Berlin: Partyspaß und Performance am Brandenburger Tor
In der Bundeshauptstadt ließen sich die Demonstranten vom ernsten Anlass nicht den Spaß verderben. Am Brandenburger Tor herrschte Partystimmung. Dagegen mussten Autofahrer Geduld haben. Die Demonstrationen führten zu Straßensperren auf den zentralen Verkehrsachsen Berlins.
Mit Sprechchören forderten Schülerinnen und Schüler pausenlos eine Wende in der Klimapolitik. Während der Demonstration sickerte durch, was die Bundesregierung zum Klimaschutz beschlossen hatte – auch, dass keine CO2-Steuer eingeführt wird, und die Regierung Merkel den Zertifikatehandel bevorzugt. Die Reaktionen waren gemischt:
Demonstrant: "Die CO2-Steuer hätte eingeführt werden müssen - die muss eingeführt werden. Ein Zertifikatehandel ist der falsche Weg, meiner Auffassung nach. Da muss die Politik unbedingt nachsteuern."
Dass der Zertifikatehandel erst 2021 beginnen soll, fanden viele Protestierende nicht überzeugend: "Von daher ist das von der Einführung her viel zu spät. Wir haben noch acht Jahre."
Andere begrüßten das Klimaschutzpaket der Bundesregierung: "Das ist erst mal ein Schritt in die richtige Richtung. Klingt plausibel. Klingt wie eine sinnvolle Aktion."
Der Tenor aber war dieser: "Jeder, der heute dabei war, dem war klar, dass es nur der erste Schritt sein kann. Und die Erwartungen seitens der Politik waren ohnehin eher reduziert. Die Bewegung muss weitergehen und es muss eine Veränderung kommen."
Am Brandenburger Tor warnten drei Demonstranten auf ihre Weise vor dem Klimawandel: Sie standen auf schmelzenden Eisblöcken. Um den Hals lagen Schlingen, die an einem Galgen befestigt waren.
Hamburg und der Norden: halb Spiekeroog auf der Straße
In Hamburg gingen viel mehr als die erwarteten 30.000 Menschen für mehr Klimaschutz auf die Straße. Die Polizei schätzt, dass 70.000 Demonstrierende um die Alster und durch die Innenstadt zogen, die Veranstalter gehen von 100.000 Menschen aus. Auch in Hannover kamen mit 30.000 Menschen rund dreimal mehr als erwartet. Genauso so viele demonstrierten in Bremen. In Schwerin und Rostock gingen jeweils über 1.000 Menschen auf die Straße. Prozentual gesehen waren auf der Nordseeinsel Spiekeroog die meisten Bewohner unterwegs: 400 Menschen, also über 50 Prozent der Inselbevölkerung trafen sich zum Protest an der Nordseeküste.
NRW: Unternehmen geben Mitarbeiterinnen
Wie hier in Köln gingen in Nordrhein-Westfalen in Dutzenden Städten und Gemeinden die Menschen auf die Straße. Die Demonstrationen in Köln und Münster waren mit 20.000 Menschen die größten, 15.000 protestierten in Bonn und Düsseldorf. In der Landeshauptstadt war auch der Oberbürgermeister mit dabei. Er hatte seine Mitarbeiter im Vorfeld ermuntert, es ihm gleichzutun.
Neben Düsseldorf hatten auch Dutzende andere Stadtverwaltungen und Unternehmen im Land ihren Mitarbeitern frei gegeben, damit sie an den Protesten teilnehmen können. Etliche haben Ausflüge zu den FridaysforFuture-Aktionen organisiert, wie die Michael-Ende Grundschule in Köln.
"Weils der Erde nicht gut geht." - "Und im Meer liegt so viel Plastik, das muss sich verbessern." - "Ich will, dass sich irgendwann mal die Umwelt verbessert." - "Und irgendwann mal das aufhört."
Laut Polizei blieben die Veranstaltungen friedlich. Allerdings kam es in dem verkehrsreichsten Bundesland zum Teil zu langen Staus, viele Innenstädte und wichtige Zubringer waren stundenlang gesperrt.
München: vor allem Schüler und Studierende
In München haben heute rund 25.000 Menschen für mehr Klimaschutz demonstriert – nicht nur, aber vor allem Schüler wie Marvin, 16, aus Freising:
"Schon cool, dass so viele da sind. Unser Lehrer ist ziemlich entspannt, der ist auch Schulleiter. Und der wird sagen: ist Euer Problem, wenn Ihr nicht in die Schule kommt. Also ich werde weiter hier demonstrieren."
Und das, obwohl der bayerische Kultusminister Michael Piazolo Bayerns Schulleiter ermuntert hat, bei unentschuldigtem Fehlen Verweise gegen Schüler auszusprechen - und notfalls sogar Bußgelder gegen Eltern zu verhängen.
Trotzdem gingen bayernweit rund 60.000 Demonstranten auf die Straße, darunter 5.000 bei einer Kundgebung in Augsburg, an der auch Claudia Roth und Katrin Göring-Eckardt von den Grünen teilnahmen.
Einige bayerische Firmen und Geschäfte hatten ihren Beschäftigten erlaubt, während der Arbeitszeit mitzudemonstrieren. In München allerdings war "Fridays for Future" vor allem eine Schüler-und Studenten-Demo.