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Fridays for Future
Europawahl ist Klimawahl

In Wahlkampfzeiten hat die junge Bewegung Fridays for Future Konjunktur: Derzeit werben viele Politiker um die Stimmen der Wahlberechtigten unter den Klima-Demonstranten. In Mainz kamen sie zu einer parteiübergreifenden politischen Podiumsdiskussion in einem Kinosaal zusammen – nach Schulschluss.

Von Anke Petermann |
Die gefüllten Sitze in einem Kinosaal und ein Fridays-for-Future-Banner
Nach Schulschuss ins Kino - jedoch nicht um sich einen Film anzusehen (Anke Petermann / Deutschlandradio)
Die Europawahl zur Klimawahl zu machen, ist erklärtes Ziel der Fridays-for-Future-Demonstranten. Aber, so bedauert Theresa, eine von rund 70 Teilnehmerinnen der nachmittäglichen Diskussion In Mainz:
"Also, erstmal ist es ja leider so, dass viele von uns gar nicht wählen dürfen", weil sie unter 18 sind. Theresa ist Studentin und 21, sie darf – und konsequente Klimapolitik steht bei ihren Kriterien ganz vorn.
"Natürlich nimmt das auch Einfluss auf meine Entscheidung – ja."
Der Rest bleibt Wahlgeheimnis. Der19-jährige Jonas hat soeben sein Abitur in der Tasche und empfindet es geradezu als Pflicht, sich politisch zu informieren. Europa- gleich Klimawahl?
"Ja, definitiv, da wird sich ja auch gerade entscheiden, was zum Beispiel rechte Parteien betrifft, die nicht so viel am Hut damit haben - bis gar nichts, da ist es ja um so wichtiger, dass man aus meiner Perspektive sich gegen Rechts entscheidet."
'Gegen Rechts' heißt für Jonas auch gegen Klimaskeptiker, die den menschengemachten Wandel samt Erwärmung, Dürre und Wetterextremen leugnen oder herunterspielen.
Andere Parteienvertreter hatten abgesagt
"Ich bin halt relativ Physik-interessiert, und aus wissenschaftlicher Richtung sehr interessiert, und da kann ich dann schon sagen, das ist totaler Quatsch, das haben wir in der Schule schon anders gelernt."
Jonas lässt sich in die Polster des etwas düsteren off-Kinos zurücksinken und wartet darauf, dass die Podiumsdiskussion von Fridays-for-Future-Aktivistinnen mit der grünen Umweltministerin von Rheinland-Pfalz und dem Mainzer Europawahlkandidaten der CDU beginnt. Andere Parteienvertreter hatten abgesagt. Die 16-jährige Elena ist trotzdem zufrieden.
"Ja, ich find's toll, dass jetzt auch das Umweltministerium aufgesprungen ist und Interesse zeigt, und das mehr wird."
"Wir haben ein Landesklimaschutzkonzept", sagt Ministerin Ulrike Höfken von den Grünen mit Blick auf die anstehende Fortschreibung 2019.
"Und hier bieten wir den Jugendlichen an, sich zu beteiligen an der Konzept-Erstellung."

Via Online-Umfrage soll auch der Nachwuchs Ideen einbringen können. Trotz des Zuspruchs: Wenn Elena wählen dürfte – sie wüsste nicht, wen.
"Ich sehe im Moment keine Partei, bei der ich das Gefühl habe, die unterstützt auch, gegen den Klimawandel zu kämpfen. Auch die Grünen finde ich: Es reicht einfach nicht. Klar ist vieles schwierig, und es muss immer alles besprochen und abgestimmt werden. Aber vielleicht ist den Politikern der Umweltschutz auch einfach nicht wichtig genug."
Dossier: Europawahlen
Europawahlen 2019 - das Dossier (picture alliance / dpa / Kay Nietfeld)
Mehr Anreize, umweltbewusst zu handeln gefordert
Die 16-Jährige selbst nimmt Umweltbelange jedenfalls ernst. Elena ernährt sich vegan und wird ihrem Vater im Sommer mit Bahn und Schiff in den Schweden-Urlaub hinterherreisen, statt zu fliegen.
"Eine Kerosinsteuer fände ich sehr sinnvoll", um auch diejenigen, die zunächst nur aufs eigene Portemonnaie schauen, zu umweltverträglicherer Fortbewegung zu bringen. Denn, so analysiert die Schülerin:
"Ich find', dass die Bürger viel machen können - dadurch, wie sie leben und welche Entscheidungen sie für ihr eigenes Leben treffen. Es ist eigentlich schade, dass die Menschen die Entscheidung nur für sich selbst treffen müssen. Natürlich ist es auch gut. Aber wenn die Politik das auch machen würde, wäre es natürlich noch besser."
Mehr Anreize, umweltbewusst zu handeln, mehr Abgaben statt Subventionen für klimaschädliches Verhalten verlangt Elena und liegt damit ganz auf der Linie des politischen Forderungskatalogs von Fridays-for-Future, einer Bewegung, die selbst nicht zur Wahl steht.
"Na ja, wir sind alle keine Politiker, aber natürlich hoffen wir auch, irgendwie Einfluss nehmen zu können, sonst würden wir das Ganze ja nicht machen", sagt Theresa.
Dann nimmt die Studentin gemeinsam mit Schülern und Schülerinnen auf der Kino-Bühne zwischen der Mainzer Umweltministerin, dem CDU-Europawahlkämpfer und einem Meteorologen Platz. Fridays-for-Future findet längst Gehör in Politik und Wissenschaft. Im Vorfeld der Europawahl ganz besonders.