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"Fridays for Future"-Demo in Berlin
Für das Klima ins kalte Wasser

Tausende demonstrieren unter anderem in Berlin für mehr Klimaschutz. Sie folgen einem Aufruf der Klimabewegung "Fridays for Future" und fordern von der Bundesregierung mehr Ehrgeiz im Kampf gegen die Erderwärmung. Mehrere Demonstranten sprangen "über ihren Schatten" in die Spree.

Von Marie-Thérèse Harasim | 29.11.2019
Ein Plakat für Klimapolitikwandel ist bei einer Kundgebung von Fridays For Future und einem großen NGO-Bündnis am 29.11.2019 am Brandenburger Tor zum globalen Aktionstag für mehr Klimaschutz zu sehen.
"Fridays For Future"-Demo am 29. November 2019 in Berlin (dpa / picture alliance / Christoph Soeder)
Die schwarze Mütze tief ins Gesicht gezogen, steht Luisa schon morgens kurz vor 10 Uhr am Brandenburger Tor. Die Berlinerin ist 16 Jahre alt und geht in die 11. Klasse. Sie ist mit ihren Freundinnen jetzt schon hier – auch wenn die Demonstration erst um 12 Uhr beginnt.
"Wir wollten früh da sein, wir wollten mal ganz vorne sein, sonst waren wir immer Punkt 12 da, und es war schon immer total voll. Jetzt wollten wir auch mal vorne dabei sein und dafür demonstrieren."
Diesmal sind sie tatsächlich vorne mit dabei. Nur fünf Meter trennen sie von der Bühne am Brandenburger Tor, auf der nachher auch die Berliner Band Seeed spielen wird. Im Hintergrund findet schon der Soundcheck statt.
Aber es geht denjenigen, die schon so früh da sind, nicht nur um die Musik: "Ich bin heute hier, weil mich die Klimapolitik unserer Bundesregierung und die Klimapolitik weltweit dermaßen nervt, dass ich es nicht mehr für vertretbar halte, einfach zu Hause zu bleiben und nichts zu tun."
50.000 Demonstranten erwartet
Willi Schope arbeitet bei der heutigen Demo als Ordner. Quer über seine türkisfarbene Jacke hängt an einem schwarzen Gurt ein mit Aufklebern dekoriertes Megaphon. Die Polizei Berlin erwartet heute 50.000 Demonstranten, die gegen die Klimapolitik der Bundesregierung auf die Straße gehen.
Aber nicht nur da: Schon vor Beginn der Demonstrationen sind ein paar Hartgesottene, unter anderem vom BUND gegenüber des Reichtags in die Spree gesprungen. Begleitet von einigen Rettungsschwimmern der DLRG stehen einige von ihnen sogar barfuss am Ufer – und das bei sechs Grad Außentemperatur.
"Und wenn ich so verkrampfe, aber dann?" - "Wenn du so verkrampfst, dann schreist du kurz um Hilfe und dann kommen wir." - "Genau dann kommen wir." - "Ja super, da fühlt man sich doch viel sicherer."
Nach kurzer Einweisung und anschließenden Atemübungen geht es dann endlich rein ins Wasser. Einige der Tapferen tragen sogar ihre Pudelmütze. Sie bleiben nicht lange. Nach knapp zwei Minuten steigen die ersten schon wieder aus dem Wasser. Sie werden sofort mit roten Decken und Handtüchern empfangen. Vielen bibbern mit den Zähnen.
"Ich glaube, es bedeutet für uns alle Anstrengungen,dass wir zeigen, dass man auch über den eigenen Schatten springen muss. Beim eigenen Konsum, auch beim Reisen und dass wir nicht nur auf die anderen gucken, sondern jeder auf sich selbst ein bisschen."