Am Mittwoch traf Hurrikan Michael in den USA auf Land. Mit Windgeschwindigkeiten von rund 250 Kilometern pro Stunde fegte er über die US-Ostküste hinweg, Todesopfer gab es in den Bundesstaaten Georgia, North Carolina und Florida.
"Die meisten haben es sicher mitbekommen, dass vorgestern ein Hurrikan Florida schwer getroffen hat und zwar den Norden, was diesmal weit weg ist von meinem Zoo in Miami. Die Menschen in Florida haben viel Erfahrung mit solchen Naturkatastrophen, denn wir haben es hier regelmäßig mit extremen Regenfällen, Wirbelstürmen und Überschwemmungen zu tun."
Gwen Myers ist die Cheftierärztin im Zoo von Miami in Florida. Dieser wurde schon häufiger von Naturkatastrophen getroffen.
"Der schlimmste Hurrikan in der Geschichte des Zoo Miamis war Hurrikan Andrew 1992. Damals wurden viele Gebäude zerstört und Dutzende Tiere starben. Vergangenes Jahr kam Hurrikan Irma, zudem einige Stürme der Kategorie vier, die zwar auch viele Zerstörungen mit sich brachten, jedoch waren wir diesmal viel besser vorbereitet. Unser Zoo hat einen Katastrophen-Management-Plan, der jedes Jahr überarbeitet wird."
Katrastrophen-Szenarios gibt es mittlerweile in vielen Zoos
Gwen Myers hat zusammen mit ihren Kollegen Szenarien für verschiedene Katastrophen erarbeitet. Evakuiert werden müssen die Tiere nur bei Überschwemmungen in höher gelegene Gebäude. Fast alle Tierhäuser sind massiv gebaut und halten auch schweren Stürmen stand.
Alle Zoomitarbeiter müssen mit Notstromaggregaten und Kettensägen umgehen können, regelmäßiges Training sei heute Teil des Jobs – egal ob es sich um Direktoren, Pfleger oder Tierärzte handelt. Das war nicht immer so. Noch vor wenigen Jahren hatten viele Zoos überhaupt keine Notfallpläne vorliegen, sagt Veterinärin Yvonne Nadler. Sie ist die Managerin vom ZAHP Fusion Center in Chicago, einer Initiative, die Notfallpläne für Zoos erarbeitet.
Das betrifft nicht nur Anlagen in den USA, auch in Europa gab es mehrfach Naturkatastrophen wie Hochwasser, bei denen Tiere evakuiert werden mussten, etwa in den Zoos in Prag oder Basel.
"Wir haben einige Hilfsprogramme entwickelt, mit denen wir Zoomitarbeitern helfen, sich auf sämtliche Katastrophen vorzubereiten, egal ob es sich um Überschwemmungen, Waldbrände oder Erdbeben handelt. Meist fällt als erstes der Strom aus. Wenn man also bei einem Stromausfall einen Notfallplan hat, um die Stromversorgung sicherzustellen, ist das schon ein gewaltiger Vorteil denen gegenüber, die über diese Möglichkeit zuvor nicht nachgedacht haben."
Die Notfallmaßnahmen seien vielfältig. Bei schweren Fluten muss schnell entschieden werden, welche Tiere zuerst, wo und wie evakuiert werden. Gibt es genügend Personal, Taschenlampen, Futter und Medikamente? Wie wird kommuniziert, wenn Handys nicht mehr funktionieren? Welche Notfallteams rücken aus, um Tiere zu suchen?
Fünf Säulen für den Notfall
"Jeder Notfallplan lässt sich auf fünf Säulen runterbrechen. 1. Prävention. Wie lassen sich bestimmte Dinge verhindern? Dann Schutz. Wie schützt man Menschen am besten? 3. Abschwächung: wie lassen sich bestimmte Katastrophen abmildern? Als nächstes flexible Pläne und letzter Punkt: Wiederherstellung. Gute Notfallmanager denken gleich an Tag 1 der Katastrophe an den Wiederaufbau."
Am wichtigsten jedoch sei immer der Schutz der Menschen. Nur wenn dieser gewährleistet ist, können die Zoomitarbeiter ihre Nashörner, Flamingos und Gorillas bei einer Katastrophe in Sicherheit bringen – oder wieder einfangen.