Die Geschichte dieser Entdeckung begann im Museo Nacional de Historia Natural in Santiago, Chile. Die Paläontologin Julia Clarke unterhielt sich dort mit ihrem Kollegen David Rubilar darüber, dass sie in all' den Jahren, die sie die Ursprünge der Pinguine erforscht, noch nie ein fossiles Pinguin-Ei gefunden habe. Das konnte ihr Kollege ihr zwar auch nicht zeigen - aber dafür etwas anderes:
"Wir haben dieses seltsame Ding in der Antarktis gefunden, sagte David. Wir nennen es 'Das Ding' wie in dem Film 'Das Ding aus einer anderen Welt', weil es groß ist und seltsam. Ich zeig's dir mal. - Und dann zeigte er mir etwas, das wie ein American Football aussieht, aus dem man die Luft herausgelassen hat."
30 Zentimeter großes Riesenei aus der Antarktis
Das könnte sehr gut ein Ei gewesen sein, dachte Julia Clarke von der University of Texas in Austin. Eines, aus dem vor Millionen Jahren ein junges Reptil geschlüpft ist. Die Analyse unter dem Mikroskop zeigte: "Das Ding" war tatsächlich ein rund 30 Zentimeter großes Riesenei.
"Bei einem fossilen Ei erkennen wir immer sehr unterschiedliche dünne Schichten. So auch bei diesem Ei. Wir sehen unter anderem, dass es außen von einer sehr, sehr dünnen Kalkschicht umgeben war."
Der Aufbau der Eierschale verrät viel darüber, wie die Jungen einer Tierart auf die Welt kommen. So legen Meeresschildkröten weiche, lederartige Eier und vergraben sie in Nestern. Vogeleier werden durch eine Kalkhülle verstärkt, damit die Eltern das Gelege bebrüten können. Und dann gibt es noch die Eier von Schlangen oder Eidechsen, deren Junge sofort nach dem Legen schlüpfen. Das Riesenei, das vor 68 Millionen Jahren gelegt wurde, glich den Eiern heutiger Schlangen. Und die Mutter war wahrscheinlich ein im Meer lebender Mosasaurus:
"Die mit Schlangen und Eidechsen verwandten Mosasaurier wurden, je nach Art, bis zu 20 Meter lang. Wir kennen ein Mosasaurierfossil, das aussieht, als trüge die Mutter ein in einer sehr dünnen Eischale zusammengerolltes Junges im Leib. Wir glauben nun aufgrund der Analysen, dass die Mosasaurier in weichen, nur von einer sehr dünnen Kalkschicht umhüllten Eiern heranwuchsen, die sofort nach dem Legen aufgeplatzt sind. Mosasaurier waren Luftatmer, also schwimmt das Baby dann sofort an die Oberfläche, um zum ersten Mal Luft holen."
Ende der Kreidezeit - Dinosaurier starben nicht durch Vulkanismus
Ein Asteroideinschlag oder Vulkanismus mit einhergehendem Klimawandel: Bisher galten beide Szenarien als mögliche Ursache für das Massenaussterben der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren. Forscher sind jetzt des Rätsels Lösung einen Schritt näher gekommen. Dabei spielt der pH-Wert der Meere eine wichtige Rolle.
Ein Asteroideinschlag oder Vulkanismus mit einhergehendem Klimawandel: Bisher galten beide Szenarien als mögliche Ursache für das Massenaussterben der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren. Forscher sind jetzt des Rätsels Lösung einen Schritt näher gekommen. Dabei spielt der pH-Wert der Meere eine wichtige Rolle.
Haufenweise Dinoknochen, aber keine Schalenüberreste
In einem zweiten Aufsatz im Fachmagazin Nature hat sich eine andere Forschergruppe mit dem Geheimnis der fehlenden Dinosauriereier beschäftigt.
"Man ging allgemein davon aus, dass Dinosauriereier harte Schalen haben, wie Hühnereier, denn wir haben viele solcher Eier gefunden. Doch sie stammen immer nur von drei Dinosauriergruppen, die spät in der Entwicklungsgeschichte erscheinen - und immer aus der Kreidezeit. Wir haben nie Eier aus der Zeit gefunden, als die Dinosaurier entstanden. Es gibt von damals haufenweise Knochen, aber keine Eierschalen."
Doch vor rund 15 Jahren stieß Mark Norell vom American Museum of Natural History in der Südmongolei auf ein seltsames Dinosauriergelege: In einem 75 Millionen Jahre alten Nest lagen Embryonen eines Protoceratops: Die Jungen schienen in unsichtbaren Eiern zusammengerollt zu sein - umgeben von einer Art weißem Schleier. Ganz ähnlich sah auch ein 215 Millionen Jahre altes Gelege eines pflanzenfressenden Mussaurus aus. Was es damit auf sich hatte, brachte ein neues Laserverfahren an den Tag, mit dem sich der chemische Fingerabdruck von Eierschalen analysieren lässt, erklärt Jasmina Wiemann von der Yale University.
"Unsere Untersuchungen zeigen, dass es sich bei diesen hellen Schleiern um fossilisierte weiche Eierschalen handelt. Dafür haben wir eine Datenbank mit den chemischen Fingerabdrücken von hart- und weichschaligen Eiern von Vögeln, Eidechsen, Dinosauriern, Krokodilen und Schildkröten angelegt und die Messungen von Protoceratops und Mussaurus damit verglichen. Damit haben wir endlich zum ersten Mal Beweise dafür, dass manche Dinosaurier weiche, lederartige Eier gelegt haben."
Frühe Dinosaurier-Arten legten weichschalige Eier
Als die Forscher sich dann die Position dieser beiden Dinosaurier im Stammbaum anschauten, kamen sie zu dem Schluss: Die frühen Dinosaurier legten weichschalige Eier. Sprich: Der gemeinsame Vorfahre aller Dinosaurier hat ziemlich sicher weichschalige Eier gelegt. Die Fähigkeit, Eier mit harten Schalen zu produzieren, hat sich dann erst viele Millionen Jahre später im Lauf der Evolution entwickelt.
Dieses Bild passt zu dem, was Julia Clarke bei der Analyse des footballgroßen Eis aus der Antarktis herausgefunden hat. Auch ihr Team hat eine Datenbank zu den Eigenschaften aller möglicher Eierschalen - seien es die von Vögeln, Eidechsen oder eierlegenden Säugetieren - aufgebaut und das Ganze dann mit dem Stammbaum verglichen. Und auch ihre Daten deuten darauf hin: Eier hatten ursprünglich eine weiche Schale.