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IPC suspendiert Russland und Belarus
"Sport muss zeigen, dass er eine Friedensbewegung ist"

Das Internationale Paralympische Komitee hat Russland und Belarus die Mitgliedsrechte entzogen. Auch der Deutsche Behindertensportverband stimmte dafür. Man müsse ein "deutliches Zeichen setzen", sagte DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher im Dlf.

Friedhelm Julius Beucher im Gespräch mit Maximilian Rieger |
Das Logo des Paralympischen Komitees Russlands.
Das Logo des Paralympischen Komitees Russlands. (imago / ITAR-TASS / Sergei Savostyanov)
Seit acht Monaten läuft der russische Angriffskrieg auf die Ukraine mittlerweile. Seitdem steht auch der Sport vor der Frage, wie mit Sportlerinnen und Sportlern aus Russland und Belarus verfahren werden soll. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) empfiehlt weiter, Russland und Belarus auszuschließen.
IOC-Präsident Thomas Bach sagte nun jedoch, das sei nur notwendig, weil einige Regierungen die Autonomie des Sports angegriffen hätten und Sanktionen auf den Sport ausgeweitet hätten.
Diese Regierungen würden rein politisch agieren, um zu beeinflussen, wer sich für die Olympischen Spiele 2024 in Paris qualifizieren können. "Wenn der Sport dadurch nur zu einem weiteren Werkzeug wird, um politische Ziele zu erreichen, wird der internationale Sport auseinanderfallen", so Bach auf dem G20-Gipfel.

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DBS stimmt für Suspendierung

Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) hat die Frage dagegen eindeutiger beantwortet und Russland und Belarus suspendiert. Auch der deutsche Verband habe für die Suspendierung gestimmt, sagte Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbands (DBS), im Deutschlandfunk.
Friedhelm Julius Beucher, der Präsident des Deutschen Behindertensportverbands.
Friedhelm Julius Beucher, der Präsident des Deutschen Behindertensportverbands. (dpa / picture alliance / Jens Büttner)
Und damit nicht genug: "Wir haben ihnen auch die Mitgliedsrechte im Internationalen Paralympischen Komitee entzogen. Das kann erst wieder auf der Generalversammlung aufgehoben werden. Wir hatten jetzt hier extra eine außerordentliche Generalversammlung und das gilt rechtssicher bis 2023."
Er könne sich auch nicht vorstellen, dass es dann eine Diskussion geben werden. "Im Gegenteil, es ist schlimmer geworden. Es wird immer noch geschossen und gemordet. Da muss der Sport auch zeigen, dass er eine Friedensbewegung ist und nicht, dass er sich zum Handlanger der ein oder anderen Regierung macht", so Beucher.

"Dann wir der Krieg im Sport fortgesetzt"

Bach sagte dagegen, man brauche die Teilnahme von allen Sportlern, die die Regeln akzeptieren, sogar besonders, wenn sie sich ihre Länder Krieg befänden. Das sehe Beucher "total anders", sagte er. "Wenn wir nicht zu solchen Mitteln greifen, wird der Krieg auf anderen Feldern mit anderen Mitteln oder gar im Sport fortgesetzt. Da muss man deutlich sein."
Dass russische und belarussische Sportlerinnen und Sportler dann unter neutraler Flagge und ohne Hmyne antreten, halte Beucher für "verlogen". Denn russische und belarussische Sportlerinnen und Sportler hätten sich teilweise auch für den Krieg ausgesprochen, oder sogar Spenden gesammelt. "Wie will man da noch von Friedlichkeit sprechen, wenn solche Nationen aufeinandertreffen?"
Gleichzeitig gibt es aber auch Sportlerinnen und Sportler, die zum Beispiel in der belarussichen Oppositionsbewegung aktiv sind und nun ebenfalls ausgeschlossen sind.
Jeden Einzelfall zu prüfen, sei aber nicht möglich, so Beucher. "Das tut mir leid für den Einzelfall. Aber da bleibt auch keine andere Möglichkeit, als in einem anderen Land Sportmöglichkeiten zu suchen."

"Deutliches Zeichen setzen"

Dass das IPC und das IOC nun unterschiedliche Wege gehen, sei laut Beucher nicht neu. "Das haben wir schon mal in Rio de Janeiro gemacht, als es damals um die Aufdeckung der Doping-Straftaten er ging." Auch damals wurden russische Sportlerinnen und Sportler komplett von den Paralympics ausgeschlossen, während bei den Olympischen Spielen Russland antreten konnte.
"Wir sind kein an ein Anhängsel des IOC, wie sind eine eigenständige internationale Organisation", betonte Beucher. Man müsse "ein deutliches Zeichen setzen, sonst wird auch der Sport unglaubwürdig und er wird ein Anhängsel von internationalen Machtinteressen."