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Fridays for Future
"Nicht zum Phänomen einer ganzen Generation ausrufen"

Bei Fridays for Future sei eine gut gebildete Minderheit aktiv geworden, mit der die Mehrheit sympathisiere, sagte der Soziologe Dieter Rucht, Vorstandsmitglied beim Institut für Protest- und Bewegungsforschung, im Dlf. Dennoch habe die Bewegung Erstaunliches erreicht und ihre Botschaften gezielt platziert.

Dieter Rucht im Gespräch mit Britta Fecke |
Der Protestforscher Dieter Rucht, aufgenommen am 30.05.2017 in Berlin. (zum Themenpaket "Ein Monat vor dem G20-Gipfel in Hamburg" vom 06.06.2017) Foto: Sophia Kembowski/dpa
Der Soziologe Dieter Rucht sieht starke Interessenkonflikte in der Politik, die eine Umsetzung der Fridays-for-Future-Forderungen verhindern könnten. (picture alliance / Sophia Kembowski/dpa)
Bei Fridays for Furture seien die gut Gebildeten überrepräsentiert, auch bei den Eltern. Sie sei eine Politisierung einer Minderheit, eben nicht ein Phänomen einer ganzen Generation, so der Soziologe Dieter Rucht im Dlf. Das Besondere sei, dass die Teilnehmer im Durchschnitt sehr jung seien.
Fridays for Future sei eine Basisbewegung. Diese Bewegung habe eine sehr konkrete Forderung, wobei die Forderung an sich gar nicht besonders originell sei. Es sei eine Mahnung, das, was man vorhat, umzusetzen.
Der Vergleich mit den 68ern hinke dabei an vielen Stellen. Insbesondere darin, dass die 68er-Bewegung eine breite Palette an Themen angesprochen habe und deren Forderungen sehr viel radikaler gewesen seien, die Systemfrage gestellt wurde.
"Die Bewegung hat Erstaunliches geleistet"
Früher sei Klimaschutz weitgehend eine Initiative von Experten und Aktivisten gewesen. Es sei eher eine fachliche Arbeit gewesen. Durch die Schülerinnen und Schüler sei diese Forderung auf die Straße getragen worden. Aber auch die Aktivisten im Hambacher Forst, sowie die Forscher, die mit dramatischen Bildern aufwarten, würden dieses Thema fokussieren.
Die Bewegung habe Erstaunliches geleistet beim Themensetting in den Medien, so Rucht. Auch die Rhetorik in der Politik habe sich dadurch geändert. Es gebe aber handfeste Interessenkonflikte, etwa mit den Industrielobbyisten, aber auch der institutionelle Konflikt zwischen dem starken Kanzleramt und Wirtschaftsministerium und dem eher schwachen Umweltministerium. Dies stehe einer schnellen und vollständigen Umsetzung der Forderungen entgegen.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.