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Fruchtsäfte machen dick

Zu viele Kinder und Jugendliche in Deutschland sind zu dick. Mehr als jedes sechste Kind ist übergewichtig, beinahe jedes zehnte gilt als fettleibig. Dass zu viel Limonade, Süßigkeiten oder Kuchen auf die Hüften gehen, das ist bekannt. Das Forschungsinstitut für Kinderernährung in Dortmund aber ist jetzt einem bislang unterschätzten Dickmacher auf die Spur gekommen.

Von Annina Müller | 15.01.2008
    Kinder in Deutschland trinken mehr Fruchtsäfte als Limonaden. Wer jedoch glaubt, dass sie damit eine bessere Wahl treffen, der ist im Irrtum. Denn Fruchtsäfte machen genauso dick, wie zuckerhaltige Softdrinks und Eistees.
    Zu diesem Ergebnis kommt die DONALD-Studie.

    Dr. Mathilde Kersting, stellvertretende Leiterin des Forschungsinstituts für Kinderernährung in Dortmund:

    "Da sucht man nach Lebensmitteln, die eine Überernährung fördern können. Das einzige Lebensmittel, was man in Studien nachgewiesen hat, das sind süße Getränke. In Amerika hat man das als erstes entdeckt, weil Kinder dort große Mengen trinken. Und das Interessante an dieser Studie ist nicht nur, dass wir diesen Zusammenhang auch gefunden haben, obwohl die Kinder in Deutschland nicht so viele süße Getränke trinken, sondern wir konnten auch differenzieren, welche Art von süßen Getränken die Kinder trinken. Da gibt es einmal die originalen Fruchtsäfte, 100 Prozent Saft, die haben aber genauso viele Kalorien wie gezuckerte Säfte, wie Limonaden oder wie Fruchtsaftgetränke und deutsche Kinder trinken mehr Säfte als amerikanische Kinder."

    Besonders beliebt sind Orangen- und Apfelsäfte. Pur oder mit Mineralwasser verdünnt - als Apfelschorle. Säfte , so Mathilde Kersting, sollten jedoch keine Alternative zum Obst darstellen. Denn sie sind sehr kalorienhaltig und führen keine Sättigung herbei.

    "Wenn Kinder bei einer Mahlzeit viel trinken und essen bei der nächsten Mahlzeit weniger, ist das kein Problem. Das scheint bei den flüssigen Kalorien nicht so gut zu funktionieren. Und bei der DONALD-Studie konnten wir nicht nachweisen, dass Kinder, die viel Fruchtsäfte trinken, dann weniger Kalorien von weniger Lebensmitteln aufnehmen. So führt das auf Dauer zu einer höheren Kalorienzufuhr."

    Besonders Mädchen scheinen die flüssige Kalorienaufnahme schlecht zu kompensieren. Die Forscher konnten bei den weiblichen Studien-Teilnehmern einen besonders großen Effekt von zuckerhaltigen Getränken auf ihr Gewicht nachweisen. Und auch diejenigen, die viele Fruchtsäfte zu sich genommen hatten, hatten nach fünf Jahren einen höheren Body-Mass-Index als gleichaltrige Mädchen, die nur Wasser getrunken hatten.

    Um Übergewicht zu vermeiden, empfiehlt Mathilde Kersting eine so genannte optimierte Mischkost. Die Regeln sind leicht zu merken: Tierische Lebensmittel - also Milch, Fleisch, Fisch und Eier sollten nur in Maßen verzehrt werden. Mit Fett und Zucker sollte man sparsam umgehen. Dafür reichlich Obst und Gemüse essen - und viel trinken.

    "Am besten kalorienfrei und bei den Gemüse und Früchten, sollten die Früchte in Form von festen Früchten, also von Obst gegessen werden und nicht von flüssigen Kalorien, weil die flüssigen Kalorien die Gefahr von Übergewicht anscheinend erhöhen."

    Was für Kinder gut ist, schadet übrigens auch Erwachsenen nicht.

    Deshalb: Das nächste Mal zum Wasser greifen und anstatt Saft zu trinken lieber den Apfel essen. Das macht satt und spart noch dazu Kalorien.