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Friedrichshafen
Die Zukunft der Landshut

Die ehemalige Lufthansa-Boeing Landshut, die als Symbol des RAF-Terrors vor 40 Jahren gilt, ist im Dornier-Museum in Friedrichshafen gelandet. Doch die Restaurierung und Ausstellung wird viel Geld kosten - darum gibt es Streit in der Stadt.

Von Thomas Wagner |
    Eine russische Transportmaschine hat ihre Bugklappe geöffnet. Darin ist die Spitze des Rumpfes der "Landshut" zu sehen.
    An Bord einer Antonow-Transportmaschine ist der Rumpf "Landshut" in Friedrichshafen eingetroffen. (Karl-Josef Hildenbrand / dpa)
    Flughafen Friedrichshafen, vergangenes Wochenende: Ein riesiges Frachtflugzeug vom Typ Antonov nähert sich, so scheint es, wie in Zeitlupe der Landebahn.
    Applaus für eine geschichtsträchtige Landung: Denn wenig später öffnet sich die Frachtklappe der Antonov. Das schaut so aus, als ob ein Walfisch sein Maul öffnet. Darin zu sehen: Der Rumpf der einstigen Lufthansa-Boeing Landshut, der allerdings einen ziemlich heruntergekommenen Eindruck erweckt. Mehrere Tausend Besucher schauen neugierig zu, unter anderem Rainer Raitz, ein älterer Herr mit sehr nachdenklichem Gesichtsausdruck:
    "Ich habe das tragische Ereignis vom 14. Oktober bis 18. Oktober 1977 in der Lufthansa-Technik Hamburg erlebt. Da war ich selber noch im Dienst, genau. Also bei Ankunft der Maschine – mir standen die Tränen in den Augen."
    Kein Wunder, denn vom 14. bis 18. Oktober 1977, also vor fast 40 Jahren, bangte der einstige Lufthansa-Techniker um das Leben der Besatzung und der Passagiere der Boeing 737 Landshut, deren Wrack er nun zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder sieht.
    Symbol des deutschen Terror-Herbstes 1977
    Die Landshut gilt als Symbol des deutschen Terror-Herbstes 1977: Die Maschine war erst von palästinensischen Terroristen entführt worden, um die Führung der Roten Armee Fraktion freizupressen, wurde danach von der Anti-Terror-Einheit GSG 9 des Bundesgrenzschutzes gestürmt. Passagiere und Besatzung wurden dabei unverletzt befreit – mit einer Ausnahme: Flugkapitän Jürgen Schumann war bereits Tage zuvor von den Entführern ermordet worden.
    "Da wird Kapitän auf der hinteren Rutsche heruntergelassen."
    Der damalige Co-Pilot der Landshut, Jürgen Vietor, blickt am Rande des Flughafens auf einen Bildschirm. Darauf zu sehen: die wichtigsten Szenen des Landshut-Entführung. Vietor hält es für einen guten Plan, die Maschine am Rande des Dornier-Museums für Luft- und Raumfahrt auszustellen.
    "Natürlich ist das ganz wichtig. Das ist das Symbol des Deutschen Herbstes. Und es gibt Bücher, es gibt Filme. Das ist nun wirklich etwas, wo man reingehen kann, wo man rumgehen kann."
    "Ich würde mir schon wünschen, dass sie im Original wieder da steht. Da kann man ja vielleicht ein paar Leitern dran stellen."
    Auch Aribert Martin ist zur Rückführung der Landshut an den Bodensee gereist. Er gehörte seinerzeit zur Anti-Terror-Einheit GSG 9 und riskierte sein Leben bei der Erstürmung der entführten Lufthansa-Boeing. Höchste Zeit, dass die nun öffentlich gezeigt werde.
    "Das ist Zeitgeschichte. Das hat was mit uns Deutschen zu tun. Wir haben eine Zeit erlebt, wo so viele gute Menschen sich geopfert haben, ob das Polizisten waren, ob das der Schleyer war. Wir haben das hinbekommen. Wir haben diese RAF niedergemacht. Und hier steht die Maschine. Da kann man doch dran glauben."
    "Davor habe ich Angst, vor diesem Schritt, wenn das dann wieder so alles hergestellt wird."
    Diana Müll erlebte seinerzeit als Landshut-Passagierin den Schrecken des Terrors hautnah mit– Tage, die ihr Leben geprägt haben. Nach der Befreiung folgte die Last eines Traumas.
    "Ich habe eine Therapie von einem Jahr. Die habe ich damals auch selbst bezahlt. Ich bin im Grunde genommen aus der ganzen Geschichte hoch verschuldet raus. Aber damals war das einfach so. Es gab keinen Therapeuten, der das therapieren konnte. Und jeder hat gesagt: Es ist höhere Gewalt."
    Gründe gäbe es also genug, um dauerhaft an die Entführung der Landshut und deren Folgen zu erinnern.
    Projekt ist in Friedrichshafen umstritten
    Doch das Landshut-Projekt ist in Friedrichshafen nicht unumstritten. Bei der Ankunft war kein offizieller Vertreter der Stadt zugegen. Oberbürgermeister Andreas Brand fühlt sich mit dem Projekt regelrecht überfahren, will von der Landshut-Rückführung erst aus der Zeitung erfahren haben – und befürchtet, dass die Stadt finanziell für das Projekt in die Bresche springen müsse. Dazu habe er aber nicht die geringste Lust. Denn:
    "Einen Bezug zu einem Technik-Museum zu Friedrichshafen kann ich da nicht erkennen."
    Und so ist noch völlig unklar, wie das Landshut-Projekt finanziert werden soll. Der Bund hat zwei Millionen Euro für die Rückführung spendiert, macht aber gleichzeitig klar: Das war es dann auch. Experten schätzen aber, dass für Restaurierung und Ausstellungshalle weitere acht Millionen Euro anfallen werden.
    Wer die bezahlt, ist derzeit unklar; das private Dornier-Museum selbst erwirtschaftet jetzt schon Defizite. Die allerdings könnten, so die Hoffnung von Museumschef David Dornier, gerade durch die Landshut kleiner werden. Denn: Das Flugzeug als Mahnmal, das an den Terror erinnert, bringe ja auch mehr Besucher ins Museum.
    "Es ist für mich eine Öffnung des Museums, eine thematische Öffnung, die wir ganz bewusst herbeigeführt haben, weil wir denken, dass es möglicherweise nicht reicht, ein reines Technik-Museum zu sein. Deswegen freuen wir uns, dass wir diesen Teil der deutschen Geschichte erzählen dürfen."