Samstag-Vormittag in den USA. Kommentator Phil Bonney begrüßt die Zuschauer von "Fox Sports One" aus dem Stadion in Dortmund. Einem hallenden Stadion, wie er hervorhebt. Allen Widrigkeiten zum Trotz, so Bonney, gebe es den 26. Spieltag der Fußball-Bundesliga.
Normalerweise konkurriert die deutsche Fußball-Bundesliga am Samstagmorgen in den USA je nach Jahreszeit mit der Premier League, College-Football oder auch der Rennserie NASCAR. Doch am Samstag gehörte ihr die Fußball-Bühne ganz alleine - und zwar weltweit. Und deshalb, meinte Kommentator Bonney, würden Millionen von Fußball-Fans das Revierderby zwischen Dortmund und Schalke verfolgen.
In Nordamerika steht der Sport seit dem 11. März still. Keine Playoffs in der Basketball-Liga NBA und der Eishockey-Liga NHL. Und auch keine Liga-Partien in der Major League Baseball und der Major League Soccer. Seit Wochen wird viel diskutiert, ob und wie die Spielzeiten fortgesetzt werden könnten. Doch konkrete Pläne gibt es noch nicht. Womöglich hilft ein Blick nach Deutschland. Chris Fleming, ehemaliger deutscher Basketball-Nationaltrainer und seit Herbst Assistenzcoach bei den Chicago Bulls, meint, dass derzeit nicht nur die Fußball-Fans in Nordamerika den Weg der Bundesliga verfolgen würden, sondern auch die Verantwortlichen der stärksten Basketball-Liga der Welt. Fleming sagte gegenüber dem Deutschlandfunk:
"Ich glaube, alle in der NBA schauen Richtung Fußball-Bundesliga, um zu sehen, wie das läuft. Vor allem, wie sie mit Fällen umgehen, wenn Spieler tatsächlich, oder sogar mehrere Spieler, mit Coronavirus auflaufen. Das ist sicherlich ein gutes Beispiel für uns, um zu sehen, was wir tun können und was wir lernen können."
Die Zuschauer des Spiels Frankfurt gegen Mönchengladbach erfuhren einiges über das Hygienekonzept der Deutschen Fußball-Liga. So erklärte der Kommentator vorab, dass die Teams nicht zusammen auf den Platz kommen würden, sondern einzeln. Dass es jede Menge Masken und Vorsichtsmaßnahmen gäbe - und dass diese Schritte eben der sicherste Weg seien, um eine Wiederaufnahme des Bundesliga-Spielbetriebes zu gewährleisten.
Aber ist all dies auf den US-Sport übertragbar? Der ehemalige amerikanische Fußball-Nationalspieler und heutige ESPN-Experte Taylor Twellman ist sehr skeptisch:
"Es ist eine politische Frage. Tatsache ist, dass wir immer noch nicht wissen, wie weit wir in den USA mit den Tests sind. So sehr die Major League Soccer, die NBA, Major League Baseball und auch die NHL gucken wollen, was Deutschland macht, das ist ein Vergleich von Äpfeln und Birnen. Denn jedes Land ist mit dem Coronavirus anders umgegangen."
Die USA haben mit rund 1,5 Millionen positiven Tests weltweit die meisten Coronafälle. Knapp 90.000 Menschen sind gestorben - auch das ist ein trauriger Spitzenwert. So sehr Twellman das Interesse der US-Ligen am Weg der Bundesliga versteht, kopieren, betont er, könne man diese Schritte nicht.
"Als Land nicht genug Tests"
"Die möchten sich das anschauen und sehen, ob es klappt. Aber in den USA funktioniert das so nicht, wenn es nicht ausreichend Tests gibt. Und das ist das größte Problem, sagen mir meine Kontakte in der NBA, der Major League Baseball und der Major League Soccer."
Die NBA hat betont, dass sie 15.000 Tests benötigen würde, um die Saison beenden zu können. Allerdings werde man diese nicht beanspruchen, so lange es nicht ausreichend Tests für die Öffentlichkeit gebe. Ähnliche Worte gab es auch aus der Eishockey-Liga NHL. Basketball-Trainer Chris Fleming hat dafür Verständnis:
"Dadurch, dass wir als Land nicht genug Tests haben für die immer noch sehr hohe Anzahl von Nicht-Basketballern, die täglich krank werden, ist das sehr schwierig, dann die notwendigen Tests für die NBA zu rechtfertigen."
"Dadurch, dass wir als Land nicht genug Tests haben für die immer noch sehr hohe Anzahl von Nicht-Basketballern, die täglich krank werden, ist das sehr schwierig, dann die notwendigen Tests für die NBA zu rechtfertigen."
Doch selbst wenn irgendwann genug Tests zur Verfügung stehen, ist eines klar: Ob Basketball, Eishockey, Baseball oder Fußball - alle Spiele würden ohne Zuschauer ausgetragen werden. Wie das aussieht und wie sich das anhört, wissen sie in den USA seit Samstagvormittag aus der Fußball-Bundesliga.