Kate Maleike: Heute um Mitternacht, da fällt mal wieder der Hammer bei der Bewerbung für einen zulassungsbeschränkten Studiengang. Wer ab kommendem Wintersemester zum Beispiel Medizin, Tiermedizin, Zahnmedizin oder auch Pharmazie in Deutschland studieren möchte, der hat nur noch wenige Stunden Zeit, seinen Hut in den Ring zu werfen. Und zwar online, über das Portalhochschulstart.de, das ja seit einiger Zeit an die Stelle der ZVS getreten ist, der Zentralstelle zur Vergabe von Studienplätzen in Dortmund.
Bernhard Scheer ist Pressesprecher von hochschulstart. Am letzten Tag der Bewerbungsfrist, so wie heute, herrschte bei ihm im Haus früher in der ZVS-Zentrale regelmäßig Ausnahmezustand, weil man ja auch mit dem Datum des Poststempels sich bewerben konnte und die Anmeldebögen gerne mal persönlich vorbeigebracht wurden. Wie ist das heute, alles geräuschlos?
Bernhard Scheer: Das ist heute wesentlich geräuschloser, weil die Onlinebewerbung natürlich viel Druck aus der ganzen Geschichte herausnimmt. Man muss nur bis Mitternacht heute bei uns seinen Antrag online gespeichert haben. Für das Einsenden der Unterlagen hat man dann noch mal 14 Tage Zeit. Das ist nicht bei allen Bewerbungsstichtagen so, es gibt auch etliche Hochschulen, die für ihren örtlichen NC den 15.7. etwas strenger sehen. Das heißt, da müssen auch dann die Unterlagen tatsächlich in Papierform vorliegen.
Maleike: Wie ist denn der Bewerbungsandrang, was können Sie denn sagen über die Studierlust der jungen Deutschen?
Scheer: Die ist nach unserer Erfahrung ungebrochen. Für unsere vier klassischen Fächer – also Medizin, Zahnmedizin, Tiermedizin und Pharmazie –, da hatten wir geschätzt, dass wir etwa 65.000 Bewerbungen bekommen werden. Im Moment haben wir schon 69.000, also, da liegen wir ein Stückchen drüber.
Maleike: Und welche Fächer sind besonders beliebt, was können Sie sagen?
Scheer: Ja, das ist natürlich diese drei Fächer, Medizin, Zahnmedizin, Tiermedizin, wo wir in etwa fünf Bewerbungen auf einen Studienplatz haben.
Maleike: Und wie viele Studienfächer sind denn überhaupt zulassungsbeschränkt? Wir haben ja einen enormen Ansturm gehabt, da könnte man sich vorstellen, dass vielleicht so manche Uni auch den NC verhängt?
Scheer: Wenn man die einschlägige Datenbank, den Hochschulkompass befragt, dann findet man etwa Angaben, dass 54 Prozent der Studienplätze für Studienanfänger – also, wir reden hier über Bachelor- oder Staatsexamenstudiengänge –, dass also da etwa gut die Hälfte zulassungsbeschränkt ist.
Maleike: Dieses neue Verfahren ist ja nicht nur online-, sondern auch dialogorientiert und krankte in der Vergangenheit öfter mal an Softwareproblemen. Und Sie wissen auch, dass längst nicht alle Hochschulen sich daran beteiligen. Im Moment sind es, glaube ich, gerade mal 47 von 170 möglichen, richtig?
Scheer: Das ist richtig, 47 Hochschulen beteiligen sich an diesem neuen Verfahren, wo wir die Hochschulen unterstützen bei der Vergabe ihrer örtlich zulassungsbeschränkten Fächer. 47 hört sich jetzt noch etwas wenig an, aber wir haben eine Hochschule dabei, die inzwischen alle ihre Studienangebote über dieses neue Verfahren koordiniert, das ist die Uni in Bremen. Und es gibt viele Hochschulen, die mit zwei, drei, vier Angeboten dort schon vertreten sind. Und der große Rest testet gerade noch mal seine technischen Anbindungsmöglichkeiten, indem man einen Studiengang in dieses neue Verfahren hineingegeben hat. Wir sind sehr, sehr zuversichtlich, dass das alles reibungslos läuft, und rechnen dann damit, dass in den kommenden Semestern deutlich mehr Studienangebote und Hochschulen in diesem neuen Verfahren vertreten sein werden.
Maleike: Wie wollen Sie denn die Hochschulen dazu bringen, sich da mehr einzubringen? Denn wir wissen ja auch, dass es Pläne gibt, dass die Hochschulen selbst künftig auch für das Portal bezahlen sollen.
Scheer: Wir können sie durch die Leistungsfähigkeit dieses Verfahrens überzeugen, das werden wir mit großer Wahrscheinlichkeit mit dem Studiengang Psychologie jetzt deutlich unter Beweis stellen können. Wir haben 22 Hochschulen, die Psychologie in dieses neue Verfahren hineingegeben haben, und dort wird man diesen Koordinierungseffekt ganz deutlich merken, dass eben, wenn ein Bewerber einen Studienplatz angenommen hat, die anderen Hochschulen automatisch informiert werden, dass dieser Kandidat dort nicht mehr zur Verfügung steht und entsprechend sofort simultan andere nachrücken können.
Maleike: Ein Ziel war ja eben das, was Sie gerade angesprochen haben, dass diese Vielfachbewerbungen auch verhindert werden. Kann man schon absehen, dass das eingetreten ist, ist das ein Erfolg?
Scheer: Wir sehen das ganz deutlich in der Psychologie, mit diesen 22 Angeboten. Dort wird dieser Abgleich mit Sicherheit gut funktionieren. Und es bedeutet eben für Bewerber und für Hochschulen eine deutliche Arbeitserleichterung.
Maleike: Wenn man das jetzt mit dem heutigen Bewerbungstermin nicht mehr hinbekommt, nicht mehr schafft, welche Chancen hat man dann eigentlich noch, zum Wintersemester doch einen Studienplatz zu bekommen?
Scheer: Wir haben ja jetzt nur über die zulassungsbeschränkten Studiengänge geredet. Es gibt ja eben die zweite Hälfte der Angebote, nicht ganz die zweite Hälfte, die zulassungsfrei sind, auch dort gibt es noch viele Studienmöglichkeiten. Und wir können natürlich auch noch mal hinweisen auf die Börse freie-studienplaetze.de, wo die Hochschulen auch dann kurz vor Semesterbeginn noch mal Angebote deutlich machen können, auf einem Schwarzen Brett quasi anzeigen können, dort gibt es noch freie Studienmöglichkeiten.
Maleike: Sie meinen damit die Studienplatzbörse der Hochschulrektorenkonferenz?
Scheer: Richtig.
Maleike: Die soll ab Anfang September wieder geschaltet werden. Bernhard Scheer war das, Pressesprecher von hochschulstart.de, wo heute Nacht um 24:00 Uhr die Bewerbungsfrist fürs Wintersemester endet. Über Möglichkeiten danach, über noch freie Plätze informiert übrigens auch das Onlineportal studieren.de.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
hochschulstart.de
Bernhard Scheer ist Pressesprecher von hochschulstart. Am letzten Tag der Bewerbungsfrist, so wie heute, herrschte bei ihm im Haus früher in der ZVS-Zentrale regelmäßig Ausnahmezustand, weil man ja auch mit dem Datum des Poststempels sich bewerben konnte und die Anmeldebögen gerne mal persönlich vorbeigebracht wurden. Wie ist das heute, alles geräuschlos?
Bernhard Scheer: Das ist heute wesentlich geräuschloser, weil die Onlinebewerbung natürlich viel Druck aus der ganzen Geschichte herausnimmt. Man muss nur bis Mitternacht heute bei uns seinen Antrag online gespeichert haben. Für das Einsenden der Unterlagen hat man dann noch mal 14 Tage Zeit. Das ist nicht bei allen Bewerbungsstichtagen so, es gibt auch etliche Hochschulen, die für ihren örtlichen NC den 15.7. etwas strenger sehen. Das heißt, da müssen auch dann die Unterlagen tatsächlich in Papierform vorliegen.
Maleike: Wie ist denn der Bewerbungsandrang, was können Sie denn sagen über die Studierlust der jungen Deutschen?
Scheer: Die ist nach unserer Erfahrung ungebrochen. Für unsere vier klassischen Fächer – also Medizin, Zahnmedizin, Tiermedizin und Pharmazie –, da hatten wir geschätzt, dass wir etwa 65.000 Bewerbungen bekommen werden. Im Moment haben wir schon 69.000, also, da liegen wir ein Stückchen drüber.
Maleike: Und welche Fächer sind besonders beliebt, was können Sie sagen?
Scheer: Ja, das ist natürlich diese drei Fächer, Medizin, Zahnmedizin, Tiermedizin, wo wir in etwa fünf Bewerbungen auf einen Studienplatz haben.
Maleike: Und wie viele Studienfächer sind denn überhaupt zulassungsbeschränkt? Wir haben ja einen enormen Ansturm gehabt, da könnte man sich vorstellen, dass vielleicht so manche Uni auch den NC verhängt?
Scheer: Wenn man die einschlägige Datenbank, den Hochschulkompass befragt, dann findet man etwa Angaben, dass 54 Prozent der Studienplätze für Studienanfänger – also, wir reden hier über Bachelor- oder Staatsexamenstudiengänge –, dass also da etwa gut die Hälfte zulassungsbeschränkt ist.
Maleike: Dieses neue Verfahren ist ja nicht nur online-, sondern auch dialogorientiert und krankte in der Vergangenheit öfter mal an Softwareproblemen. Und Sie wissen auch, dass längst nicht alle Hochschulen sich daran beteiligen. Im Moment sind es, glaube ich, gerade mal 47 von 170 möglichen, richtig?
Scheer: Das ist richtig, 47 Hochschulen beteiligen sich an diesem neuen Verfahren, wo wir die Hochschulen unterstützen bei der Vergabe ihrer örtlich zulassungsbeschränkten Fächer. 47 hört sich jetzt noch etwas wenig an, aber wir haben eine Hochschule dabei, die inzwischen alle ihre Studienangebote über dieses neue Verfahren koordiniert, das ist die Uni in Bremen. Und es gibt viele Hochschulen, die mit zwei, drei, vier Angeboten dort schon vertreten sind. Und der große Rest testet gerade noch mal seine technischen Anbindungsmöglichkeiten, indem man einen Studiengang in dieses neue Verfahren hineingegeben hat. Wir sind sehr, sehr zuversichtlich, dass das alles reibungslos läuft, und rechnen dann damit, dass in den kommenden Semestern deutlich mehr Studienangebote und Hochschulen in diesem neuen Verfahren vertreten sein werden.
Maleike: Wie wollen Sie denn die Hochschulen dazu bringen, sich da mehr einzubringen? Denn wir wissen ja auch, dass es Pläne gibt, dass die Hochschulen selbst künftig auch für das Portal bezahlen sollen.
Scheer: Wir können sie durch die Leistungsfähigkeit dieses Verfahrens überzeugen, das werden wir mit großer Wahrscheinlichkeit mit dem Studiengang Psychologie jetzt deutlich unter Beweis stellen können. Wir haben 22 Hochschulen, die Psychologie in dieses neue Verfahren hineingegeben haben, und dort wird man diesen Koordinierungseffekt ganz deutlich merken, dass eben, wenn ein Bewerber einen Studienplatz angenommen hat, die anderen Hochschulen automatisch informiert werden, dass dieser Kandidat dort nicht mehr zur Verfügung steht und entsprechend sofort simultan andere nachrücken können.
Maleike: Ein Ziel war ja eben das, was Sie gerade angesprochen haben, dass diese Vielfachbewerbungen auch verhindert werden. Kann man schon absehen, dass das eingetreten ist, ist das ein Erfolg?
Scheer: Wir sehen das ganz deutlich in der Psychologie, mit diesen 22 Angeboten. Dort wird dieser Abgleich mit Sicherheit gut funktionieren. Und es bedeutet eben für Bewerber und für Hochschulen eine deutliche Arbeitserleichterung.
Maleike: Wenn man das jetzt mit dem heutigen Bewerbungstermin nicht mehr hinbekommt, nicht mehr schafft, welche Chancen hat man dann eigentlich noch, zum Wintersemester doch einen Studienplatz zu bekommen?
Scheer: Wir haben ja jetzt nur über die zulassungsbeschränkten Studiengänge geredet. Es gibt ja eben die zweite Hälfte der Angebote, nicht ganz die zweite Hälfte, die zulassungsfrei sind, auch dort gibt es noch viele Studienmöglichkeiten. Und wir können natürlich auch noch mal hinweisen auf die Börse freie-studienplaetze.de, wo die Hochschulen auch dann kurz vor Semesterbeginn noch mal Angebote deutlich machen können, auf einem Schwarzen Brett quasi anzeigen können, dort gibt es noch freie Studienmöglichkeiten.
Maleike: Sie meinen damit die Studienplatzbörse der Hochschulrektorenkonferenz?
Scheer: Richtig.
Maleike: Die soll ab Anfang September wieder geschaltet werden. Bernhard Scheer war das, Pressesprecher von hochschulstart.de, wo heute Nacht um 24:00 Uhr die Bewerbungsfrist fürs Wintersemester endet. Über Möglichkeiten danach, über noch freie Plätze informiert übrigens auch das Onlineportal studieren.de.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
hochschulstart.de