberg und von diesem ganzen Protest. Ich finde das sensationell, dass die jungen Leute für ihre Zukunft streiken."
"Ja natürlich, ich bin total beeindruckt von der Greta Thunberg und von diesem ganzen Protest. Ich finde das sensationell, dass die jungen Leute für ihre Zukunft streiken."
Dass die Kinder und Jugendlichen für ihren Protest, die "Fridays for Future" die Schule schwänzen, sei völlig ok, erklärt die ältere Dame. Eine bessere Schule für’s Leben könne es doch gar nicht geben. Eine der Schülerin macht klar, dass sie ganz sicher nicht zur Demo geht, um die Schule zu schwänzen. Aber der Regelverstoß mache durchaus Sinn, findet sie:
"Wenn wir nicht zur Schule gehen, dann setzt das auch ein Zeichen. Wenn wir an einem Samstag hierher kommen würden, dann würde die Aufruhr natürlich viel kleiner sein. Somit kann man viel mehr zeigen, wie wichtig das einem ist."
Sanktionen seitens der Schulbehörde
Der Demozug setzt sich in Bewegung. Es geht einmal um die Binnenalster, über die Kennedy-Brücke, dann durch die Mönckebergstraße zum Rathausplatz. Dort macht sich der Sprecher der Schulbehörde Peter Albrecht ein Bild der Lage und erklärt, mit welchen Konsequenzen die streikenden Schülerinnen und Schüler zu rechnen haben:
"Zunächst mal ist es so, dass ein unentschuldigtes Fehlen zur Folge hat, dass es registriert wird, aufgenommen wird. Die Eltern werden kontaktiert, weil die haben eine Pflicht zu erfahren, wo die Schüler und Schülerinnen sind. Und wenn das Fehlen weiterhin unentschuldigt ist, hat es zur Folge, dass es eingetragen wird. Leistungen, die nicht erbracht wurden, werden mit null Punkten bewertet und im Wiederholungsfall wird auch das Gespräch mit den Eltern gesucht, denn die sind ja verantwortlich."
Eine Viertelstunde später ist der Rathausplatz brechend voll. Überall werden Protestplakate hochgehalten: gefordert werden ein schneller Kohleausstieg, ein effektiver Emissionshandel, mehr Respekt vor der Natur. Die Polizei geht von 3.800, die Veranstalter von 10.000 Demonstrierenden aus. Bevor Greta Thunberg auf die Bühne kommt, spielt eine Schulband, sprechen Schüler aus Pinneberg, Lüneburg und Berlin Grußworte. Und auch der Klimaforscher Mojib Latif wendet sich an die Menge.
Klimawandel soll stärker in Unterricht verankert werden
Dann kommt der Redebeitrag von Greta Thunberg. Mit weißer Pudelmütze steht die Schwedin auf der Bühne, begrüßt die Schülerschaft mit einem knappen "Moin" und macht klar, worum es ihr geht:
"The politicians and the people in power have got no way with not doing anything to fight the climate crisis. But we will make sure that they do not get away with it any longer…"
Greta Thunberg hält eine kurze Rede, spricht keine zehn Minuten. Die Schülerinnen und Schüler sind trotzdem begeistert.
"Also ich finde sie mutig, dass sie das alles für uns macht. Ich finde, sie kann stolz auf sich sein und wir auch, dass wir sie unterstützen. "
Und auch der Sprecher der Schulbehörde Peter Albrecht steht kurz nach der Demo am Rand des Rathausmarkts, beeindruckt vom Engagement der Schüler, das mit der Schulpflicht so gar nicht vereinbar ist:
"Ja, das ist schon sehr sehr beeindruckend, dass so viele Schüler und Schülerinnen hier auf den Rathausmarkt gekommen sind, sich für ihr Anliegen einsetzen, in die Gesellschaft das ganze tragen. Ich kann jetzt nur hoffen, dass sie das auch in die Schulen zurücktragen. Denn das sollte auch im Unterricht an allen 370 Schulen in Hamburg stattfinden dieses Thema."