Bereits das uralte sumerische Gilgamesch-Epos lässt sich als Umschreibung des jährlichen Laufs von Sonne und Mond durch die Ekliptik verstehen – und ähnliches gilt für das Märchen von Schneewittchen und den sieben Zwergen. Es stellt den jahreszeitlichen Wechsel zwischen Sonne und Vollmond bei der höchsten Südstellung dar: Im Sommerhalbjahr steht die Sonne höher am Himmel als der Vollmond, im Winterhalbjahr ist es umgekehrt.
Schneewittchen – die Sonne –, die von der Stiefmutter – dem Vollmond – vertrieben wird, verbringt das Winterhalbjahr bei den Sieben Zwergen – dem Siebengestirn, das vor Tausenden von Jahren einmal die Lage des Frühlingspunktes markierte.
Wenn im Herbst der Vollmond das Siebengestirn passierte, betrat die Stiefmutter die himmlische Bühne. Deren eisige Schreckensherrschaft endete erst, wenn die Sonne zum nächsten Frühjahr dort vorbei zog. Zuvor versucht die Stiefmutter dreimal, Schneewittchen endgültig zu beseitigen. Erst beim dritten Anlauf kann sie das Mädchen mit dem halbseitig vergifteten Apfel überlisten.
Tatsächlich zog und zieht der Mond nach der Wintersonnenwende noch dreimal an den Plejaden vorbei, ehe die Sonne wieder die Oberhand gewinnt und – damals – im "Schneewittchensarg" zu neuem Leben erwachte.
Gegen 18 Uhr kann man derzeit am Osthimmel im langgestreckten Viereck des Sternbilds Zwillinge die Umrisse dieses Sarges erkennen.