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Frankreich
Für Muslime typische Gewänder auch in Schulen verboten

Zum heutigen Schulbeginn nach den Ferien greift in Frankreich das angekündigte Verbot von muslimischen Gewändern wie der Abaja für Mädchen oder von bodenlangen Überkleidern für Jungen. Den Lehrkräften macht aber die Unterbesetzung beim Personal mehr Sorgen.

    Frankreich, Marseille: Frauen tragen auf der Straße einen Abaja, eine traditionelles Kleidungsstück.
    Frankreich will das Verbot der Abaja in Schulen ab heute durchsetzen. (picture alliance/PHOTOPQR/LA PROVENCE/MAXPPP/VALLAURI Nicolas)
    Bildungsminister Attal hatte ein landesweites Verbot der Abaja mit dem in Frankreich geltenden Laizismus begründet, also der strikten Trennung von Staat und Kirche. Es gehe um die Werte der Republik. Beim Betreten eines Klassenraums dürfe nicht zu erkennen sein, welcher Religion die Schülerinnen und Schüler angehören, ergänzte Attal. Präsident Macron betonte: "Wir lassen nichts durchgehen."
    Kritiker bewerten die Anordnung des Bildungsministeriums als Stigmatisierung von Musliminnen und Muslimen. Der linke Politiker Mélenchon schrieb auf X, es sei traurig zu sehen, wie der Schulanfang politisch durch einen neuen "absurden, völlig künstlichen Religionskrieg" wegen eines weiblichen Kleidungsstücks polarisiert werde. Die linkspopulistische Bewegung "La France insoumise" hat bereits angekündigt, das Gesetz zum Verbot vor dem obersten Verwaltungsgericht anzufechten.

    Regierung weist Vorwurf der Stigmatisierung zurück

    Premierministerin Borne wies den Vorwurf der Stigmatisierung als "Provokation" zurück. Es gebe nun einmal das Prinzip der Laizität und ein Gesetz, dass Schülerinnen und Schüler kein Zeichen ihrer Religionszugehörigkeit tragen dürften. Dieses Gesetz werde lediglich angewandt. Vertreter der Muslime in Frankreich wiesen darauf hin, dass die Abaja kein religiöses Zeichen sei, sondern eine Modeform.
    Die Lehrkräfte an Frankreichs Schulen treibt ohnehin ein anderes Thema um: der Mangel an Personal. Einer Umfrage einer Gewerkschaft zufolge fürchten mehr als Zweidrittel der Beschäftigten an Schulen eine Unterbesetzung. Präsident Macron bekräftigte vor wenigen Tagen seine Zusagen, dass vor jeder Klasse ein Lehrer oder eine Lehrerin stehen werde.