Archiv


Functional food

Wer regelmäßig in den Lebensmittelgeschäften einkauft, kennt die Produkte: LC1- Joghurt, Milchdrinks von Actimel oder Yakult, Margarine von Becel, um nur einige zu nennen. Alle diese Nahrungsmittel fallen unter den Begriff des functional food, erläutert Dr. Detlef Goelling, Wissenschaftler und zuständig für die Prozessentwicklung beim dänischen Hersteller von Joghurtkulturen, Danisco Cultor.

Annette Eversberg |
    Functional Food sind im Prinzip verarbeitete Lebensmittel, denen Zusatzstoffe zugemischt sind, die spezielle gesundheitsfördernde Funktionen übernehmen. Es kann sich auch um Lebensmittel handeln, denen Zusatzstoffe entfernt worden sind, wie z.B. Allergene, die Risiken in sich bergen beim Verbraucher, später beim Verzehr der Lebensmittel.

    Die gesundheitsfördernden Wirkungen, die diesen Lebensmitteln zugeschrieben werden, reichen von der Stärkung des Immunsystems und der Vermeidung von Magen-Darmerkrankungen bei den Yoghurts und Milchdrinks bis zur cholesterinsenkenden Wirkung bei Margarine. Die Anreicherung von Lebensmitteln mit Zusatzstoffen wird immer mehr und sogar notwendig, weil unsere Ernährung zu einem wachsenden Anteil aus Nahrungsmitteln, die verarbeitet sind,betont Professor Helmut Erdmann vom Institut für Verfahrenstechnik und Biotechnologie der Fachhochschule Flensburg:

    Das ist ein ganz wichtiger Aspekt, weil die konventionellen Techniken, die über Garungprozesse gehen, viele Inhaltsstoffe zerstören, wie die Vitamine. und bei anderen Prozessen werden eben bestimmte Substanzen zurückgehalten, wie Kalzium, und dass man eben daran forschen soll, wie neue Techniken und neue Kombinationen für die Gesundheit und die Erhaltung der Gesundheit dienlich sind.

    Die Bewertung und Anerkennung der Anreicherung von Lebensmitteln mit gesundheitsfördernden Zusatzstoffen ist jedoch weltweit sehr verschieden. In den USA und Japan schenkt man dem functional food eine besonders hohe Aufmerksamkeit. Das schlägt sich auch in den rechtlichen Bestimmungen nieder: Detlef Goelling.

    In den USA ist es möglich, dass functional food auch beworben werden können mit den entsprechenden health claims, den Gesundheitsaussagen. Auch in Japan ist das möglich. Diese functional food müssen dann ein entsprechendes Zulassungsverfahren durchlaufen, das langwierig und entsprechend kostenintensiv ist. Aber wenn das Zulassungsverfahren erfolgreich durchlaufen wurde, können die functional food auch mit den entsprechenden Werbeaussagen versehen werden.

    In Deutschland ist das anders, das Lebensmittelrecht schließt sogar aus, Nahrungsmitteln eine besondere gesundheitsfördernde Wirkung zuzuschreiben. Abweichend von anderen europäischen Ländern, die wie Finnland z.B. , aus dem viele functional food Produkte kommen, diese Lebensmittel positiv einschätzen. Was übrigens mit den Maßnahmen übereinstimmt, die Finnland unternommen hat, um die Herzkreislauferkrankungen in der Bevölkerung zu reduzieren. Gemeinsam mit Großbritannien, das ebenfalls positiv zum functional food steht, war Finnland darin besonders erfolgreich. Auch in Japan fällt auf, dass die Japaner trotz eines hohen Anteils an Rauchern international die höchste Lebenserwartung haben. Das führen Epidemiologen vor allem auf die Ernährung zurück. Trotzdem bleiben Zweifel. Die Wirkungen von functional food Produkten, zu denen die mit besonderen Milchsäurebakterien angereicherten probiotischen Joghurts gehören, können nicht in allen Fällen nachgewiesen werden. Auch Risiken sind nicht ausgeschlossen, bekennt Detlef Goelling.

    Der Stoffwechsel jedes einzelnen Menschen ist so komplex, man greift an einem Punkt ein und kann doch da am Stoffwechsel einiges bewirken. Deshalb ist es sinnvoll, dass sich die Industrie auf die klinischen Studien verstärkt und aufklärt, um unerwünschte Begleitwirkungen halt auszuschließen.

    Das ist dringend, denn die Verbraucher greifen immer mehr zu solchen Lebensmitteln. Doch eines ist jetzt schon sicher, functional food kann keine schlechte Ernährung wettmachen, das betont auch Detlef Goelling als Vertreter eines Probiotikaherstellers.

    Es ist auf jeden Fall darauf zu achten, dass man insgesamt eine ausgewogene Ernährung zu sich nimmt, dass man Sport treibt. Das alles können Probiotika oder functional food mit Sicherheit nicht ersetzen.