Bill Wyman ist mit 80 immer noch auf Tour, mit seinen Rhythm Kings. Auch, als bei ihm vor ein paar Monaten Prostatakrebs im Frühstadium diagnostiziert wurde, machte er keine Pause. Wyman sagt, mit den "Rhythm Kings" habe er mehr Spaß als mit den Stones – er könne sich mit dieser Band viel stärker musikalisch entfalten. Mit den Stones stand er nach der Trennung 1993 nur noch ein Mal auf der Bühne, im November 2012 in der Londoner O2-Arena. Und auch da nur für zwei Stücke: "Honky Tonk Woman" und "It's only Rock n'Roll":
"Ich glaube, sie wollten mich dafür bestrafen, dass ich sie damals verlassen hatte", sagt Bill Wyman. Eigentlich habe er gedacht, er könnte einige Nummern mehr mitspielen, aber sie hätten ihn nur diese zwei spielen lassen.
Immerhin hatten sie ihm noch angeboten, mit auf die USA-Tour zu gehen, aber immer nur für "Honky Tonk Woman" und "It's only Rock'n Roll". Das hat Wyman abgelehnt. Er hat sich damit abgefunden, dass sie jetzt ohne ihn unterwegs sind:
"Es ist sehr schwer, zurückzugehen und etwas einfach wieder aufleben zu lassen. Es ist genauso, wie mit einer Beziehung zu einer früheren Freundin, das funktioniert nicht."
Wyman ist viel beschäftigt
Bill Wyman braucht die Stones auch nicht zum Leben. Er ist gut beschäftigt, nicht nur als Musiker: Er betreibt die Sticky Fingers Cafés in London und Manchester. Er schreibt Bücher, stellt seine Fotos aus und verkauft seit einigen Jahren auch noch Metall-Detektoren, für die er ein Patent besitzt. Mit diesen ist der Amateurarchäologe Wyman auf den britischen Inseln unterwegs, um Relikte aus der Römerzeit auszugraben.
Bei den Stones war er immer ein bisschen Außenseiter: Er stieß erst 1962 zur Band, vor allem deshalb, weil er einen Verstärker mitbrachte, den er selber gebaut hatte. Auf der Bühne hielt er sich immer im Hintergrund, direkt neben Charlie Watts:
"Für einen Bassisten ist es wichtig, dass er dicht beim Schlagzeug steht und mit den Drums spielt. Deshalb blieb ich da im Hintergrund und habe mir die absurde Show angeschaut, die die anderen vor mir an der Rampe abzogen, total verrückt und albern. Aber trotzdem: Das waren schöne 30 Jahre."
Der Kontakt ist seitdem nicht abgerissen. Sie schicken sich gegenseitig Geburtstagsgeschenke. Und vor allem mit Charlie Watts trifft sich Bill Wyman immer noch regelmäßig. Charlie kommt gern auf einen Tee vorbei. Und dann reden die beiden in Bills Landhaus in Suffolk vor allem über Cricket:
"Me an Charlie... Cricket."