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Fusionspläne
Rheinland-Pfalz sagt Opel volle Unterstützung zu

Der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Volker Wissing (FDP) verspricht, den möglichen Übernahmeprozess des Autoherstellers Opel durch Peugeot zu begleiten. Im Deutschlandfunk äußerte er Bedenken über die wirtschaftspolitische Lage in Europa, sieht in einer Fusion der beiden Unternehmen aber auch neue Möglichkeiten.

Volker Wissing im Gespräch mit Christine Heuer |
    Der rheinland-pfälzische Landesvorsitzende der FDP, Volker Wissing, sitzt am 30.03.2016 in Mainz (Rheinland-Pfalz) auf einer Pressekonferenz über die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen mit der SPD und Bündnis 90/ Die Grünen.
    Der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Volker Wissing ist offen für Gespräche mit PSA. (dpa / picture alliance / Andreas Arnold)
    Wissing sagte, die Landesregierung sei gesprächsoffen gegenüber allen Seiten. Rheinland-Pfalz wolle dem Käufer von Opel eine faire Chance geben, allerdings erwarte er vom französischen PSA-Konzern ein klares Bekenntnis zur deutschen Marke Opel und zu den deutschen Standorten: "Wir haben gestern schon Gespräche geführt und haben deutlich gemacht, dass wir unsere volle Unterstützung anbieten, um die Standorte zu erhalten."
    Unter anderem könne Rheinland-Pfalz mit guter Verkehrsinfrastruktur dabei helfen, das Opel-Komponentenwerk in Kaiserslautern zu sichern. Eine Allianz der Autohersteller könne allen Seiten etwas bringen, er sei überzeugt davon, dass das ein gutes Modell sei: "Natürlich müssen sich die Unternehmen am Ende am Markt bewähren. Aber Opel ist gut aufgestellt und kann sich diesem Wettbewerb auch stellen."
    Wissing sieht durchaus einen Zusammenhang des geplanten Austritts Großbritanniens aus der EU mit den Übernahmegesprächen für den Opel-Konzern: Durch den Brexit werde es für die Amerikaner unübersichtlicher auf dem europäischen Markt.

    Das Interview in voller Länge:
    Christine Heuer: Ich begrüße nun Volker Wissing. Der Freie Demokrat ist Wirtschaftsminister in Rheinland-Pfalz, und dort gibt es den Opel-Standort in Kaiserslautern. Guten Morgen, Herr Wissing.
    Volker Wissing: Guten Morgen, Frau Heuer.
    Heuer: Sie haben es gerade gehört von Rainer Einenkel. Er sagt, die Politik sei nun gefordert. Was können Sie tun, um Opel an Ihrem Standort und vielleicht in ganz Deutschland zu helfen?
    Wissing: Zunächst einmal haben wir umgehend Kontakt mit dem Opel-Vorstand aufgenommen. Wir haben gestern schon Gespräche geführt und haben deutlich gemacht, dass wir unsere volle Unterstützung anbieten, um die Standorte zu erhalten. Das ist das erste, was wir tun konnten und auch tun mussten. Wir sind so aufgestellt, dass wir ein klares Bekenntnis zur deutschen Marke erwarten und auch zu den deutschen Standorten.
    Es geht jetzt darum, in alle Richtungen Gespräche zu führen. Ich bin bereit, dem potenziellen Käufer eine faire Chance zu geben. Wir leben hier aber in einer sozialen Marktwirtschaft. Deshalb erwarte ich auch von PSA ein klares Bekenntnis zur deutschen Marke und zu allen deutschen Standorten. Ich bin für den Vorstand des potenziellen Käufers auch jederzeit ansprechbar und habe bereits erste Signale, dass er sich zeitnah bei mir als Wirtschaftsminister melden wird.
    "Wir sind bereit, alles zu tun, damit dieser Standort gesichert wird"
    Heuer: Sie wollen dem Käufer eine faire Chance geben. Das ist nett von Ihnen, Herr Wissing. Aber kann das PSA und kann das vor allen Dingen GM nicht völlig egal sein?
    Wissing: Wir haben hier einen sehr attraktiven Standort und wir haben hier eine unglaublich hohe Bereitschaft, eng zusammenzuarbeiten in Rheinland-Pfalz. Das gilt, was die Belegschaft angeht, was die Führung des Werkes hier in Rheinland-Pfalz angeht, und auch, was die Kommunikation mit der Landesregierung angeht. Wir sind bereit, alles zu tun, damit dieser Standort dauerhaft gesichert wird.
    Heuer: Auch Geld zu geben dafür, Herr Wissing?
    Wissing: Zunächst einmal ist es hier nicht Aufgabe jetzt der Landesregierung, Geld zu geben. Es hat uns auch niemand nach Geld gefragt. Es geht ja darum, dass GM sich von Opel augenscheinlich trennen will. Die Kooperation zwischen GM und Opel war in den letzten Jahren schwierig geworden. Wir können aus einem solchen Konzept auch etwas machen, wenn alle zusammenarbeiten. Eine solche Allianz, die ja von Seiten Peugeots immer wieder betont wird, kann ja auch Vorteile bringen.
    Deswegen macht es keinen Sinn, jetzt erst einmal die Dinge nur negativ zu sehen. Aber das setzt voraus, dass alle die Bereitschaft haben, offen miteinander zu reden, und das Werk braucht die Standorte hier in Deutschland. Das ist auch Ausdruck des Bekenntnisses zur deutschen Marke. Und wenn es in diesem Sinne eine echte Allianz geben soll zwischen PSA und Opel, dann bin ich davon überzeugt, dass das auch ein gutes Modell sein kann.
    Heuer: Die Standorte und die Beschäftigungsverhältnisse in Deutschland halten, das streben Sie an. Und was wäre dann Opel in Deutschland bereit zu geben? Wo ist die Gegenleistung in der Allianz, was schwebt Ihnen da vor, Herr Wissing?
    Wissing: Zunächst einmal haben wir hoch motivierte Mitarbeiter hier in Deutschland. Das ist eine sehr hohe Qualität an Arbeit, die hier abgeliefert wird. Wir haben hervorragende Ingenieure bei Opel, die ja ein wichtiges Asset auch des Unternehmens sind, und das wird man nur erhalten können, wenn auch die deutschen Standorte erhalten werden.
    Heuer: Aber nun ist Peugeot selber in einer schwierigen Lage und würde die Führung in einem solchen Unternehmen natürlich inne haben. Wo, glauben Sie, werden da eher Beschäftigte abgebaut, in Deutschland oder in Frankreich, wo der Chef sitzt?
    Wissing: Ich sage noch mal: Für uns ist das nicht hinnehmbar, dass die Verantwortung für die deutschen Standorte nicht wahrgenommen wird, und deswegen haben wir eine ausgestreckte Hand, sind gesprächsoffen. Wir haben mit dem Vorstand von Opel auch vereinbart, dass wir uns ganz eng gegenseitig informieren über die nächsten Schritte. Und ich bin, ich betone das noch mal, als Wirtschaftsminister von Rheinland-Pfalz auch für den Vorstand von PSA jederzeit ansprechbar.
    "Opel ist gut aufgestellt und kann sich diesem Wettbewerb auch stellen"
    Heuer: Herr Wissing, Opel schreibt seit 1999 kontinuierlich Verluste. Kann man da nicht gerade als Liberaler, der Sie ja sind, auch sagen, na ja, gut, das Geschäftsmodell geht einfach nicht mehr auf und da wirkt eben das freie Spiel der Kräfte?
    Wissing: Es ist nicht Aufgabe eines Wirtschaftsministers, Geschäftsmodelle von Unternehmen zu bewerten. Natürlich haben Sie Recht, dass die Unternehmen sich am Ende am Markt bewähren müssen, und dass im Automobilsektor wir einen sehr harten Wettbewerb haben, das ist auch klar. Die Automobilbranche steht vor einem großen Transformationsprozess: Elektromobilität, dann dieser ständige Druck auch, der die Umweltstandards nach oben treibt. Das alles sind enorme Herausforderungen für die Automobilwirtschaft.
    Aber noch mal: Opel ist gut aufgestellt und kann sich diesem Wettbewerb auch stellen und die Verantwortung dafür liegt natürlich nicht zunächst auf politischer Seite, sondern auf Seite des Managements. Was wir tun können ist ein klares Bekenntnis abgeben, dass wir die Standorte unterstützen wollen. Wir können dort über Verkehrsinfrastruktur und andere Dinge helfen, die Standort-Attraktivität hochzuhalten. Das haben wir in den letzten Jahren gemacht und dazu sind wir auch in Zukunft bereit.
    Es wäre ja ungewöhnlich, wenn ein Unternehmen nicht Wert darauf legen würde, dass auch eine Regierung ein klares Bekenntnis abgibt. Wir haben im Übrigen - das muss ich noch sagen - mit französischen Unternehmen in Rheinland-Pfalz sehr gute Erfahrungen. Wir haben eine sehr lange Präsenz des Reifenwerks Michelin beispielsweise in Bad Kreuznach mit einer sehr, sehr hohen Akzeptanz.
    Heuer: Herr Wissing, jetzt haben wir noch 50 Sekunden und ich muss und möchte Ihnen unbedingt die Frage noch stellen: Hat der mögliche Verkauf jetzt mit Donald Trump und America first zu tun?
    Wissing: Ich glaube, dass die Möglichkeit, dass es einen Zusammenhang mit dem Brexit gibt, durchaus gegeben ist, denn Opel hat ja auch mit Vauxhall einen wichtigen Standort in UK. Und dass das für die Amerikaner unübersichtlicher wird, wenn Europa dabei ist zu spalten, das könnte eine Rolle gespielt haben. Das zeigt auch, dass wir hier in Europa mit diesen Diskussionen mit dem Feuer spielen.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.