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Friedrich Denk vs. Peter Schlobinski
Ist die Rechtschreibung am Ende?

Grundschüler fallen bei der Rechtschreibung immer weiter zurück. Auch Erwachsene hätten Probleme, sagt der frühere Deutschlehrer Friedrich Denk. Schuld daran sei die Rechtschreibreform. Der Sprachwissenschaftler Peter Schlobinski hält dagegen: Probleme sieht er an anderer Stelle.

Moderation: Monika Dittrich |
    Hausaufgaben machen. (Symbolfoto)
    Immer mehr Schüler und Schülerinnen haben Probleme bei der Rechtschreibung (imago / blickwinkel / Bernd Leitner)
    Friedrich Denk ist Studiendirektor im Ruhestand. Er hat früher als Deutsch-Lehrer an einem Gymnasium in Bayern unterrichtet und gehörte zu den schärfsten Kritikern der Rechtschreibreform, was ihm den Zusatznamen "Rechtschreibrebell" eingebracht hat.
    "Eine Rechtschreibung ist eine einheitliche, von allen anerkannte Orthografie. Eine solche klassische Rechtschreibung hatten wir bis 1996. Sie war auf hohem Niveau, leserfreundlich und für die Schreibenden kein großes Problem. Diese klassische Rechtschreibung findet sich nach wie vor in den meisten Büchern, in vielen Schullektüren, Bert Brecht, Max Frisch, Dürrenmatt und so weiter. Und sie wird von vielen Schreibenden und von bedeutenden Autoren wie Peter Handke, Thomas Hürlimann, Navid Kermani als die bessere Schreibung bevorzugt. Seit 1996 aber haben wir eine nie dagewesene Verwirrung. Von Michael Endes Momo gibt es beispielsweise inzwischen fünf rechtschreibreformierte Ausgaben. Immer dort, wo die Rechtschreibreform vereinfachen wollte, hat sie Verwirrung verursacht. Wie kann diese Verwirrung beendet oder wenigstens verringert werden. Das ist, scheint mir, die wichtigste Frage."
    Peter Schlobinski ist Professor für Germanistik an der Universität Hannover und Vorsitzender der Gesellschaft für Deutsche Sprache. Zu seinen Forschungsgebieten gehört die Sprache im Netz.
    "Nein, die Rechtschreibung ist ebenso wenig am Ende wie leider das ewige Lamento von rotstiftliebenden Oberlehrern und regelungswütigen Besserwissern. Die Diskussion um die Rechtschreibung war und ist extrem emotional und ideologisch aufgeladen und sie ist oft frei von Sach- und Fachargumenten. Es gibt meiner Meinung nach eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute zuerst: Der Großteil der Deutschen kann mit seinen Rechtschreibfähigkeiten in unserer hochliteraten Gesellschaft bestehen und alle Schreibaufgaben meistern. Die meisten können mit den orthografischen Ressourcen unseres Schriftsystems gut umgehen und diese nutzen. Und sie tun das funktional kreativ, wie Studien zum Schreibgebrauch in digitalen Medien zeigen. Es gibt aber auch eine schlechte Nachricht: Bei einem kleinen Teil der Bevölkerung gibt es echte Probleme im Schreib- und Lesebereich. Allerdings: Die Diskussion um die Rechtschreibung wie sie häufig öffentlich geführt wird, ist absolut kontraproduktiv, um die bestehenden Probleme anzugehen. Kurzum: Ich bin der Meinung, man muss sich um die Rechtschreibung nicht sorgen, aber man muss bestehende Probleme in unserer Gesellschaft im Hinblick auf Schreib- und Lesefähigkeiten offen und sachlich diskutieren. Nur dann wird man sie auch lösen können."
    Den vollständigen Beitrag können Sie nach der Sendung im Rahmen unseres Audio-on-demand-Angebotes mindestens sechs Monate nachhören.