Archiv

Führungswechsel
Kasper Rorsted wird Adidas-Chef

Der heutige Tag bot für Marktbeobachter und Aktionäre eine hohe Schlagzahl. Am Vormittag die erste Meldung: Kasper Rorsted werde Ende April Henkel auf eigenen Wunsch verlassen. Wenig später die nächste Nachricht: Rorsted löst am 1. Oktober den amtierenden Adidas-Chef ab, Herbert Hainer. Bereits seit Längerem hatte es eine Diskussion um Hainers Nachfolge gegeben.

Von Benjamin Hammer |
    Ein Fußball liegt auf einer Torlinie.
    Zwei prestigeträchtige Ereignisse wird Herbert Hainer noch als Adidas-Chef begleiten: die Olympischen Spiele von Rio und die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich. (dpa / picture alliance / Marijan Murat)
    Waschmittel und Fußballschuhe haben auf den ersten Blick nicht viel gemein. Und doch gibt es Aussagen, die Kasper Rorsted als Chef von Henkel machte und auch bei seinem neuen Arbeitgeber Adidas so stehen lassen kann. Diese hier zum Beispiel:
    "Wir haben ganz klare Ziele und Strategien. Wir möchten unsere Innovationskraft stärken. Wir möchten unsere starken Marken stärker machen und oben drauf müssen wir immer sicherstellen, dass wir uns auf die Kunden konzentrieren."
    Henkel mit Rekordgewinn
    Marktanteile sichern. Gewinne einfahren, Aktionäre glücklich machen. Diese simple Formel war dem Dänen Rorsted seit seinem Amtsantritt vor knapp acht Jahren bei Henkel recht gut gelungen. Rorsted Mitte 2014.
    "Wir können unser Ergebnis deutlich steigern. Und obendrauf: Wir sind schuldenfrei."
    Im vergangenen Jahr verbuchte der DAX-Konzern Henkel nach Einschätzung von Analysten einen Rekordgewinn. Genaue Zahlen wurden noch nicht veröffentlicht. In diesem Jahr soll der Trend anhalten. Für Adidas lief es in den vergangenen Jahren hingegen nicht so gut. Das Geschäft in Russland brach wegen der politischen Krise ein und in den USA hinkt Adidas immer noch dem einen mächtigen Konkurrenten hinterher: Nike. Der Jahresumsatz des Sportartikelherstellers aus den USA ist mit umgerechnet 28 Milliarden Euro doppelt so hoch, wie der von Adidas. Vor zehn Jahren hatte Adidas den US-Konzern Reebok gekauft, um Nike Paroli zu bieten. Bisher ist aus diesem Vorhaben jedoch nichts geworden.
    Der heutige Tag bot für Marktbeobachter und Aktionäre eine hohe Schlagzahl. Am Vormittag die erste Meldung: Kasper Rorsted werde Ende April Henkel auf eigenen Wunsch verlassen. Wenig später die nächste Nachricht: Rorsted löst am 1. Oktober den amtierenden Adidas-Chef ab, Herbert Hainer. Hainer ist der dienstälteste Chef eines DAX-Unternehmens. Sein Vertrag läuft eigentlich noch bis Mitte 2017. Bereits seit Längerem hatte es jedoch eine Diskussion um Hainers Nachfolge gegeben. Genannt wurden jedoch meist interne Kandidaten aus dem Adidas-Konzern. Rorsted ist damit so etwas wie eine Überraschung.
    Rorstedt ist Bayernfan
    Zwei prestigeträchtige Ereignisse wird Herbert Hainer noch als Adidas-Chef begleiten: Die Olympischen Spiele von Rio und die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich. Beide Veranstaltungen sollen den Umsatz von Adidas anschieben. Für Kasper Rorsted scheint der Wechsel ein Glücksfall. Ihm wurde schon seit Längerem nachgesagt, dass er auf der Suche nach etwas Neuem sei. Weitere Pluspunkte: Rorsteds Familie lebt in München – rund zwei Stunden von der Adidas-Zentrale entfernt. Und: Rorsted ist bekennender Fan von Bayern München, dem Verein, den Adidas mit vielen Millionen sponsert. Dass die Bayern jemals in Trikots von Nike auflaufen – das ist im Grunde genommen undenkbar.