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Fußball-Bundesliga
Hertha BSC droht im Ernstfall Mannschafts-Quarantäne

Das DFL-Hygienekonzept sieht vor, dass eine Mannschaft auch trotz positivem Coronatest nicht in Quarantäne muss. Das Dresdner Gesundheitsamt sah das anders und hat nach zwei positiven Tests den kompletten Dynamo-Kader in Quarantäne geschickt. Dieses Szenario könnte auch Hertha BSC drohen.

Von Maximilian Rieger |
Eine Flagge des Fußball-Bundesligisten Hertha BSC weht auf dem Gelände von Hertha in Berlin im Wind.
Im Falle eines positiven Corona-Tests muss womöglich die gesamte Mannschaft von Hertha BSC in Quarantäne (dpa/Florian Schuh)
Keine Handshakes, kein Spucken und Abseits des Platzes strikte Einhaltung der Abstandsregeln - das DFL-Hygienekonzept sieht diverse Maßnahmen vor, damit eine infizierte Person niemand anderes anstecken kann.
Aufgrund dieser Maßnahmen ist die DFL der Meinung, dass selbst wenn ein Infizierter an einem Mannschaftstraining oder Spiel teilnehmen sollte, die restlichen Spieler nur Kontaktpersonen der 2. Kategorie sind – das heißt, dass sie nach den Vorgaben des Robert Koch-Instituts nicht in Quarantäne müssten.
Dynamo Dresden bereits in Quarantäne
Das Gesundheitsamt Dresden ist zu einer anderen Einschätzung gekommen: Nach zwei positiven Tests hat das Amt alle Spieler als Kontaktpersonen der 1. Kategorie eingestuft – 14 Tage Quarantäne und ein verspäteter Neustart in die 2. Bundesliga sind die Folge.
Eine Maßnahme, die auch Hertha BSC Berlin treffen könnte. Denn auch wenn das RKI in einer normalen Gesprächssituation erst nach 15 Minuten Kontakt von Angesicht zu Angesicht von einer Gefährdung der Kategorie 1 ausgeht: Die Situation bei einem Fußballspiel sei eine andere, sagt der für Hertha zuständige Bezirksstadtrat für Soziales und Gesundheit, Detlef Wagner, im Deutschlandfunk: "Die Problematik bei einem Fußballspiel ist es, dass man sich spätestens in dem Moment, wenn man dem anderen den Ball abgejagt oder ineinander hineinrennt, definitiv einen Kontakt erster Güte hat. Und zwar nicht aufgrund der 15 Minuten, sondern weil man eben geschafft hat, auch Körperflüssigkeiten auszutauschen, wenn man vergeschwitzt ist."
Herta-BSC-Spieler Salomon Kalou joggt beim Training.
Video von Kalou in der Coronakrise - Hertha hat nichts verstanden
Hertha-Spieler Salomon Kalou hat ein Video aufgenommen, in dem er und seine Teamkollegen gegen Hygieneregeln verstoßen. Der Verein beweist damit, der Verantwortung nicht gewachsen zu sein, kommentiert Maximilian Rieger.
Sollte also bei einem Spiel mit Hertha-Beteiligung ein Infizierter mitspielen, würde dies 14 Tage Quarantäne bedeuten – sehr wahrscheinlich auch für die gegnerische Mannschaft. Außer, das Gesundheitsamt, das für den Gegner zuständig ist, käme zu einer anderen Einschätzung, so Wagner.
Gesundheitsämter wollen im Einzelfall entscheiden
Möglich wäre das, denn eine Deutschlandfunk-Abfrage bei allen zuständigen Gesundheitsämtern zeigt: Die meisten Ämter wollen im Einzelfall entscheiden. Einige Ämter lassen aber durchblicken, dass auch sie eher geneigt sind, ganze Mannschaften in Quarantäne zu schicken.
Enger Kontakt führe in der Regel zu einer Klassifizierung als Kontaktperson der Kategorie 1, schreibt zum Beispiel die Bremer Behörde. Und aus Kiel heißt es: "Im Zweifel würden wir von den schlechtesten Bedingungen ausgehen und die Maßnahmen dementsprechend anordnen."