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Fußball-Bundesliga
St. Pauli tritt Streit um TV-Einnahmen los

Der Fußball-Zweitligist FC St. Pauli will all jene Klubs, die mehrheitlich von einem Konzern oder einer Privatperson kontrolliert werden, von der Teilhabe an den Vermarktungseinnahmen der ersten und zweiten Bundesliga ausschließen. Doch das Ziel ist wohl ein anderes.

Von Daniel Theweleit |
    Der Geschäftsführer des FC St. Pauli, Andreas Rettig, steht in den leeren Rängen des Millerntor-Stadions
    Andreas Rettig, Ex-DFL-Geschäftsführer und heute beim Drittligisten Viktoria Köln tätig (dpa/picture alliance/Revierfoto)
    Die Vertreter der betroffenen Klubs staunten gehörig, als die Satzungsänderungsvorschläge des FC St. Pauli Mitte November in der Zentrale der Deutschen Fußball-Liga eintrafen. Sofort verabredeten sich die Geschäftsführer aus Leverkusen, Wolfsburg, Hoffenheim und Hannover, um ihre Gegenstrategie abzustimmen. Und entwarfen ein Horrorszenario für den gesamten deutschen Profifußball.
    Mit dem Antrag werde "das Gesamtkonstrukt der Solidargemeinschaft" infrage gestellt, heißt es in einer Stellungnahme. Die vier betroffenen Bundesligisten warnen vor einem Ende der Zentralvermarktung, über die alle Klubs nach einem bestimmten Schlüssel an den Fernseh- und Vermarktungseinnahmen beteiligt werden. Und Bayer Leverkusens Sportchef Rudi Völler erkannte in dem Antrag sofort die Handschrift von Andreas Rettig, dem Geschäftsführer des FC St. Pauli: "Das ist ein typischer Rettig, der sicherlich, ich will nicht sagen über das Ziel hinausgeschossen ist, aber er versucht natürlich, da Dinge voranzutreiben, bei denen es überhaupt nichts voranzutreiben gibt. Sicherlich ein bisschen populistisch auf seine Art und Weise. Was er gerne so ein bisschen macht, so ein bisschen auf Schweinchen Schlau machen, weil er im Grunde versucht, einen kleineren Kompromiss zu finden."
    Weniger Geld für die Werksklubs?
    Damit deutet Völler an, was jenseits der ersten Hysterie, hinter den Türen in der Liga diskutiert wird. Der Antrag des FC St. Pauli ist wohl kein Vorschlag, den die Hamburger für ernsthaft umsetzbar halten. Vielmehr handelt es sich um eine Maximalforderung, die in der Hoffnung gestellt wurde, dass am Ende eines demokratischen Meinungsfindungsprozesses die von Völler erwähnte kleinere Lösung stehen wird.
    Und eine solche Variante könnte so aussehen, dass den von der 50+1-Regel ausgenommen Klubs Punkte in der Rangliste abgezogen werden, über die die Höhe der an jeden Verein ausgeschütteten TV-Gelder ermittelt wird. Klubs, die von Privatleuten oder Konzernen kontrolliert werden, würden einfach einige Millionen Euro weniger bekommen. Weil sie über Finanzierungsmöglichkeiten verfügen, die der Konkurrenz fehlen. Davon könnte der FC Bayern ebenso profitieren wie ein kleiner Zweitligist.
    Solch ein Szenario könnte durchaus mehrheitsfähig sein. Zumal der von vielen Fans strikt abgelehnte Einstieg für Investoren grundsätzlich unattraktiver würde. Es wird spannende Debatten geben, wenn die Vorschläge des FC St. Pauli am 2. Dezember auf der Vollversammlung der Deutschen Fußball-Liga diskutiert werden.