"Die Zeit ist reif" - so schreiben die Macher von "Wir-in-NRW" - "für einen kritischen Journalismus im Netz. In Nordrhein-Westfalen." Ihr Frontmann ist Alfons Pieper, 35 Jahre lang Journalist für verschiedene Zeitungen, am längsten im Dienste der WAZ, sowohl als politischer Reporter wie als Nachrichtenredakteur, Korrespondent in Bonn und Berlin und stellvertretender Chefredakteur. Ein Zeitungsmann durch und durch, der bislang weder mit dem Internet und schon gar nicht mit Blogs viel anzufangen wusste.
Er ist der Einzige, der auf den Seiten des Blogs mit Gesicht und Namen als Autor kenntlich ist. Warum hat er sich auf seine alten Tage noch mit diesem neuen Medium eingelassen?
"Aufgefallen ist uns, wie wir meinen, eine Tendenz bei nicht wenigen Zeitungen, nicht bei allen, aber nicht wenigen Zeitungen gerade in Nordrhein-Westfalen, eine Art Hofberichterstattung zugunsten des Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers. Gegen den ich persönlich nichts habe, aber ich finde es nicht gut, wenn ein Politiker gleich welcher Partei er angehört oder in welchem Amt er auch ist, nur noch Lob und Unterstützung erfährt. Das kann nicht richtig sein."
Uns so schreiben neben Alfons Pieper ein halbes Dutzend Journalisten, die noch bei "normalen" Medien in Nordrhein-Westfalen in Lohn und Brot stehen, unter Pseudonym über Themen, die sie für wichtig halten und in ihren Blättern nicht unterbringen- und bislang nicht nur, aber vor allem über den Ministerpräsidenten. Und über dessen Einfluss auf die Medien im Lande.
Mit einigem Erfolg: Die Geschichte über die Ablösung des Düsseldorfer Büroleiters der Zeitschrift "Focus" beispielsweise wurde schon über 5.000 Mal abgerufen. Karl-Heinz Steinkühler, der für das Magazin aus München einige Enthüllungsgeschichten über die SPD geliefert hatte, als diese noch unangefochten an Rhein und Ruhr herrschte, sei der konservativen Staatskanzlei zu unbequem geworden. Sie intervenierte bei Helmut Markwort, der Steinkühler nach 15 Jahren aus betrieblichen Gründen kündigte. Geholfen habe es dem "Focus"-Mann da auch nicht, dass er es sich mit den beiden WAZ-Größen Bodo Hombach und Ulrich Reitz verdorben hatte, indem er über den Personalabbau dort berichtete. Der ehemals als rot verschrieene WAZ-Konzern sei längst, so der Tenor, eng mit Rüttgers verbandelt. Alfons Pieper glaubt, dass kritische Berichterstattung bei den meisten deutschen Verlegern und Chefredakteuren nicht mehr erwünscht sei. Die Strukturkrise bei den Zeitungen und die Angst um den Arbeitsplatz täten ihr übriges:
"Da entsteht automatisch ein Druck. Das muss man gar nicht sagen, weil jeder dann natürlich in Sorge ist, wer ist der nächste? Und da hängt ja manches dran. Nicht jeder kann es sich erlauben, mit 55 schon irgendeine Art von Altersteilzeit oder so was anzunehmen, denn manchmal sind die Kinder noch in der Ausbildung und wer zahlt das dann noch?"
Doch die Anonymität der Autoren, die ihren Arbeitsplatz nicht gefährden wollen und ihre Texte umsonst, ohne Honorar, liefern, hat auch einen Nachteil. Der Leser fragt sich: warum gerade jetzt ein Blog, das zwar nicht nur, aber doch vor allem die Landesregierung ins Visier nimmt, gerade jetzt, wenige Monate vor der Landtagswahl? Alfons Pieper sagt, dass es vor allem darum gehe, die Meinungsvielfalt in NRW zu erweitern. Kritische Berichte gäbe es auch über SPD, FDP, die Grünen und die Linke. Und so wird man abwarten müssen, wie sich das Blog "Wir-in-NRW" weiter entwickelt - auch über die Landtagswahl hinaus. Doch ein Bedarf an kritischer Berichterstattung besteht. Sonst hätte das Blog mit seinen landespolitischen Themen nach nur wenigen Wochen nicht schon Zugriffszahlen im vierstelligen Bereich.
Website des Blogs "Wir-in-NRW"
Er ist der Einzige, der auf den Seiten des Blogs mit Gesicht und Namen als Autor kenntlich ist. Warum hat er sich auf seine alten Tage noch mit diesem neuen Medium eingelassen?
"Aufgefallen ist uns, wie wir meinen, eine Tendenz bei nicht wenigen Zeitungen, nicht bei allen, aber nicht wenigen Zeitungen gerade in Nordrhein-Westfalen, eine Art Hofberichterstattung zugunsten des Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers. Gegen den ich persönlich nichts habe, aber ich finde es nicht gut, wenn ein Politiker gleich welcher Partei er angehört oder in welchem Amt er auch ist, nur noch Lob und Unterstützung erfährt. Das kann nicht richtig sein."
Uns so schreiben neben Alfons Pieper ein halbes Dutzend Journalisten, die noch bei "normalen" Medien in Nordrhein-Westfalen in Lohn und Brot stehen, unter Pseudonym über Themen, die sie für wichtig halten und in ihren Blättern nicht unterbringen- und bislang nicht nur, aber vor allem über den Ministerpräsidenten. Und über dessen Einfluss auf die Medien im Lande.
Mit einigem Erfolg: Die Geschichte über die Ablösung des Düsseldorfer Büroleiters der Zeitschrift "Focus" beispielsweise wurde schon über 5.000 Mal abgerufen. Karl-Heinz Steinkühler, der für das Magazin aus München einige Enthüllungsgeschichten über die SPD geliefert hatte, als diese noch unangefochten an Rhein und Ruhr herrschte, sei der konservativen Staatskanzlei zu unbequem geworden. Sie intervenierte bei Helmut Markwort, der Steinkühler nach 15 Jahren aus betrieblichen Gründen kündigte. Geholfen habe es dem "Focus"-Mann da auch nicht, dass er es sich mit den beiden WAZ-Größen Bodo Hombach und Ulrich Reitz verdorben hatte, indem er über den Personalabbau dort berichtete. Der ehemals als rot verschrieene WAZ-Konzern sei längst, so der Tenor, eng mit Rüttgers verbandelt. Alfons Pieper glaubt, dass kritische Berichterstattung bei den meisten deutschen Verlegern und Chefredakteuren nicht mehr erwünscht sei. Die Strukturkrise bei den Zeitungen und die Angst um den Arbeitsplatz täten ihr übriges:
"Da entsteht automatisch ein Druck. Das muss man gar nicht sagen, weil jeder dann natürlich in Sorge ist, wer ist der nächste? Und da hängt ja manches dran. Nicht jeder kann es sich erlauben, mit 55 schon irgendeine Art von Altersteilzeit oder so was anzunehmen, denn manchmal sind die Kinder noch in der Ausbildung und wer zahlt das dann noch?"
Doch die Anonymität der Autoren, die ihren Arbeitsplatz nicht gefährden wollen und ihre Texte umsonst, ohne Honorar, liefern, hat auch einen Nachteil. Der Leser fragt sich: warum gerade jetzt ein Blog, das zwar nicht nur, aber doch vor allem die Landesregierung ins Visier nimmt, gerade jetzt, wenige Monate vor der Landtagswahl? Alfons Pieper sagt, dass es vor allem darum gehe, die Meinungsvielfalt in NRW zu erweitern. Kritische Berichte gäbe es auch über SPD, FDP, die Grünen und die Linke. Und so wird man abwarten müssen, wie sich das Blog "Wir-in-NRW" weiter entwickelt - auch über die Landtagswahl hinaus. Doch ein Bedarf an kritischer Berichterstattung besteht. Sonst hätte das Blog mit seinen landespolitischen Themen nach nur wenigen Wochen nicht schon Zugriffszahlen im vierstelligen Bereich.
Website des Blogs "Wir-in-NRW"