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Für Bilanz und Image

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Oliver Ramme |
    Die Formel-1 Fernsehübertragung von RTL. Jedes Rennen, in dieser Saison sind es 17, beschert dem Kölner Kommerzsender traumhafte Einschaltquoten. Im Durchschnitt schauen fast 10 Millionen Menschen zu. Im Bezahlfernsehen werden die Rennen parallel zu RTL auch in Premiere World gezeigt. Die Formel 1 schickt sich an, dem kränkelnden deutschen Fußball den Rang abzulaufen. Folglich ist auch bei der Formel 1 Fernseh-Werbung teuer geworden: Bis zu 250.000 Mark lässt sich RTL für einen halbminütigen Werbespot bezahlen, dem stehen 50 Millionen gegenüber an Kosten für die Übertragungsrechte. Die Formel 1 ist damit ein sehr einträgliches Geschäft. Noch bis zum Jahre 2003 besitzt RTL die Übertragungsrechte und gehört damit zu den Gewinnern im Formel 1 Geschäft.

    Wie nie zuvor in der rund 50 jährigen Geschichte der Königsklasse im Motorsport, beteiligen sich deutsche Firmen an dem Renngeschäft. Als Sponsoren, Motorenlieferanten oder als Inhaber von Sport- und Senderechten. So hat sich jüngst der Münchner Medienunternehmer Thomas Haffa mit seiner Firma EM-TV in das undurchschaubare Firmengeflecht der Formel 1 eingekauft.

    "Formel 1 ist sicherlich das attraktivste Spektakel im Motorsport. Es ist die Königsklasse des Motorsports. Ich meine, wo Ferrari, Mercedes, BMW, Jaguar und andere gegeneinander antreten - es ist ein einmaliges Spektakel."

    Das Milliardengeschäft Formel 1 floriert. Das ist nicht immer so gewesen. Maßgeblich beteiligt an dem wirtschaftlichen Erfolg ist der Engländer Bernie Ecclestone - ein ehemaliger Auto- und Immobilienhändler. Anno Hecker ist Motorsportexperte und schreibt für die Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Er beschreibt den Aufstieg der Formel 1 und den Mann, der hinter diesem Aufstieg steht:

    "Die Tiefphase war Ende der 70er Anfang der 80er Jahre, als es noch keinen Promoter gab, der alle Fäden in die Hand genommen hat. Als die Rennställe für sich selbst wurschtelten, als Automobilkonzerne unzufrieden waren mit ständig wechselndem Reglements. Und dann ist Ecclestone hingegangen und hat es geschafft, die Rennstallbesitzer an einen Tisch zu bringen und zu ihnen gesagt: Ich vermarkte für euch den ganzen Laden, ich besorge das Geld für euch und verdiene einen gewissen Teil. Und das Gleiche hat er mit dem Automobil-Weltverband gemacht. ... So dass er beim Automobilweltverband eine bedeutende Position einnimmt und dort politische Entscheidungen steuern kann. Auf der anderen Seite hat er immer die Rennställe hinter sich. ... Und diese Fähigkeit, sie einerseits zu einigen, andererseits aber unter den Teams auch ständig Streit und Missgunst zu erzeugen, dass die Teams ihm gegenüber keine Opposition bilden können - also teile und herrsche - hat dazu geführt, dass er die Formel 1 als Einheit präsentiert hat und damit gegenüber den Fernsehanstalten ganz anders auftreten konnte."

    Der Aufstieg der Formel 1 begann in den 80er Jahren, als sich Stars wie Mansell, Senna und Prost Duelle auf der Rennstrecke lieferten mit Direktübertragungen in über 150 Länder. Allein in Europa schauen inzwischen 120 Millionen Motorsportfans zu.

    Auch in Deutschland genießt die Königsklasse des Rennsports große Aufmerksamkeit. Zurückzuführen auf unzählige Siegesfahrten von Michael Schumacher und einer permanenten Berichterstattung von RTL. Das deutsche Publikum ist erfolgsverwöhnt. Schumacher konnte zweimal den WM-Titel gewinnen. Der Stuttgarter Autokonzern Mercedes Benz beliefert den McLaren Rennstall mit Motoren. Mit McLaren Mercedes wurde der Finne Mika Häkkinen letzte und vorletzte Saison Weltmeister. Seit Anfang dieses Jahres kämpft mit BMW ein zweiter deutscher Automobilkonzern um WM-Punkte , in Zusammenarbeit mit dem Williams-Rennstall. Für die Münchner ist es das zweite Formel 1 Engagement. 1983 bereits gewann der Brasilianer Nelson Piquet auf Brabham/BMW den Fahrertitel. Mario Theissen leitet zusammen mit dem ehemaligen Formel 1 Piloten Gerhard Berger den Wiedereinstieg von BMW. Für Theissen ist das Münchner Formel 1 Engagement nicht ausschließlich auf den Erfolg von Mercedes zurückzuführen.

    "Wir sehen die Formel 1 eindeutig nicht als Zweikampf zwischen zwei Marken. Es ist einfach die Topserie im Motorsport. Da sind elf Teams vertreten und alle elf sind ganz hervorragend. Für uns ist das ein globaler Auftritt. Ein globaler Wettkampf auf höchstem sportlichen Niveau."

    Diesen globalen Wettkampf lässt sich BMW einiges kosten. Über genaue Zahlen schweigt man sich aus. Geschätzt werden allein 300 Millionen Mark Vorlaufkosten für die Motorentwicklung und den Bau einer eigenen Fabrik. Seit drei Jahren arbeiten 200 Ingenieure und Mechaniker an dem sogenannten "Projekt 1". Theissen spielt den Marketing-Gedanken dabei allerdings herunter.

    "Nein, die Formel 1 ist zunächst einmal eine technische Aufgabe. Und zwar eine äußerst anspruchsvolle und komplexe. ..Erst wenn die Aufgabe im Griff ist, dann kann man Erfolg haben und nur diesen Erfolg kann man vermarkten. Das heißt, am Ende geht es darum, diesen Marketingerfolg zu erzielen, aber wer gleich mit dem Marketingerfolg im Kopf in die Formel 1 einsteigt, der wird mit ziemlicher Sicherheit eine Bauchlandung machen."

    Etwa fünf Jahre hat man bei BMW für diese Entwicklung einkalkuliert - so lange etwa hat Mercedes gebraucht, um den ersten Formel 1 Titel mit Mika Häkkinen zu erzielen. Den Stuttgartern ist es gelungen, den Silberpfeil-Mythos aus den 30er und 50er Jahren wiederzubeleben. Die Auftragsbücher sind voll, junge Käufer fühlen sich zunehmend angesprochen. Besonders silberfarbene Modelle finden bei Mercedes-Benz großen Absatz. Auf einen Mythos in Silber konnte man bei BMW nicht bauen. Zum ersten Mal in der Geschichte der Formel 1 hat sich ein Autokonzern daher die Farbrechte an einem Wagen sichern lassen. 10 Millionen Mark musste BMW dem Williamsteam dafür überweisen. Weiß-blau lautet jetzt die Farbformel, mit der BMW-Williams Formel-1-Geschichte schreiben will.

    Einen Imagegewinn erhofft man sich dadurch bei BMW. Die Marke soll wieder in einem dynamischen, sportlichen Umfeld präsentiert werden. Als Sponsoren treten bei BMW-Williams hauptsächlich Computer- und Kommunikationsfirmen auf. Ungewöhnlich, da die meisten Sponsoren in der Formel 1 aus der Genussmittelindustrie stammen. Noch einmal Anno Hecker von der FAZ.

    "Der typischen Motorsportsponsor ist ja nach wie vor die Tabakindustrie. Jetzt merkt man - besonders in diesem Jahr - wie die Kommunikationsindustrie einsteigt. Wo man hinguckt, in welchen Rennstall auch immer, sieht man diese Kommunikationsindustrie. Da stellt sich dann natürlich auch irgendwann die Frage: Das sind junge Unternehmen, die jetzt gerade an die Börse gegangen sind, die wollen jetzt Bekanntheit. Die werden nach ein paar Jahren wieder abspringen. Und die Zigarettenindustrie ist ja zum Teil, wie z.B. Marlboro 20 - 30 Jahre mit dabei. ...Allerdings ist der Wechsel vielleicht sogar erzwungen. Ab 2006 gibt es bekanntlich das Tabakwerbeverbot in der EU."

    Durch dieses Werbeverbot werden die Karten im Lager der Sponsoren neu gemischt, mit ungewissem Ausgang. Zu einem ganz erheblichen Teil profitiert die Formel 1 von Sponsorengeldern. Geschätzte 1,5 Milliarden Mark nehmen die Rennställe und ihre Fahrer in dieser Saison an Sponsorengeldern ein. 1/6 davon, also gut 250 Millionen Mark, stammen aus den Werbebudgets deutscher Unternehmen. Tendenz steigend. Marcel Cordes vom Kölner Marktforschungsinstitut "Sport und Markt" beobachtet für Sponsoren die Werbe-Fähigkeit der Formel 1.

    "Unsere Studien zeigen, dass die Formel 1 sehr polarisierende Imagefaktoren hat. Zum einen, und das muss man ganz ehrlich den Sponsoren sagen, transportiert die Formel 1 Prestige, Aggressivität, dass es teuer ist, das muss man den Sponsoren sagen, nicht gerade menschlich, sehr technikorientiert - was für bestimmte Produkte gut ist. Andererseits ist sie dynamisch, sie ist modern, sie ist international. Das sind natürlich Faktoren, die viele Unternehmen ansprechen."

    Sie überweisen zweistellige Millionenbeträge im Jahr an die Rennställe, um ihre Firmenlogos auf den Rennautos wiederzufinden. Allein unter den großen Geldgebern der elf Rennställe befinden sich fast 20 Firmen aus Deutschland. Fast schon zu viele, um in der Erinnerung des Publikums hängen zu bleiben.

    "Man hat in der Formel 1 eine extreme Markendichte. Das heißt, jedes Team arbeitet mit 15 - 35 Sponsoren. Und die größte Gefahr ist, dass man erst mal gar nicht wahrgenommen wird. .... Bekanntheit ist die erste Schwelle der Wirkungskette im Sponsoring, erst danach können Sympathie und Image folgen."

    Das Sendemonopol besitzt bisher Bernie Ecclestones Firmengeflecht rund um die Formel 1. Ecclestone ist in den vergangenen Monaten allerdings mehr und mehr dazu übergegangen, sein von ihm selbst geschaffenes Monopol aufzubrechen. Der "Pate der Formel 1", so bezeichnete ihn unlängst die Financial Times, strebt seit drei Jahren einen Börsengang mit der Formel 1 an. Damit will der knapp 70 Jährige die Zukunft des Rennspektakels nach seinem Abtritt ordnen. Anno Hecker von der FAZ.

    "Die Formel 1 und der Automobilweltverband FIA liegen im Streit mit der europäischen Wettbewerbskommission der Europäischen Union. Sie müssen der EU nun beweisen, dass sie nicht mehr gegen das Wettbewerbsrecht verstoßen. -Zur Zeit sieht es so aus, dass man sich aufeinander zu bewegt. Der Automobilweltverband hat die Vermarktungsrechte jetzt für 100 Jahre an Ecclestone überschrieben. Der Automobilweltverband hat andere Rennserien wie die Rallyeweltmeisterschaft an eine andere Person gegeben, versucht also diese Monopolisierung, die ihm vorgeworfen wird, zu trennen. Ob das reicht , ist eben die Frage. Es heißt aus Brüssel, dass bis Herbst der Prozess abgeschlossen sein soll."

    Bei einem positiven Bescheid könnte es dann zu einem Börsengang kommen. Von der Umverteilung innerhalb des Machtgebildes von Bernie Ecclestone hat der Münchner Medienhändler Thomas Haffa profitiert. An Zahlen gemessen, wagt er den höchsten deutschen Einsatz in der Formel 1. Über 3,5 Milliarden Mark ließ sich seine Firma EM-TV die Sport- und Senderechte an der Formel 1 kosten.

    "Die Formel 1 hat viel Wachstumspotential. Wenn sie zum Beispiel berücksichtigen, dass nur 2 % des Gesamtumsatzes von den USA kommen. Die Fernsehgebühren lassen viel Wachstumsfantasie zu, wenn sie bedenken, dass Pay-TV europaweit noch lange nicht so entwickelt ist, wie es entwickelt sein könnte. Auf der anderen Seite, wenn sie die Erlöse sehen aus den Free-TV - Rechten. Auch da gibt es großes Wachstumspotential.... Dann haben wir den Bereich der Markenbildung, also das Markenzeichen F1 ist bei weitem nicht in dem Maße ausgewertet, wie man es auswerten könnte."

    Haffa möchte, so wie alle anderen Beteiligten auch, Geld machen. Für seine Firma EM-TV ist die Formel 1 Neuland. EM-TV bezog bisher seine Einnahmen aus dem Rechtehandel von Kinderfilmen und dem Vertrieb von Merchandisingprodukten. Als Haffa EM-TV vor drei Jahren an die Börse brachte, bescherte er seinen Aktionären Millionengewinne. Heute hat EM-TV einen Börsenwert von rund 25 Milliarden Mark. Die Rolle von Haffa in der Formel 1gibt indes Rätsel auf, mangelt es ihm doch an Stallgeruch.

    "Es gibt Leute in der Formel 1, die behaupten, dass Haffa möglicherweise ein Strohmann ist. Das heißt, das er 50 % dieser Anteile gekauft hat, um vielleicht den politischen Weg zum Börsengang - ich meine damit die Auseinandersetzung mit der EU - zu ermöglichen. Siehe da, sagt der Weltverband und Ecclestone, wir teilen ja, es gehört uns nicht mehr alles, nur noch 50 Prozent, jetzt können wir doch an die Börse gehen. Aber dagegen spricht, dass Haffa einen sehr, sehr hohen Preis gezahlt hat. ... Die Rolle von Haffa ist aus meiner Sicht ein wenig undurchsichtig."

    Nicht zuletzt aus Imagegründen hat Thomas Haffa am vergangenen Mittwoch angekündigt, eine Reduzierung der EM.TV-Beteiligung an der Formel 1 sei durchaus möglich. Darüber gäbe es Gespräche mit den Herstellern und den Teams. Die Beobachter der Branche sprechen von einer Reduzierung bis hinunter auf 33 Prozent.

    Auch die Automobilkonzerne, die viel Geld in die Entwicklung ihrer Motoren und Autos stecken, wollen Planungssicherheit. Das Geschacher um die Nachfolge von Bernie Ecclestone ist in vollem Gange. Neben Ford, Ferrari oder Honda wollen auch die beiden deutschen Automobilkonzerne Mercedes Benz und BMW künftig Einfluss haben. Mario Theissen von BMW gibt sich diplomatisch.

    "Es laufen Gespräche, es sind Überlegungen im Gange, die sicher weitergehen als nur auf die Rolle der Hersteller bezogen. Es geht darum, wie sieht die Formel 1 in zehn Jahren aus? Der Einstieg von EM-TV war sicher ein Signal, das jetzt in dieser neuen Situation nun alle mal ihre Position überdenken und sich fragen, wo wollen wir eigentlich hin, was wollen wir mit der Formel 1. Was daraus entsteht ist für mich noch nicht erkennbar."

    "Es ist mittlerweile kein Geheimnis mehr, dass die Hersteller unter Umständen Interesse daran haben, an der Formel 1 direkt beteiligt zu sein. Darüber kann man diskutieren, ich habe damit grundsätzlich kein Problem. Wir können darüber sprechen und ich nehme an, das wird auch kurzfristig stattfinden."

    Die beteiligten Konzerne bringen sich in dem Milliardengeschäft Formel 1 in Stellung. Besonders in den letzten Jahren haben sich die Besitzverhältnisse in der größten Sportveranstaltung nach Olympia und Fußball-WM deutlich geändert. Die klassischen Rollen von Motorlieferanten, Sponsoren und Teams verwischen sich. Der Zugriff der Konzerne vollzieht sich entweder über eine Beteiligung bei Rennställen oder einer Teilhabe an Ecclestones Firmengeflecht. Siehe EM-TV. Das Investmenthaus Morgan Grenfell - eine Tochter der Deutschen Bank - besitzt fast die Hälfte der Anteile am britischen Arrows-Team. DaimlerChrysler hat sich Anfang des Jahres mit 40 % an dem McLaren Rennstall beteiligt. Geschätzte Kaufsumme 500 Millionen Mark. BMW hat die Farbrechte von Williams gekauft.

    "Jetzt sagen Kritiker: Wenn das irgendwann Überhand nimmt, haben wir eine Werksmeisterschaft , die so ausgehen wird, wie wir es hier in Deutschland in der Tourenwagenmeisterschaft erlebt haben. Das Werk, was viel investiert in drei Jahren , aber wenig gewonnen hat, hat keine Lust mehr und steigt aus. Und jetzt kommen zu den Garagisten, wenn die drei Jahre verlieren verwetten sie Haus und Hof um den Sport weiter zu betreiben."

    Für die Rennstallbesitzer - die sogenannten Garagisten - wird es zunehmend schwieriger. Immer mehr Konzerne drängen ins lukrative Formel 1 Geschäft. Der japanische Automobilkonzern Toyota will ab der Saison 2002 mit einem Werksfahrzeug an den Start gehen. Und der nennenswerte deutsche Einfluss wird auch in Zukunft nicht abnehmen. Parallel mit der Vertragsverlängerung von Rennfahrer Heinz Harald Frentzen bei Jordan soll die Siemens-Tochter Infineon mit 10 Millionen Mark jährlich als Sponsor auftreten. Ob indes ein weiterer deutscher Automobilkonzern den Schritt in die Formel 1 wagt, ist fraglich. Bei Audi ist eine Entscheidung für diesen angekündigt. Auch ohne weitere Unternehmensbeteiligungen werden die deutschen Motorsportfans auf ihre Kosten kommen. Jeder vierte Deutsche bezeichnet sich laut Umfragen als rennsportinteressiert.

    Als sicher erscheint, dass auch weiterhin zwei Große Preise auf deutschem Boden ausgetragen werden. Neben dem Großen Preis von Deutschland auf dem Hockenheimring wird der Große Preis von Europa auf dem modernen Nürburgring veranstaltet. Ob Hockenheim allerdings auch zukünftig, also nach dem Vertragsende in Jahre 2001, Deutschlands wichtigste Motorsportveranstaltung austrägt, ist fraglich. Hinter den Kulissen laufen intensive Gespräche zwischen dem Formel 1 Macher Bernie Ecclestone und der Baden-württembergischen Landesregierung. Ecclestone verlangt eine Modernisierung des Kurses.

    Der Forderungskatalog sieht unter anderem vor: Neue Tribünen für weitere 30.000 Zuschauer und eine Verkürzung der Rennstrecke - damit die Boliden öfter die Reklamewände passieren. Walter Döring, der Wirtschaftsminister von Baden Württemberg, hat die Bereitschaft des Landes signalisiert, sich an den geschätzten Kosten von 93 Millionen Mark zu beteiligen. Für ihn ist aber auch klar,....

    "Dass die Automobilindustrie sich daran beteiligt, also mit hineingeht in die Mitfinanzierung. Diese Mitfinanzierung ist auch dringend notwendig, weil wir sonst die Summen gar nicht zusammenbekommen könnten. Bei der Automobilindustrie ist vorstellbar, dass sie sich im Tribünenbereich engagieren. Das wird mit dem- oder denjenigen werbemäßig verbunden, das ist auch klar."

    600 Millionen Menschen weltweit werden das Motorsportspektakel am Hockenheimring heute an den Fernsehgeräten verfolgt haben. Das weiß auch der Wirtschaftsminister.

    "Es ist eine Werbung für das Land Baden Württemberg wie man sie günstiger eigentlich gar nicht bekommen kann. Es ist dies so wichtig, das man wirklich sagen kann, wenn die Formel 1 dort verschwinden würde, wäre es ein solcher Schaden, den die größte Imagekampagne kaum auffangen würde."

    Aber ums Image geht es nur vordergründig. Die Formel 1 ist für jeden Veranstalter ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Sei es in Nordbaden oder in der Eifel, dem Sitz des Nürburgrings. In Hockenheim und Umgebung werden an diesem Wochenende 100 Millionen Mark umgesetzt worden sein. Vom Hotelgewerbe über Mietwagenunternehmen bis hin zu Tankstellen, alle profitieren von der Heerschar von Motorsportfans. Das weiß man auch in Ostdeutschland. Hier droht Konkurrenz für den Hockenheimring. In wenigen Wochen wird der Lausitzring - offizieller Name Eurospeedway Berlin Brandenburg - seiner Bestimmung übergeben. Die Betreiber sprechen von der modernsten Rennsportanlage der Welt, gekostet hat sie über 300 Millionen Mark. Dass die Formel 1 ab 2002 130 Kilometer südlich von Berlin gastiert, ist indes unwahrscheinlich. Zu neu, zu unerfahren und zu weit entfernt von internationalen Flughäfen, wird in Insiderkreisen geurteilt. Vielmehr dient die neue Rennstrecke im Osten Bernie Ecclestone als Druckmittel auf die Betreiber des Hockenheimrings und das Land Baden Württemberg. Bei der Formel 1 ist alles nur eine Frage des Geldes.