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Fünf Jahre nach Bin-Laden-Tötung
Der vergebliche Kampf gegen den Terror in Afghanistan

Vor fünf Jahren verkündete US-Präsident Barack Obama die Tötung von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden, fast zehn Jahre nach den Anschlägen vom 11. September. 2001 begann der längste, bis heute andauernde Kriegseinsatz der USA in Afghanistan. Die Bilanz fällt ernüchternd aus.

Sandra Petersmann, ARD-Studio Neu-Delhi |
    Passanten stehen vor Zeitungen in Washington D.C. nach der Tötung Osama Bin Ladens
    Passanten stehen vor Zeitungen in Washington D.C. nach der Tötung Osama Bin Ladens (imago stock & people)
    "The United States has conducted an operation that killed Osama bin Laden, the leader of Al Qaida." Als US-Präsident Barack Obama am 2. Mai 2011 vor die Mikrofone trat, um den Tod Osama bin Ladens zu verkünden, jubelten viele Menschen in den USA.
    Die Afghanen warten bis heute auf Sicherheit und Stabilität. "Ohne Frieden ist es unmöglich, Afghanistan aufzubauen. Ohne Frieden ist hier einfach gar kein Leben möglich", sagt Gemüseverkäufer Haji Hassan Khan aus Kabul.
    Am 19. April starben bei einem der größten Anschläge der vergangenen Jahre mitten in der Hauptstadt fast 70 Menschen, mehr als 300 wurden verletzt. Die Taliban bekannten sich zu der Selbstmordattacke. Afghanistans Präsident Ashraf Ghani rief Parlament und Senat zu einer Sondersitzung zusammen.
    "Die Feinde Afghanistans sind der 'Islamische Staat', Al-Kaida, das mörderische Haqqani-Netzwerk und Teile der Taliban", erklärte Ghani und bereitete sein Volk auf weitere Monate der Gewalt vor. Der Präsident rückte zum ersten Mal deutlich von seiner üblichen Verhandlungsrhetorik ab. "Die Tür für Verhandlungen bleibt für die Taliban offen, die bereit sind, ihre Waffen niederzulegen, aber dieses Angebot gilt nicht für immer."
    Geschwächt, aber nicht ausgelöscht
    Afghanistan ist Amerikas längster Kriegseinsatz. US-General John Campbell war bis Anfang März der verantwortliche Kommandeur. Derzeit sind noch knapp 10.000 US-Soldaten in Afghanistan stationiert. Auf dem Höhepunkt der Mission waren es mehr als 100.000.
    "Al-Kaida ist deutlich geschwächt", sagt Campbell, aber wie die Entdeckung eines großen Trainingslagers in der südafghanischen Provinz Kandahar im vergangenen Herbst beweise, sei Al-Kaida nicht ausgelöscht. Es handele sich um eine "anpassungsfähige Bedrohung", der man mit permanenter Wachsamkeit und Präsenz vor Ort begegnen müsse. Taliban und Al-Kaida sind bis heute verbündet.
    Die Zahl der zivilen Opfer im Afghanistan-Krieg erreichte 2015 mit mehr als 11.000 Toten und Verletzten einen neuen Höchststand. Einwohner aus Gebieten, die von den Taliban kontrolliert werden, berichten von ausländischen Kämpfern. Von Arabern, Pakistanern und Tschetschenen ist die Rede.
    Neue Bedrohung IS
    Als neue Bedrohung ist auch in Afghanistan der "Islamische Staat" (IS) hinzugekommen, der Wurzeln im Al Kaida-Netzwerk hat, auch wenn die beiden Terrorgruppen heute Konkurrenten sind. Im Osten Afghanistans, an der Grenze zu Pakistan, liefern sich Taliban-Kommandos und Kämpfer, die sich zum IS bekennen, Gefechte.
    "Aus der Region Afghanistan und Pakistan strömt Terrorismus", bilanziert General Campbell. Terrorismus kenne keine Grenzen und höre nicht auf, wenn sich die USA zurückzögen. Die USA und ihre Verbündeten wie Deutschland haben den Truppenabzug aus Afghanistan gestoppt.
    Der politische Wille fehlt
    Doch Osama bin Laden starb vor fünf Jahren nicht in Afghanistan, sondern im Nachbarland Pakistan, wo er mehrere Jahre in direkter Nachbarschaft zum mächtigen Militär gelebt hatte. Dort starb vermutlich auch Taliban-Führer Mullah Omar. Pakistan gilt offiziell als Verbündeter im Kampf gegen den Terror.
    Für viele Experten waren die Umstände der Tötung bin Ladens Beweis genug, dass der politische Wille für eine gemeinsame politische Strategie mit gemeinsamen politischen Zielen fehlt. In Afghanistan fehlte der politische Wille von Anfang an. Soldaten können ihn bis heute nicht ersetzen. Zu unterschiedlich sind die nationalen Interessen, die so unterschiedliche Länder wie die USA, Saudi-Arabien, Iran, China, Russland Indien und Pakistan in der Region haben.