Im kommenden Wintersemester werden die ersten Studiengänge der Ingenieurwissenschaften an der Uni Karlsruhe komplett auf die neuen Bachelor- und Masterstudiengänge umgestellt. Zwei Jahre später müssen alle Studierenden nach diesem System ausgebildet werden. Nach sechs Semestern erreichen sie bereits einen Abschluss, der zur Ausübung eines Berufs befähigt, den Bachelor. Nach vier weiteren Semestern schließt sich der Master an, dem dann eine Promotion folgen kann. Für eine technische Universität wie die in Karlsruhe sei es allerdings nicht erstrebenswert, viele Bachelor hervorzubringen, betont Prorektor und Leiter des Instituts für Technik der Informationsverarbeitung, Jürgen Becker:
"Wir müssen Master als Regelabschluss erhalten, weil uns das sonst - nicht nur an der Universität und in unseren Forschungsprojekten - auch insbesondere in unserer industriellen Umgebung und unserer Wirtschaftlichkeit enorm gefährden wird."
Gerade in den Ingenieurwissenschaften seien an den Hochschulen gut ausgebildete Leute gefragt, allerdings seien diese auch auf dem heimischen Arbeitsmarkt Mangelware. Für die Bereiche Forschung und Entwicklung, sagt Becker, bedürfe es künftig einer wachsenden Zahl von Ingenieuren mit Doktortitel. - Zwar sei die Zahl der Promovenden in den vergangenen Jahren in etwa gleich geblieben:
"Es ist aber sehr wohl im Moment so, dass auf Grund des hohen Bedarfs in der Industrie, die Industrie natürlich auch in der Lage ist, höhere Gehälter zu zahlen, und dass es dadurch uns auch immer schwerer fällt, die exzellenten Leute an der Universität zu halten."
Die Uni Karlsruhe will deshalb die Zahl ihrer Promovenden durch Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum steigern. In anderen Bundesländern - und besonders in Ostdeutschland - befürchtet der Karlsruher Prorektor Jürgen Becker jedoch, dass die Zahl der Promotionen sinken wird - auch aufgrund der demographischen Entwicklung. Deshalb müssten mehr Studierende aus dem Ausland angeworben werden, die dann auch hier promovieren sollen.
Und zwar nach dem altbewährten deutschen Promotionsverfahren, das bei den Ingenieurwissenschaften international hohes Ansehen genießt. Universität und Industrie arbeiten dabei gemeinsam an einem Forschungsprojekt, das der Promovend betreut:
"Man lernt durch diese Industriekooperaation, Projekte zu führen und auch zu einem Abschluss zu bringen - ein ganz wichtiger Vorgang. Wenn man später in die Industrie geht, wird das von einem erwartet. Sowas kann man den Promovenden nicht vermitteln, wenn man die Promotionszeit drastisch verkürzt. Dann kann man Forschung betreiben. Aber man muss ja beispielsweise auch die Kontakte knüpfen - Networking ist ein ganz wichtiges Moment. Man muss international auf Konferenzen die Universität, das Institut, sich selbst vertreten, das kann man in so einer kurzen Zeit nicht durchführen."
Schildert Michael Hübner seine Erfahrungen. Er arbeitet in Karlsruhe seit 2003 an seiner Doktorarbeit in Elektro- und Informationstechnik. Eine Reform der Promotion, wie sie derzeit im Rahmen des Bologna-Prozess diskutiert wird, lehnt auch Institutsleiter Jürgen Becker ab. Den Politikern müsse klar gemacht werden:
"Wir bilden die Leute in der Promotion nicht nur theoretisch weiter, sondern es handelt sich um erste Berufstätigkeit und nicht um ein verlängertes Studium und auch nicht um eine dritte Phase des Studiums, wie manche Bologna-Leute das zu bezeichnen pflegen. Das ist selbstständige Berufstätigkeit in Forschung, Lehre und Projekttätigkeit, was die Leute in ihrer Kompetenzentwicklung umfassend qualifiziert. Und das zu gefährden wäre ein fataler Fehler, der Deutschland im Bereich der Ingenieurwissenschaften in seinen Grundfesten nicht nur erschüttern, sondern gefährden wird."
Und so lautet der Appell der Technischen Universitäten an Landes- und Bundesminister, sich für die Beibehaltung der Ingenieur-Promotion im Bologna-Prozess einzusetzen. Im Mai treffen sich die europäischen Ressort-Minister in London, um sich mit einer Änderung der Promotions-Programme zu befassen.
"Wir müssen Master als Regelabschluss erhalten, weil uns das sonst - nicht nur an der Universität und in unseren Forschungsprojekten - auch insbesondere in unserer industriellen Umgebung und unserer Wirtschaftlichkeit enorm gefährden wird."
Gerade in den Ingenieurwissenschaften seien an den Hochschulen gut ausgebildete Leute gefragt, allerdings seien diese auch auf dem heimischen Arbeitsmarkt Mangelware. Für die Bereiche Forschung und Entwicklung, sagt Becker, bedürfe es künftig einer wachsenden Zahl von Ingenieuren mit Doktortitel. - Zwar sei die Zahl der Promovenden in den vergangenen Jahren in etwa gleich geblieben:
"Es ist aber sehr wohl im Moment so, dass auf Grund des hohen Bedarfs in der Industrie, die Industrie natürlich auch in der Lage ist, höhere Gehälter zu zahlen, und dass es dadurch uns auch immer schwerer fällt, die exzellenten Leute an der Universität zu halten."
Die Uni Karlsruhe will deshalb die Zahl ihrer Promovenden durch Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum steigern. In anderen Bundesländern - und besonders in Ostdeutschland - befürchtet der Karlsruher Prorektor Jürgen Becker jedoch, dass die Zahl der Promotionen sinken wird - auch aufgrund der demographischen Entwicklung. Deshalb müssten mehr Studierende aus dem Ausland angeworben werden, die dann auch hier promovieren sollen.
Und zwar nach dem altbewährten deutschen Promotionsverfahren, das bei den Ingenieurwissenschaften international hohes Ansehen genießt. Universität und Industrie arbeiten dabei gemeinsam an einem Forschungsprojekt, das der Promovend betreut:
"Man lernt durch diese Industriekooperaation, Projekte zu führen und auch zu einem Abschluss zu bringen - ein ganz wichtiger Vorgang. Wenn man später in die Industrie geht, wird das von einem erwartet. Sowas kann man den Promovenden nicht vermitteln, wenn man die Promotionszeit drastisch verkürzt. Dann kann man Forschung betreiben. Aber man muss ja beispielsweise auch die Kontakte knüpfen - Networking ist ein ganz wichtiges Moment. Man muss international auf Konferenzen die Universität, das Institut, sich selbst vertreten, das kann man in so einer kurzen Zeit nicht durchführen."
Schildert Michael Hübner seine Erfahrungen. Er arbeitet in Karlsruhe seit 2003 an seiner Doktorarbeit in Elektro- und Informationstechnik. Eine Reform der Promotion, wie sie derzeit im Rahmen des Bologna-Prozess diskutiert wird, lehnt auch Institutsleiter Jürgen Becker ab. Den Politikern müsse klar gemacht werden:
"Wir bilden die Leute in der Promotion nicht nur theoretisch weiter, sondern es handelt sich um erste Berufstätigkeit und nicht um ein verlängertes Studium und auch nicht um eine dritte Phase des Studiums, wie manche Bologna-Leute das zu bezeichnen pflegen. Das ist selbstständige Berufstätigkeit in Forschung, Lehre und Projekttätigkeit, was die Leute in ihrer Kompetenzentwicklung umfassend qualifiziert. Und das zu gefährden wäre ein fataler Fehler, der Deutschland im Bereich der Ingenieurwissenschaften in seinen Grundfesten nicht nur erschüttern, sondern gefährden wird."
Und so lautet der Appell der Technischen Universitäten an Landes- und Bundesminister, sich für die Beibehaltung der Ingenieur-Promotion im Bologna-Prozess einzusetzen. Im Mai treffen sich die europäischen Ressort-Minister in London, um sich mit einer Änderung der Promotions-Programme zu befassen.