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Fußball-Bundesliga
Borussia verstärkt Bayern

Nach Mario Götze im Sommer 2013 wechselt im kommenden Sommer Robert Lewandowski nach München. Wieder verstärkt ein Dortmund die Bayern - ein Kommentar.

Von Matthias Friebe | 05.01.2014
    Jetzt also doch: Robert Lewandowski, Topstürmer von Borussia Dortmund wechselt nach München zum FC Bayern. So langwierig und zum Teil schmutzig das Gezerre um Lewandowski in den vergangenen Monaten war, so leise, schnell und unkompliziert ging der Transfer dann jetzt über die Bühne. Zum zweiten Mal in Folge kann in diesem Sommer das Dortmunder Kürzel BVB auch für Borussia verstärkt Bayern stehen.
    Rückblick: April 2013, aus heiterem Himmel wird eine Transfer-Sensation bekanntgegeben. Dortmunds Supertalent Mario Götze wechselt für rund 37 Millionen Euro nach München zum großen Rivalen. Einen ungünstigeren Zeitpunkt hätte man für die Bekanntgabe des Transfers nicht wählen können. Schon tags drauf empfängt die Borussia im Hinspiel des Champions-League-Halbfinals Real Madrid. Der Aufruhr ist vor allem bei den Dortmund-Fans gewaltig. Eine Verletzung Götzes verhindert schließlich einige Wochen später seinen Einsatz im denkwürdigen Endspiel gegen seinen neuen Arbeitgeber. Seinen Status als Publikumsliebling war Götze aber binnen Minuten los.
    Borussia verstärkt Bayern zum Zweiten: Mit Robert Lewandowski wechselt der aktuell möglicherweise wertvollste Dortmunder zu den Bayern. Für die Westfalen erneut ein schwerer Schlag, Ersatz zu finden wird eine Mammutaufgabe für die sportliche Abteilung um Sportdirektor Michael Zorc. Für den Spieler ein nachvollziehbarer Wechsel. Mit den Dortmundern hat er zweimal die Meisterschaft gewonnen, dazu einmal den DFB-Pokal, ist unangefochtener Star der Mannschaft. Sich auf höchstem Niveau noch weiterzuentwickeln geht für Lewandowski, dem mit 25 die besten Fußballerjahre bevorstehen dürften, wohl nur durch einen Wechsel. Welcher Klub liegt da näher als Europas gegenwärtige Nummer 1?
    Deutschlands Vorzeigeklub aus München bedient sich also erneut einer schon seit Jahrzehnten beliebten und erfolgreichen Taktik: Die eigene Mannschaft durch einen Transfer verstärken und gleichzeitig die härtesten Rivalen schwächen. Auch in dieser Disziplin waren die Bayern schon immer einsame Spitze in der Bundesliga. Mit dem Lewandowski-Transfer gelingt ihnen das auch 2014 auf spektakuläre Art und Weise, nicht zuletzt weil der Stürmer auch noch ablösefrei nach München kommt. Den Anspruch auf den Spitzenplatz an der Sonne zementieren die Bayern damit nur noch ein Stückchen mehr.
    Lewandowski macht das Spiel der Bayern noch weniger ausrechenbar. Der Pole ist ein spielstarker, mannschaftsdienlicher und technisch herausragender Fußballer und damit wohl einer der wenigen überhaupt, der das exzellent besetzte bayerische Star-Ensemble noch aufwerten kann.
    Warum aber bleiben Umfeld und Fans der Dortmunder dieses Mal so viel ruhiger als noch vor einem Jahr beim Götze-Transfer? Es ist wohl vor allem die Vorbereitungszeit. Nicht wie dem aus heiterem Himmel über die Dortmunder hereinplatzenden Verlust Götzes, konnte man sich jetzt wohl oder übel schon lange mit den Gedanken anfreunden. Das Gezerre um Lewandowski zieht sich ja schon gefühlte Ewigkeiten hin. Trotz aller schmutzigen Wäsche, die dabei vor allem durch Lewandowskis Berater in den letzten Monaten gewaschen wurde, trägt ein zweites zur zumindest öffentlich demonstrierten Dortmunder Gelassenheit bei. Lewandowski hat sich – wenn auch zusätzlich durch eine saftige Gehaltserhöhung im Sommer motiviert – beim BVB immer professionell verhalten und überzeugt nach wie vor als unumstrittener Leistungsträger. Mit elf Toren führt er die Bundesliga-Torschützenliste an, wettbewerbsübergreifend hat er im ersten Saisonhalbjahr schon 16 Mal eingenetzt. Weitere Tore dürften in der Rückrunde hinzukommen. Seine Bilanz liest sich ausgezeichnet. 115 Bundesliga-Spiele, 65 Tore. Dazu eine beeindruckende Quote in der Champions League.
    Für die Spannung in der Bundesliga bleibt nur zu hoffen, dass es den Dortmundern gelingt, wie schon so oft, einen Trumpf aus dem Transfer-Ärmel zu schütteln. Vielleicht gelingt es doch den Abstand zu den Bayern kleiner als gedacht zu halten. Jetzt aber wächst er erst einmal, nachdem Lewandowski die Bayern verstärkt.