Kühn sagte im Deutschlandfunk, er könne sich nicht vorstellen, dass Frankreich seine Nuklearwaffen abgebe und einem Befehlskommando der EU unterstelle. Es sei auch nicht klar, wer dann dafür zuständig sein sollte. Die Europäische Union verfüge bisher nicht über eine gemeinsame Armee, betonte der Leiter des Instituts für Friedensfoschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg.
Kühn forderte die Bundesregierung zugleich auf, sich auf eine zweite Amtszeit von Trump als US-Präsident einzustellen. Dessen jüngste Aussage, bei einer Wiederwahl säumige NATO-Bündnispartner nicht mehr zu schützen, sei nicht nur Wahlkampfgetöse. "Trump glaubt nicht an militärische Allianzen. Das ist seit den 80er Jahren bekannt", sagte Kühn. Für die Bundesregierung stelle sich daher die Frage nach der Verlässlichkeit der nuklearen amerikanischen Abschreckung.
"Angebot Frankreichs über atomare Abschreckung annehmen"
Kühn rief die Bundesregierung in diesem Zusammenhang dazu auf, das Angebot von Frankreichs Präsident Macron über Gespräche zur atomaren Abschreckung in der EU rasch anzunehmen. Nach den Präsidentschaftswahlen in Frankreich 2027 und einem möglichen Wahlsieg der rechtsnationalen Politikerin Le Pen könne es dafür zu spät sein, betonte Kühn. Le Pen hat eine nukleare Teilhabe anderer EU-Partner, insbesondere Deutschlands, wiederholt abgelehnt.
Die nukleare Abschreckung der NATO basiert derzeit fast ausschließlich auf den US-Atomwaffen. Großbritannien und Frankreich sind daneben die einzigen beiden anderen NATO-Staaten, die über solche Waffensysteme verfügen.
Diese Nachricht wurde am 18.02.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.