Am Eingang zum alten Klostergelände liegt ein wuchtiger, gelb gestrichener Stein mit einer roten Aufschrift "Schammatdorf". Dahinter eine mehrere Quadratmeter große, rostige Metallplatte mit bunten Figuren drauf: Menschen mit abstrakten Körpern in gelb, orange, grün oder lila. Das Kunstwerk symbolisiert die bunte Gemeinschaft von Behinderten und Nicht-Behinderten, die hier lebt.
Eine der Figuren trägt ein Gewand mit Kreuz darauf. Er zeigt an, dass die Menschen, die in der Siedlung mit insgesamt 144 Wohnungen leben, unter dem Schutz des Benediktinerordens stehen. Das integrative Wohnprojekt "Schammatdorf" in Trier, getragen von den Mönchen, ist eines der größten dieser Art in Deutschland:
"Hier ist es ein bisschen was Besonderes. Einerseits die Größe, dass er ein Mietwohnprojekt ist, dass man sich nicht einkaufen muss. Dieser integrative Ansatz ist schon etwas besonderer. Und dann auch, dass es so einen Träger hat."
Die Sozialpädagogin Sarja Herres ist von den Benediktinern eingestellt worden – als sogenannten "Kleine Bürgermeisterin" des Schammatdorfes. Seit mehr als 30 Jahren leben hier chronisch psychisch Kranke und Körperbehinderte gemeinsam mit Nichtbehinderten. In Privatwohnungen, aber mit einem Gemeinschaftshaus inmitten der Siedlung, in dem gemeinsam gekocht oder gefeiert wird. Im weitgehend autofreien "Schammatdorf" kann jeder Bewohner so sein, wie er will: Ob laut oder leise, ob im Rollstuhl oder auf zwei Beinen unterwegs.
"Ich bin sehr froh, dass ich diese rollstuhlgerechte Wohnung habe, denn ich habe erlebt, was das heißt, im zweiten Stock ohne Aufzug zu wohnen. Ich kam dann so gut wie gar nicht mehr raus. Also, ich habe das sehr genossen, hier raus- und reinzurollen und viele Leute kennenzulernen, die in einer ähnlichen Situation sind."
Joanna Simonow spricht auch von ihrer Nachbarin Malu Dreyer, der künftigen rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin. Auch Malu Dreyer hat Multiple Sklerose wie Joanna Simonow. Sie lebt mit ihrem Mann, dem Trierer Oberbürgermeister Klaus Jensen, seit Langem in dem integrativen Wohnprojekt:
"Im Schammatdorf war schon ziemlich helle Aufregung. Vor allem so viele Journalisten auf einmal wurden nur selten gesichtet. Und deshalb ist das ganze Dorf ein bisschen aufgeregt. Aber die Bewohnerinnen und Bewohner sind eigentlich sehr stolz darauf, dass in ihrem Kreis nicht nur ein Chefarzt wohnt und eine Ministerin und der Oberbürgermeister, sondern demnächst auch die Ministerpräsidentin. Also, das ist ganz schön und auch völlig unverkrampft, muss man sagen."
Joanna Simonow fährt mit ihrem Rollstuhl vorweg in das kleine Wohnzimmer ihrer barrierefreien Wohnung. Einige Nachbarn von Malu Dreyer sind um den Tisch versammelt. Die Hälfte sitzt im Rollstuhl.
"Ja, Malu Dreyer hat sehr viel Energie, das hat sie auch schon bewiesen als Sozialministerin, und sie ist ja auch Schirmherrin des Landesverbandes der Multiple-Sklerose-Gesellschaft. Das wird sie auch sicher bleiben. Das Einzige, was ich ihr raten könnte, wäre: Dass sie so Außentermine auch delegiert, dass sie nicht zu jedem Weinfest muss und so, dass sie da jemanden hinschickt. Weil dann wird es ihr vielleicht doch ein bisschen viel werden. Manche Termine muss sie dann doch delegieren."
Doch die Außentermine, die Malu Dreyer künftig als Nachfolgerin für Kurt Beck wahrzunehmen hat, will die 51 Jahre alte, bisherige Sozialministerin auch nutzen, um für Wohnprojekte wie das Schammatdorf zu werben. Denn der demografische Wandel, so Dreyer, wird es nötig machen, dass die Menschen generationenübergreifend wieder mehr zusammenrücken – auch Behinderte und Nicht-Behinderte:
"Natürlich, wir müssen den demografischen Wandel bestehen. Gar keine Frage. Das heißt, viele ältere Menschen werden wir haben und auch viele behinderte Menschen, die wir unterstützen werden und auch wollen in Zukunft. Und da setzten wir auf ambulante, statt stationäre Strukturen. Das wird Geld kosten. Da bin ich froh, dass im Fiskalpakt vereinbart worden ist, dass der Bund sich auch beteiligen soll im Rahmen eines Teilhabegesetzes. Und dafür werden wir uns sehr stark machen, denn diese Herausforderung wird uns alle überfordern ansonsten."
Wenn sie sich nicht überfordern will, wird die künftige Ministerpräsidentin wohl künftig seltener an den Gemeinschaftsaktionen im Trierer Schammatdorf teilnehmen können als bisher. Joanna Simonow:
"Die Wochenenden verbringt sie meistens hier in Trier. Und beteiligt sich auch im Rahmen, wie es ihr zeitlich möglich ist, am Dorfleben. Am Gemeinschaftsleben. Im Zentrum sieht man sie oft. Bei Sommerfesten sowieso, da ist sie auch immer an der Bon-Kasse mit ihrem Mann zusammen, am Bon verkaufen. Und beteiligt sich, soweit es ihr zeitlich möglich ist, am Dorfleben."
Von Malu Dreyer erhoffen sich die Bewohner des Schammatdorfes, dass sie die Idee integrativer Wohnsiedlungen landesweit noch bekannter machen wird. Denn es gibt schon noch einige Missverständnisse auszuräumen, sagt Walburga Köhl. Sie ist vor vier Jahren mit ihrem Mann hier eingezogen, der an Parkinson leidet:
"Doch, ich fände schon gut, wenn auch die richtigen Informationen rüberkommen. Es ist nämlich manchmal ein Problem. Also, manche Leute haben doch ein falsches Bild. Die meinen, dass nur Behinderte hier einziehen könnten. Ich habe neulich mal die Meinung gehört, die Nichtbehinderten würden die Behinderten pflegen. Und da habe ich gesagt: So ist es nicht: Es ist wirklich ein Zusammenleben auf Augenhöhe."
Eine der Figuren trägt ein Gewand mit Kreuz darauf. Er zeigt an, dass die Menschen, die in der Siedlung mit insgesamt 144 Wohnungen leben, unter dem Schutz des Benediktinerordens stehen. Das integrative Wohnprojekt "Schammatdorf" in Trier, getragen von den Mönchen, ist eines der größten dieser Art in Deutschland:
"Hier ist es ein bisschen was Besonderes. Einerseits die Größe, dass er ein Mietwohnprojekt ist, dass man sich nicht einkaufen muss. Dieser integrative Ansatz ist schon etwas besonderer. Und dann auch, dass es so einen Träger hat."
Die Sozialpädagogin Sarja Herres ist von den Benediktinern eingestellt worden – als sogenannten "Kleine Bürgermeisterin" des Schammatdorfes. Seit mehr als 30 Jahren leben hier chronisch psychisch Kranke und Körperbehinderte gemeinsam mit Nichtbehinderten. In Privatwohnungen, aber mit einem Gemeinschaftshaus inmitten der Siedlung, in dem gemeinsam gekocht oder gefeiert wird. Im weitgehend autofreien "Schammatdorf" kann jeder Bewohner so sein, wie er will: Ob laut oder leise, ob im Rollstuhl oder auf zwei Beinen unterwegs.
"Ich bin sehr froh, dass ich diese rollstuhlgerechte Wohnung habe, denn ich habe erlebt, was das heißt, im zweiten Stock ohne Aufzug zu wohnen. Ich kam dann so gut wie gar nicht mehr raus. Also, ich habe das sehr genossen, hier raus- und reinzurollen und viele Leute kennenzulernen, die in einer ähnlichen Situation sind."
Joanna Simonow spricht auch von ihrer Nachbarin Malu Dreyer, der künftigen rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin. Auch Malu Dreyer hat Multiple Sklerose wie Joanna Simonow. Sie lebt mit ihrem Mann, dem Trierer Oberbürgermeister Klaus Jensen, seit Langem in dem integrativen Wohnprojekt:
"Im Schammatdorf war schon ziemlich helle Aufregung. Vor allem so viele Journalisten auf einmal wurden nur selten gesichtet. Und deshalb ist das ganze Dorf ein bisschen aufgeregt. Aber die Bewohnerinnen und Bewohner sind eigentlich sehr stolz darauf, dass in ihrem Kreis nicht nur ein Chefarzt wohnt und eine Ministerin und der Oberbürgermeister, sondern demnächst auch die Ministerpräsidentin. Also, das ist ganz schön und auch völlig unverkrampft, muss man sagen."
Joanna Simonow fährt mit ihrem Rollstuhl vorweg in das kleine Wohnzimmer ihrer barrierefreien Wohnung. Einige Nachbarn von Malu Dreyer sind um den Tisch versammelt. Die Hälfte sitzt im Rollstuhl.
"Ja, Malu Dreyer hat sehr viel Energie, das hat sie auch schon bewiesen als Sozialministerin, und sie ist ja auch Schirmherrin des Landesverbandes der Multiple-Sklerose-Gesellschaft. Das wird sie auch sicher bleiben. Das Einzige, was ich ihr raten könnte, wäre: Dass sie so Außentermine auch delegiert, dass sie nicht zu jedem Weinfest muss und so, dass sie da jemanden hinschickt. Weil dann wird es ihr vielleicht doch ein bisschen viel werden. Manche Termine muss sie dann doch delegieren."
Doch die Außentermine, die Malu Dreyer künftig als Nachfolgerin für Kurt Beck wahrzunehmen hat, will die 51 Jahre alte, bisherige Sozialministerin auch nutzen, um für Wohnprojekte wie das Schammatdorf zu werben. Denn der demografische Wandel, so Dreyer, wird es nötig machen, dass die Menschen generationenübergreifend wieder mehr zusammenrücken – auch Behinderte und Nicht-Behinderte:
"Natürlich, wir müssen den demografischen Wandel bestehen. Gar keine Frage. Das heißt, viele ältere Menschen werden wir haben und auch viele behinderte Menschen, die wir unterstützen werden und auch wollen in Zukunft. Und da setzten wir auf ambulante, statt stationäre Strukturen. Das wird Geld kosten. Da bin ich froh, dass im Fiskalpakt vereinbart worden ist, dass der Bund sich auch beteiligen soll im Rahmen eines Teilhabegesetzes. Und dafür werden wir uns sehr stark machen, denn diese Herausforderung wird uns alle überfordern ansonsten."
Wenn sie sich nicht überfordern will, wird die künftige Ministerpräsidentin wohl künftig seltener an den Gemeinschaftsaktionen im Trierer Schammatdorf teilnehmen können als bisher. Joanna Simonow:
"Die Wochenenden verbringt sie meistens hier in Trier. Und beteiligt sich auch im Rahmen, wie es ihr zeitlich möglich ist, am Dorfleben. Am Gemeinschaftsleben. Im Zentrum sieht man sie oft. Bei Sommerfesten sowieso, da ist sie auch immer an der Bon-Kasse mit ihrem Mann zusammen, am Bon verkaufen. Und beteiligt sich, soweit es ihr zeitlich möglich ist, am Dorfleben."
Von Malu Dreyer erhoffen sich die Bewohner des Schammatdorfes, dass sie die Idee integrativer Wohnsiedlungen landesweit noch bekannter machen wird. Denn es gibt schon noch einige Missverständnisse auszuräumen, sagt Walburga Köhl. Sie ist vor vier Jahren mit ihrem Mann hier eingezogen, der an Parkinson leidet:
"Doch, ich fände schon gut, wenn auch die richtigen Informationen rüberkommen. Es ist nämlich manchmal ein Problem. Also, manche Leute haben doch ein falsches Bild. Die meinen, dass nur Behinderte hier einziehen könnten. Ich habe neulich mal die Meinung gehört, die Nichtbehinderten würden die Behinderten pflegen. Und da habe ich gesagt: So ist es nicht: Es ist wirklich ein Zusammenleben auf Augenhöhe."