In der elektronische Musikszene ist seit dem letzten Jahr einiges in Bewegung: Genregrenzen verschwimmen, alles wird etwas experimenteller. Dass das aktuell so ist, ist vor allem weiblichen Produzentinnen wie Laurel Halo, Coucou Chloe oder Object Blue zu verdanken. Das sind Frauen, die sich mit ihrer eigenen kompromisslosen Klangvorstellung mehr trauen als ihre männlichen Kollegen. Trotzdem ist der Bereich der elektronischer Musik nach wie vor männlich dominiert.
Vielseitigkeit und Grenzüberschreitung
Das Festival "Heroines of Sound" in Berlin gründete sich vor 5 Jahren, um dem etwas entgegen zu setzen. Dort geht es um das weite Spektrum von elektronischer Musik, ihre Historie und die Stärkung von Frauen.
Die Musikerin Gudrun Gut findet das Festival genau aus diesen Gründen spannend, wie sie uns in den Anfängen des Festivals sagte: "Ich finde das Interessante bei diesem Festival ist eigentlich, dass so unterschiedliche Sphären zusammen gezeigt werden. Wie zum Beispiel die akademische neue Musik, die ja sonst nie mit der Popmusik- , Underground- , Experimental-Szene zusammenarbeitet und dann noch in die Historie zu gehen. Das gefällt mir sehr gut, weil ich mich dann doch manchmal frage, wenn ich auf diesen tollen großen internationalen Festivals spiele, ob ich irgendwie in einen Männerberuf geraten bin und ob ich irgendetwas falsch gemacht habe."
Gerade erst hat das "Heroines of Sound Festival" zum sechsten Mal stattgefunden. Bettina Wackernagel hat das Festival mitgegründet. Ihre Bilanz des Festivals nach fünf Jahren ist, dass Heroines of Sound dazu beigetragen hat, die Debatte um Frauen in der elektronischen Musik und die Forderung nach Gleichbehandlung weiter in der Gesellschaft zu verankern, wie sie im Dlf sagte.
Erflogreich, aber unbekannt
Außerdem würden Pionierinnen der elektronischen Musik durch das Festival mehr Aufmerksamkeit bekommen, sagte Wackernagel weiter, ebenso wie Komponistinnen der Gegenwart. Viele Frauen aus der frühen elektronischen Musik seien heute eher unbekannt: "Wer kennt denn heute Wendy Carlos, eine der ersten Transgender-Komponistinnen, die den Soundtrack von 'Clockwork Orange' oder 'The Shining' geschrieben hat?"
Trotzdem seien diese Frauen erfolgreich gewesen. Einen möglichen Grund für diesen Widerspruch sieht Wackernagel in der Vielseitigkeit der Künstlerinnen. Sie hätten sich nicht unbedingt einer Schule zugeordnet.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Sabine Sanio, Bettina Wackernagel (Hg.): "Heroines of Sound. Feminismus und Gender in elektronischer Musik"
Wolke Verlag Hofheim am Taunus, 2019. 216 Seiten, 24 Euro.
Wolke Verlag Hofheim am Taunus, 2019. 216 Seiten, 24 Euro.