Birgid Becker: Wie steht es um den Plan, Kaufhof und Karstadt zusammen zu legen? Im Grundsatz haben sich die Eigner der beiden Unternehmen darauf verständigt, Anfang Juli war das - und mehr weiß man gesichert eigentlich nicht. Jörg Marksteiner, ungesichert aber kursiert zweierlei: erstens eine angebliche Zustimmung der Banken, und zweitens ein angeblich erheblicher Stellenabbau, der bei Kaufhof geplant sein soll. Was genau ist da im Moment Stand der nicht gesicherten Informationen?
Jörg Marksteiner: Noch haben wir keine Bestätigung von keinem Beteiligten. Das Kaufhof-Management sagte heute: Wir haben laufende Gespräche und Spekulationen kommentieren wir nicht. Und auch aus Österreich vom Karstadt-Mutterkonzern gab es noch keine Stellungnahme. Aber offenbar ist doch aus Bankenkreisen durchgesickert, dass die an den Fusionsgesprächen beteiligten Finanzhäuser dem ganzen wohl zugestimmt haben. Das galt als letzte große Hürde, das hören wir jetzt doch von verschiedenen Stellen, auch wenn sich da noch keiner aus der Deckung wagt. Und ich halte das auch grundsätzlich für plausibel - auch wenn noch nicht jedes Detail wie beim Stellenabbau stimmen muss.
Möglicherweise 5.000 Stellen weniger bei Kaufhof
Becker: Der Kaufhof hat bereits im Frühjahr Einschnitte beim Personal in der Zentrale hinnehmen müssen - und dies auch in durchaus größerem Umfang…
Marksteiner: Ja, allerdings ein Viertel allein in der traditionsreichen Zentrale in Köln. 400 Leute sollen da in den kommenden Jahren gehen. Insgesamt wurden 1.300 Stellen gestrichen im vergangenen Jahr, sagt der Betriebsrat. Und alle Beschäftigten wussten, da kommt noch mehr. Denn schon seit einem Jahr verhandeln Betriebsräte und Management über einen Sparkurs, weil es in den Filialen nicht läuft, das heißt die Unruhe ist groß. Aber dass jetzt möglicherweise bis zu 5.000 Stellen wegfallen sollen durch diese Fusion, das hat alle doch sehr erschreckt. Denn gerade beim Kaufhof ist die Unruhe groß, denn anders als bei den Kollegen von Karstadt haben sie keine Jobgarantien - das heißt, wenn es so käme, drohten ihnen Sozialpläne.
"Blanke Not" bei Kaufhof-Eigner Hudson Bay
Becker: Was überhaupt treibt denn diesen Zusammenlegungsplan? Bekannt ist, dass der Kaufhof-Eigner, die nordamerikanische Hudson Bay Company, in Schwierigkeiten steckt…
Marksteiner: Ja, das ist, würde ich sagen, die blanke Not, so deutlich muss man das sagen. Offenbar ist es so, dass die Banken, die diesen Kauf von Kaufhof, 2015 war das, zum Teil mitfinanziert haben, die sehen offenbar ihre Kredite eher gesichert in einem Joint Venture mit Karstadt, also haben da die größeren Sicherheiten auf Erfolg. Denn die Warenhausgattung steckt natürlich insgesamt gewaltig unter Druck. Der Onlinehandel macht ihnen ordentlich zu schaffen und nimmt Umsätze weg. Dazu kommt: Was wird am meisten in Kaufhäusern verkauft? Das sind Textilien, auch da gibt es sehr viel Druck von Billiganbietern, Primark zum Beispiel, aber auch anderen Herstellern. Karstadt geht es wieder etwas besser, die haben es geschafft in die schwarzen Zahlen zu gehen. Und da liegt es natürlich nah, diese alte Überlegung: Kann man nicht alles zusammenlegen? Denn: Man bräuchte ja nur eine Zentrale, eine Logistik. Ein Einkauf hätte das doppelte Volumen gegenüber den Lieferanten. Man spart sich gegenseitige Rabattschlachten, wenn man gute Eigenmarken hat, könnte man die viel breiter ausrollen. Und das ist wahrscheinlich der Gedanke dahinter, warum die Banken auch sehr mit diesem Gedanken sympathisieren.
"ver.di lehnt Verschmelzung ab"
Becker: Inhaltlich hat sich die Gewerkschaft Verdi nicht zu den Berichten geäußert, erfreut ist sie aber nicht, das geht aus einer Mitteilung am Nachmittag hervor.
Marksteiner: Sie ist vor allem sehr deutlich überrascht, das habe ich daraus gelesen. Sie zitiert den Gesamtbetriebsratsvorsitzenden von Galeria Kaufhof Uwe Höpfel, der sagt, das sei skandalös, jetzt aus den Medien zu erfahren, dass da 5.000 Stellen möglicherweise wegfallen. Also ihre Hauptforderung ist: Wir wollen einbezogen werden. Und ver.di sagt auch am Rande versteckt: Wir lehnen eine Verschmelzung ab. Das heißt, sollten, wie vermutet, die Verträge in der kommenden Woche unterschrieben werden, ist auf jeden Fall nochmal ordentlich Pulver in der Sache in der Auseinandersetzung mit ver.di.