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Führungskräfte
Französinnen und die Quotenregelung

In Frankreich wurde vor drei Jahren ein Gesetz zur Quotenregelung verabschiedet. Das Ziel: langfristig den Frauenanteil in den Aufsichtsräten der börsennotierten Unternehmen bis 2017 auf 40 Prozent zu erhöhen. Die Managerin Catherine Leducq strebt einen Aufsichtsratsposten an - ohne die Quotenregelung hätte sie es vermutlich nicht gewagt.

    Schwungvoll betritt Catherine Leducq das Büro von Agnès Bricard im gutbürgerlichen 8. Pariser Arrondissement. Die 54-Jährige strebt einen Posten als Aufsichtsrätin an und möchte sich dabei von Beraterin Bricard unterstützen lassen. Catherine Leducq blickt auf eine langjährige Berufserfahrung zurück. Sie war Managerin bei einem großen Reifenfabrikanten, außerdem Verwaltungs- und Finanzdirektorin einer landesweiten Tageszeitung.
    "Dass ich nun ein Mandat als Aufsichtsrätin suche, erscheint angesichts meiner bisherigen Karriere einfach logisch. Denn auf einem solchen Posten kann ich meine beruflichen Erfahrungen voll einbringen."
    "Wir stellen betriebspolitische Fragen anders als Männer"
    Ende November hat Catherine Leducq eine mehrmonatige Weiterbildung zum Aufsichtsrat an der renommierten Pariser Politik-Hochschule Sciences Po erfolgreich abgeschlossen. Nun feilt sie an ihrem Bewerbungsschreiben. Ohne das Quotengesetz hätte sie sich einen solchen Schritt eher nicht zugetraut, gibt Catherine Leducq zu.
    "Früher war ich gegen eine Quotenregelung, aber ich habe mittlerweile erkannt, dass wir ohne das Gesetz nicht vorankommen würden. Nun können wir zeigen, dass Frauen im Aufsichtsrat einen Betrieb leistungsstärker machen. Wir haben in vielen Punkten andere Ansichten, wir stellen betriebspolitische Fragen anders als Männer."
    Für mehr Frauen in Aufsichtsräten kämpft Agnès Bricard seit nunmehr 30 Jahren. Die Steuer- und Finanzberaterin mit eigener Kanzlei sitzt selbst mehreren Gremien vor. Und hat vor eineinhalb Jahren den sogenannten Verband der Aufsichtsrätinnen gegründet. Eine Lobbygruppe, der der Verein der Ingenieurinnen im Land ebenso angehört wie der Zusammenschluss der Absolventinnen der ENA, der hohen Schule für Verwaltungstechnik, eine der französischen Kaderschmiede. Zufrieden blickt Agnès Bricard auf die Halbzeit-Bilanz des Quotengesetzes: 85 Prozent der 40 größten französischen Börsen-Unternehmen haben mittlerweile mindestens drei weibliche Aufsichtsräte. Doch um die bis 2017 verlangte 40-Prozent-Quote zu erfüllen, müssen weitere rund 1.000 Posten an Frauen vergeben werden.
    "Bislang war es fast immer so, dass der Unternehmenspräsident entweder seine Erbin oder eine sogenannte Pionierin in den Aufsichtsrat bestellt hat. Damit meine ich Frauen, die solche Kompetenzen aufweisen, dass sie fast zwangsläufig mit einem Mandat betraut werden mussten. Aber es gibt so wenig sogenannte Pionierinnen, dass jede von ihnen mit Mandaten überschüttet wird. Ich hoffe, dass wir diesbezüglich für mehr Bewegung, für mehr frisches Blut sorgen können."
    Netzwerk für weiblichen Nachwuchs
    2007 schon begann die Lobby-Organisation BoardWomen Partners, Frauen für ein Aufsichtsratsmandat fit zu machen: indem Topchefs von Großunternehmen Kandidatinnen als Paten zur Seite stehen. Doch in einer Erhebung vom letzten Oktober musste die Organisation feststellen, dass 55 Prozent der heutigen Aufsichtsrätinnen aus dem Ausland kommen. Um den Pool einheimischer Nachwuchstalente zu vergrößern, hat nun Frauenrechtsministerin Najat Vallaud-Belkacem eine spezielle Webseite einrichten lassen. Als Knotenpunkt, der Berufsnetzwerke von Frauen zusammenführt, potenziellen Kandidatinnen Erfahrungsberichte und Kontakte liefert, Unternehmen Orientierungshilfe gibt bei der Suche nach weiblichen Führungskräften. Najat Vallaud-Belkacem:
    "Es gibt viel mehr kompetente Frauen als man denkt. Man sollte nicht nur in den Vorständen der 40 größten Unternehmen suchen, sondern beispielsweise auch in den Führungsspitzen kleiner und mittelständischer Betriebe."
    Bei ihrer Fortbildung zum Aufsichtsrat hat Catherine Leducq ein, zwei Mal männliche Kollegen bei bissigen Kommentaren überrascht wie: Die Quotenregelung sei ein unumgängliches Übel. Der politische Wind weht in Frankreich allerdings in eine andere Richtung: Die Gleichstellung der Geschlechter ist eines der wichtigen Anliegen der aktuellen Regierung. So veröffentlichte das Frauenrechtsministerium schon eine namentliche Hitliste über den Frauenanteil in den Chefetagen der Großbetriebe. Schwarze Schafe werden so gebrandmarkt.