Bach an der Ägäis, Beethoven in den Ruinen einer byzantinischen Burg, Mozart in den Gassen der historischen Altstadt - die Kulisse des International Molyvos Music Festival auf Lesbos könnte kaum malerischer sein. 2015 gründeten die deutsch-griechischen Pianistinnen Kiveli und Danae Dörken das Kammermusikfestival in Molyvos, dem Heimatdorf ihrer Großmutter. Mit raffinierten Programmen und hochkarätigen Kammermusikerfreunden wollten sie klassische Musik in den südlichen Zipfel Europas bringen - und neue Touristen in ihre von der Finanzkrise gebeutelten zweiten Heimat. Doch statt Touristen strandeten 2015 am Hafen von Molyvos vor allem unzählige Boote mit Flüchtlingen aus dem Nahen Osten. Eine dramatische Lage. Musiker und Inselbewohner halfen tagsüber, so gut es ging. Abends schöpften sie mit Musik von Brahms und Schumann neue Kraft. Die Lage der Flüchtlinge auf Lesbos ist nach wie vor desolat, der jüngste Brand in Moria ist katastrophal. Ebenso die wirtschaftliche Situation vieler Inselbewohner. Und die Menschen vor Ort müssen außerdem der Corona-Krise trotzen. Und das Kammermusikfest? Musik, so die beiden Schwestern, löse keine Probleme, aber sie schafft Gemeinschaft und regt an zum Dialog. Der musikalische Dialog fand in diesem Jahr, im vergangenen Juli, binational statt, mit Konzerten in Stuttgart, Berlin und Molyvos. Der mutige Weg des Machbaren.
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Fünf Jahre Kammermusik auf Lesbos
Mut in jeder Krise
Das Musikfestival in Molyvos auf der Insel Lesbos musste seit seiner Gründung 2015 kreativ mit Problemen umgehen. Die Corona-Pandemie hat zudem manche Pläne vereitelt, der Brand des Flüchtlingslagers Moria die Situation noch einmal verschärft. Dennoch wurde im Juli musiziert - unter Krisenbedingen.