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Frontalunterricht?

Auf ihrer Senatssitzung in Berlin hat die Hochschulrektorenkonferenz nächste Schritte zur Weiterentwicklung des Bologna-Prozesses beraten.

Von Nadine Lindner |
    Es betrifft Studierende wie ihn: Erik Marquardt, 21 Jahre alt, er studiert Chemie an der TU Berlin. Dort ist er auch in der Studierenden-Vertretung aktiv und hörte sich heute die Ergebnisse der Sitzung des Senats der Hochschulrektoren-Konferenz an, vieles, was er hörte, kommt ihm bekannt vor.

    "Ein Problem ist das, was oft als Verschulung bezeichnet wird. Da kann man sagen, dass im Prinzip durch Anwesenheitspflichten, durch Hausaufgabenpflichten und teilweise durch richtig durchstrukturierten Frontalunterricht dieser Gedanke des Studiums immer mehr zum Gedanken der Ausbildung umgewandelt wird."

    Wesentlich positiver sieht den Bologna-Prozess Margret Wintermantel, Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz:

    "Wir haben intensiv über die Weiterentwicklung des B-Prozesses gesprochen, sie wissen, dass wir im Gespräch sind, im Gespräch sind mit den Studierenden. Ich würde einfach sagen, wir sind auf guten Weg."

    Diese Bilanz zieht Wintermantel nun auch nach der Senatssitzung der HRK. Auf deren Tagesordnung stand auch die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, sowie die Weiterentwicklung deutschen Qualifizierungs-Rahmens. Im Wesentlichen wurde aber über den Bologna-Prozess diskutiert. Sie stellt zunächst den Terminfahrplan für die kommenden Monate vor:

    Anfang März wird es demnach eine Fachtagung zum Thema Bologna-Reform in Berlin geben. Am 11. und 12. März folgt die internationale Konferenz in Budapest und Wien, die zehn Jahre Bologna-Prozess bilanzieren wird. Am 17. Mai schließlich treffen sich Studierende und Bildungspolitiker, um auf nationaler Ebene zu beraten. Nach der Senats-Sitzung zieht Wintermantel eine vorsichtig positive Bilanz des deutschen Bologna-Prozesses, bleibt aber in ihren Aussagen dennoch vage:

    "Wir müssen unbedingt die Chancen von Bologna nutzen, damit wir unseren Studierenden tatsächlich ein qualitätsvolles Studium garantieren können."

    An den Hochschulen sei viel in Bewegung, Studiengänge und Prüfungsordnungen würden auf den Prüfstand gestellt, die Senate der Hochschulen versuchten die Probleme zu identifizieren. Die HRK-Präsidentin fordert zur Verbesserung der Lage ein Qualitätspaket von Bund und Ländern:

    "Wir sind aber auch der Meinung, dass wir ein Qualitätspaket für die Lehre brauchen, Frau Schavan hat das letzte Woche ja auch angekündigt. Ein Qualitätspaket mit dem die Personalausstattung der Hochschulen signifikant, aber vor allen Dingen kapazitätsneutral verstärkt wird und die Betreuung der Studierenden verbessert werden kann."

    Ein Teil dieses sogenannten Qualitätspaketes sei die Einrichtung von Kompetenzzentren, in denen die Lehre für die einzelnen Fachbereiche unterstützt und weiterentwickelt werden könne. Weiter forderte Wintermantel, die Anerkennungen von Studienleistungen liberaler zu handhaben und so mehr Mobilität zu ermöglichen. Chemie-Student Erik Marquardt sieht seine Forderungen auch nach der HRK-Senats-Sitzung nicht erfüllt:

    "Und dann ist natürlich auch eine Forderung, dass der Bologna-Prozess, wie er im Moment umgesetzt ist, viel zu viele Restriktionen aufweist im Studium, sondern dass man wieder dazu kommt, dass man selbst bestimmt und frei lernen und leben kann."

    Er kann den Optimismus der HRK-Präsidentin in Bezug auf den Dialog mit Studierendenvertretern nicht teilen:

    "Ich glaub, ein Problem ist auch, dass wir teilweise zwar gehört werden, wenn wir Druck machen und auf die Straße gehen, dass aber die Kerne der Forderungen nicht gehört werden wollen oder einfach so nicht gehört werden."

    Um ihren Forderungen nach Abschaffung der Anwesenheitspflichten und mehr Wahlfreiheiten im Studium Nachdruck zu verleihen, planen Erik Marquardt und seine Kommilitonen schon die nächsten Proteste im Juni.