"Ich möchte Euch ganz herzlich willkommen heißen auf unserer Mahnwache und auf unserem Camp for Future." Anna Kopal steht mit einem Megafon neben einer Lautsprecherbox auf dem Kölner Bahnhofsvorplatz. "Ich freue mich total, dass montags morgens um halb zehn schon so viele da sind…"
Ein paar Dutzend Schüler, Schülerinnen und Studierende blicken zu der 21-Jährigen. "Wie ihr seht, haben wir bisher erst zwei Zelte aufgebaut, es werden heute wahrscheinlich noch zwei dazu kommen."
An einem der roten Zelte hängt die grüne Fridays-for-Future-Fahne, ein kühler Wind lässt sie flattern. Heute ist Montag, kein üblicher Streiktag für die Bewegung.
"Heute sind wir hier, weil wir merken, dass freitags streiken, bisher nichts gebracht hat, um die Politik zum Handeln zu bringen", erklärt Leonie Bremer, 22 Jahre alt und Studentin der Umwelt- und Energiewissenschaften.
"Deshalb zeigen wir, dass wir auch bereit sind, eine ganze Woche zu streiken, um den Druck zu erhöhen, damit endlich was getan wird."
"Meine Lehrer unterstützen mich da voll und ganz"
"Aber es ist ja nicht nur streiken", meint die 14-jährige Stine aus Köln.
"Wir bilden uns ja auch fort, hier gibt es ganz tolle Vorträge und man trifft auch nochmal Menschen und kann sich vielleicht, was sie so politisch machen, austauschen und so was."
Die Siebtklässlerin geht schon seit Anfang des Jahres regelmäßig freitags streiken - für das Klima, für ihre Zukunft, wie sie sagt. Dass sie jetzt eine ganze Woche streiken will, sei für ihre Schule okay.
"Meine Lehrer unterstützen mich da voll und ganz. Die finden das super, dass ich das mache."
Ähnliche Erfahrungen hat auch Jana Boltersdorf in den letzten Monaten gemacht. Sie ist 17, geht in die 11. Klasse und sammelt schon Punkte fürs Abitur.
"Eigentlich alle Lehrer, die ich freitags habe, unterstützen das total. Ein Lehrer hat mich gefragt, ob ich ob ich die Fehlstunden haben möchte oder nicht und hat auch gesagt, dass ich eine Bemerkung auf dem Zeugnis kriege, damit halt eventuell zukünftige Arbeitgeber sehen, wieso dann diese Fehlstunden habe auf dem Zeugnis."
Nicht nur streiken
In Nordrhein-Westfalen gibt es am Freitag Zeugnisse, es ist die letzte Woche vor den Schulferien. Erstmals wird in Deutschland eine ganze Woche für das Klima gestreikt. Die Kölner Gruppe der Fridays-for-Future-Bewegung hat die Aktion quasi im Eiltempo organisiert, sagt Anna Kopal.
"Das war sehr viel Arbeit , vor allem weil wir erst letzten Montag beschlossen haben, dass wir das machen wollen und dann haben wir eigentlich die ganze Woche nichts anderes mehr gemacht."
"Ja, also ich denke, jeder kommt hier an seine Grenzen, aber ich denke, das lohnt sich auf jeden Fall", meint auch die 19-Jährige Lili Braun.
Die Schüler werden in dieser Woche nicht nur streiken. Geplant sind neben Kundgebungen auch Workshops, zum Beispiel zu den Themen Solarenergie, nukleare Abrüstung oder Veganismus. Morgens gibt es Yoga, nachmittags und abends Poetry Slams und Konzerte. Viele Schüler wollen ab morgen Nacht auf Isomatten in großen Zelten übernachten. Eltern und Ehrenamtliche werden in einer Feldküche veganes Essen kochen.
Die Motivation der Anwesenden ist groß, "weil die Politik nicht konsequent ist, sich mit ihren eigenen, internen Problemen die ganze Zeit befasst und nicht mit den Dingen, die wirklich wichtig sind."
"Klar diskutieren sie etwas mehr, aber leider ist realpolitisch noch nicht so viel passiert und das ist auch einer der Gründe, warum wir jetzt hier eine Woche streiken."
Begeistert, dass die Bewegung weltweit existiert
"Wir wollen eine Eskalationsstufe höher gehen, wir wollen noch mehr Druck ausüben." Auf dem Kölner Bahnhofsvorplatz sorgen die Streikenden schon für erste Aufmerksamkeit, Passanten bleiben stehen und informieren sich.
"Ja, haben wir früher schon was gemacht fürs Klima."
"Das macht mir Hoffnung. Also ich finde das super, dass die jungen Leute aktiv werden, das macht mir einfach Hoffnung."
Auch eine Australierin bleibt stehen. Sie kennt Fridays for Future aus ihrem Heimatland und ist begeistert, dass die Bewegung weltweit existiert.
"It makes me pleased, that the young people are the future. It’s good."
Morgen wollen sich die Teilnehmer des Protest-Camps aktiv politisch einmischen und eine Sitzung des Kölner Stadtrats besuchen. Denn auf dem Sitzungsplan steht die Diskussion, ob in der Domstadt der Klimanotstand ausgerufen wird. Vor diesem Hintergrund demonstrieren Klima-Aktivisten heute außerdem am Köln-Bonner Flughafen - sie wollen darauf hinweisen, dass Flugreisen die klimaschädlichste Art sei, sich fortzubewegen.